Das Thema Nottöten von Schweinen ist äußerst heikel. Insbesondere seitdem die Tierärztliche Hochschule Hannover in einer Studie festgestellt hat, dass viele Schweine nicht fachgerecht betäubt und getötet werden, ist die Branche sensibilisiert. Die größte Frage, die sich die Landwirte nach wie vor stellen, ist: Wann muss ein Tier von seinem Leiden erlöst werden und wie macht man das fachgerecht?
Bei seiner jüngsten Tagung in Münster hat sich der WLV-Veredlungsausschuss des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) diese Woche einstimmig für verpflichtende Schulungen ausgesprochen. Ziel ist, Landwirten, die Schweine halten, den sicheren Umgang mit erkrankten oder verletzten Schweinen sowie das tierschutzgerechte Töten zu zeigen. In den Schulungen soll den Landwirten Theorie und Praxis vermittelt werden. Die praktischen Übungen sollen dazu beitragen, dass die Landwirte sicher mit den zugelassenen Betäubungs- und Tötungsmethoden umgehen können und die psychische Hemmschwelle gesenkt wird. Nach den Vorstellungen des WLV soll die Sachkunde von Hoftierärzten oder Tierärzten des Tiergesundheitsdienstes vermittelt werden. Damit das Thema nicht auf die lange Bank geschoben wird, wurde einstimmig beschlossen, dass alle Schweinehalter die Schulung bis Ende 2018 absolvieren sollen.
Auch Fachtierarzt Dr. Christoph Sudendey von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Büren FGS-GmbH plädiert für entsprechende Schulungen. Er betonte noch einmal, dass der Landwirt als Tierbesitzer verantwortlich dafür ist, dass seine Schweine fachgerecht betäubt und getötet werden. Der Experte räumte aber auch ein, dass es äußerst schwierig sei, die Entscheidung immer zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. „Letztendlich ist und bleibt das Thema Nottöten eine Einzelfallentscheidung, die gegebenenfalls vor Ort z.B. zwischen Tierarzt, Berater und Landwirt besprochen werden sollte“, so Sudendey.