„Ich habe in diesem Jahr Abi gemacht und mein kooperatives Studium in Mechatronik und Robotik gestartet. Nicht gerade typisch für ein Mädchen. Als Kind war ich tatsächlich eher bei meiner Mutter und habe ihr z.B. beim Backen geholfen anstatt mit meinem Vater auf dem Traktor zu sitzen. Die Technik hat mich aber schon immer interessiert. Mein Vater hat mir geraten, nicht direkt in die Landwirtschaft einzusteigen, sondern erst etwas anderes auszuprobieren, das mir auch Spaß macht.
Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, nach der Ausbildung in den Betrieb mit einzusteigen – und wenn es nur halbtags ist. Ich war schon als Kind gewohnt, einfach raus zu gehen und mir einen Apfel vom Baum zu holen. Für mich war das normal, die anderen kannten das nicht.
Mein Umfeld hat kein Problem damit, dass ich vom Hof komme, meine Freunde nennen mich liebevoll „kleiner Bauer“.
All das, was ich in meiner Kindheit auf dem Hof erlebt habe, möchte ich für meine Kinder auch einmal. Natürlich wünsche ich mir eine Familie und mit der möchte ich am liebsten hier leben. Ob ich voll in die Landwirtschaft einsteige, weiß ich nicht. Ich sorge mich, dass ich Kinder und Hof nicht vereinbaren kann, wenn ich die Verantwortung und die langen Arbeitstage habe. Die Voraussetzungen werden nicht einfacher. Gerade wenn man auf Saisonarbeiter angewiesen ist und wegen der Trockenheit jeden Tag die Trauben wässern muss.
Wegen Corona mache ich mir Gedanken, ob ich im Bereich Mechatronik Zukunft habe oder ob Stellen abgebaut werden. Da bin ich froh, dass ich die Landwirtschaft als Alternative habe.“Anja Rose