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Der Boden bestimmt seine Bearbeitung

Lesezeit: 7 Minuten

Bodenbearbeitung stellt grundsätzlich einen Eingriff ins Ökosystem dar. Ihre Intensität sollte daher immer dem Boden und seinem aktuellen Zustand entsprechen.


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Ein fruchtbarer Boden ist die Grundlage für eine stabile Ertragsfähigkeit im Ackerbau. Umso wichtiger ist es, die Kennzeichen einer gesunden Bodenfruchtbarkeit zu erkennen und passende Handlungen abzuleiten. Die Bodenfruchtbarkeit ist die Summe vieler einzelner Parameter, die einerseits standortgebunden sind, andererseits aber auch durch die Art und Weise der Bewirtschaftung beeinflusst werden können.


Leider sind viele der Faktoren, wie zum Beispiel die Nährstoffversorgung und der Besatz mit Mikroorganismen und Bodenpilzen, nur mit erweiterten Analysen im Labor festzustellen. Eine Möglichkeit zur „Schnellanalyse“ bietet die Spatenprobe. Denn die Bodengare ist der erste sichtbare Indikator für den Gesundheitszustand des Bodens. Ist sie unzureichend, ist dies ein erster Warnhinweis für gehemmte Bodenfunktionen und somit für ein beeinträchtigtes Bodenfruchtbarkeitspotenzial. Die Beurteilung des Bodenzustands per Spatenprobe erfolgt in drei Schritten, die nachfolgend erklärt werden.


Schritt 1: Den Bodenziegel störungsfrei ausheben


Eine Bodenansprache im Feld benötigt nur wenige Hilfsmittel: einen Spaten und die Sinnesorgane des Landwirts. Denn es gilt: Sehen, Fühlen, Riechen. Wichtig ist ein stabiler Spaten mit langem Blatt (mind. 30 cm), sodass Sie einen möglichst tiefen Bodenziegel auch unterhalb der gewöhnlichen Arbeitstiefe ausheben können.


Suchen Sie sich dazu zwei bis drei repräsentative Stellen auf dem Acker aus. Ist der Acker bewachsen, heben sie immer eine Stelle mit aktivem Bewuchs aus – wenn möglich mit einer Pfahlwurzel. Graben Sie vor der gewünschten Untersuchungsstelle eine kleine Grube. Stechen Sie links und rechts vom Block zwei Schlitze ein, um den Bodenziegel nach links und rechts zu begrenzen. Stechen Sie dann 15 bis 20 cm hinter dem Ziegel mit dem Spaten in den Boden. Hebeln Sie ihn dann über die Grube aus und lassen Sie den Bodenziegel auf dem Spaten ruhen. Wie diese Arbeit in der Praxis aussieht, sehen Sie in den Bildern auf den nächsten Seiten.


Schritt 2: Den garezustand aufnehmen


Eigenschaft 1 – Bodenoberfläche: Böden schützen sich vor Umwelteinflüssen. Dementsprechend ist ihre Oberfläche das „Schutzschild“ der Böden. Je dichter der Pflanzenbewuchs, desto weniger Angriffsfläche haben Umwelteinflüsse – brachliegenden Flächen fehlt dieser Schutz. Sie verschlämmen häufig, da der Niederschlag ungebremst auf den Boden prasselt. Eine stark verschlämmte Bodenoberfläche behindert den Gasaustausch und die Aufnahme von Niederschlägen. Das Wissen um die Bodenoberfläche ist vor allem in wachsenden Kulturen wichtig. Um den Gasaustausch anzuregen, können Sie verschlämmte Bodenoberflächen z.B. mit Striegel oder Cambridgewalze aufbrechen.


Beobachten Sie starke Verschlämmungen häufiger, kann das ein Hinweis auf einen Mangel an organischer Bodensubstanz (Humus) oder Calcium bzw. Magnesium sein oder auf eine Überversorgung mit strukturschwachen Elementen wie Kalium hindeuten. Eine Bodenanalyse schafft hier Klarheit.


Eigenschaft 2 – Bodengefüge: Das Bodengefüge ist meist eine Mischung verschiedener Aggregatzustände. Als Bodenaggregat bezeichnet man dabei den Formzustand der festen Bodenmaterie. Diese schließt mineralische Fraktionen (Sand, Schluff, Ton) ebenso mit ein wie organische Substanzen (Humus). Die Lagerungsdichte bestimmt dabei über den Anteil an Grob-, Mittel- und Feinporen, die ihrerseits den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens regulieren.


Die Bodenart wird über die Korngrößenverteilung (Anteil der Sand-, Schluff- und Tonfraktion) bestimmt. Dabei entstehen biotische und abiotische Gefügeformen, welche stark durch bodenbildende Prozesse sowie durch die Interaktion Pflanze-Wurzel-Bodenleben entstehen. Biotische Aufbaugefüge kennzeichnen sich durch rundliche Formen. Sie sind in der Regel „lebendverbaut“. Das bedeutet, sie sind sehr stabil, auch gegenüber Wasser und mechanischen Belastungen. Zudem sind sie Verbindungsformen der organischen Substanz mit dem mineralischen Bodenbestandteil: der sogenannte Ton-Humus-Komplex.


Abiotische Absonderungs- sowie Fragmentgefüge sind kantig. Der wohl größte Unterschied zu den rundlichen Formen ist die fehlende biotische Aktivität, welche Formen rund macht. Sie entstehen durch bodenbildende Prozesse, Witterungseinflüsse (Wasser: Quellen, Schrumpfen; Frost: Frieren, Wiederauftauen) sowie durch mechanische Einflüsse (Bodenbearbeitung).


Rauen Sie zur Überprüfung des Bodengefüges den auf dem Spaten liegenden Bodenziegel mit einer Gartenharke etwas auf. Beurteilen Sie den Anteil biotischer sowie abiotischer Formen am Bodenziegel. Im Optimalfall ist der obere Krumenbereich stark mit Feinwurzeln durchzogen und weist einen hohen Anteil rundlicher Formen auf.


In der Tiefe kann deren Zahl leicht abnehmend sein, wichtig ist aber ein fließender Übergang sowie ein für Pflanzenwurzeln erschließbarer Unterboden. Suboptimale Bodenstruktur kennzeichnet sich durch einen hohen Anteil kantiger Formen, scharfkantige Übergänge und eingeschränkte bis gar keine Durchwurzelung gewisser Bodenschichten. Meist ist hier die Struktur dann plattenartig. Nehmen Sie auch die Wuchsform der Pflanzenwurzel – wenn vorhanden einen Pfahlwurzler – als Beurteilungsmaßstab zur Hilfe. Ist sie gerade oder weicht sie Verdichtungen aus? Zuletzt können Sie den Bodenziegel aus einem Meter Höhe vom Spaten fallen lassen. Rundliche Formen zerfallen schön krümelig, kantige Strukturen bleiben als festere Blöcke bzw. Platten bestehen. Schätzen Sie dann den Anteil der Strukturen: Krümel, Brocken und Platten.


Eigenschaft 3 – Bodenleben: Böden leben nicht, sind aber belebt. Allerdings ist das Bodenleben mit dem bloßen Auge nur schwer zu erkennen, da viele Bodentiere schlichtweg zu klein sind. Messungen im Labor können hier ansatzweise die Menge und Qualität des Bodenlebens wiedergeben. Auf dem Feld deuten lebendverbaute, rundliche Krümel auf ein Vorhandensein der wichtigsten Mikroorganismen und Pilze im Boden hin. Je höher der Anteil lebendverbauter Krümel, desto aktiver ist das Bodenleben.


Der Regenwurm ist einer der wenigen sichtbaren Vertreter des Bodenlebens. Wie viele finden Sie vor, wenn Sie mit dem Spaten in den Boden graben? Pro Spatenstich sind zwei bis drei tiefgrabende Regenwürmer in einer gut entwickelten Zwischenfrucht in ihrer aktiven Zeit (Frühjahr, Herbst) schon mal eine gute Kenngröße.


Eigenschaften 4 und 5 – Farbe und Geruch: Grundsätzlich lassen sich über die Farbe nur bedingt Rückschlüsseauf die Bodenfruchtbarkeit ziehen, wohl aber Tendenzen erkennen. Böden mit einem hohen Anteil organischer Substanz sind tendenziell dunkler, dies sagt aber noch nichts über die Humusqualität und dessen Beständigkeit aus. Für den Landwirt wichtig im Feld zu beurteilen ist die Farbe eventuell vorhandener Reduktionsschichten. Blaue Verfärbungen deuten häufig auf Sauerstoffarmut in bestimmten Bodenschichten hin. Meist in Folge einer Schadverdichtung oder aber auch in natür-lich vorkommenden sauerstoffarmen Schichten (z.B. dichtlagernde Ton-, Lehmschichten).


Ähnlich wie die Farbe lässt der Geruch ebenfalls Tendenzen auf den Gesundheitszustand des Bodens erkennen. Ein angenehmer Geruch ist häufig im Bereich der lebendverbauten Krümel zu finden. Fäulnisgeruch findet man bei mattenartig eingearbeiteten organischen Substanzen (Ernterückstände wie z.B. Stroh, Zwischenfruchtaufwuchs) oder in bläulich gefärbten Reduktionsschichten.


Schritt 3: maßnahmen ableiten


Die Bodenansprache sollte immer dann stattfinden, wenn Sie im Ackerbau etwas feststellen, kontrollieren oder verändern möchten. Durch den Blick in den Boden bekommen Sie einen Richtwert: Bedarf die Bodenstruktur tieferer Lockerung? Sind Störschichten vorhanden? Wenn ja, in welcher Tiefe überhaupt? Oder ist die Struktur in Ordnung, die Gefügeformen lebendverbaut? Der Blick in den Boden bringt Ihnen hierfür Hintergrundwissen über den Zustand des Bodens und lässt Rückschlüsse auf die Funktion ausgewählter Bodenfunktionen schließen.


Bevor es aber an die praktische Bodenbearbeitung geht, gilt es, die Bearbeitung an ackerbauliche Ansprüche anzupassen sowie Grundzüge der Geräteeinstellung mit dem Hintergrundwissen aus der Bodenansprache anzuwenden. Diese Thematiken werden dann in Teil 2 und 3 dieser Serie beleuchtet.


andreas.holzhammer@topagrar.com

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