Was war die Motivation für das „KennDi“-Projekt?
Stefan Rettner: Ich berate Landwirte seit vielen Jahren im Bereich der Direktvermarktung. Dabei sind die betriebswirtschaftliche Analyse und die Planung von Investitionen meine Schwerpunktthemen. Voraussetzung dafür sind Kennzahlen im Vergleich zu anderen Betrieben und deren Einordnung. Kennzahlen und Benchmarks waren bei Hofläden bisher nur im begrenzten Umfang vorhanden. Deshalb halte ich die Ermittlung von betriebswirtschaftlichen Daten und die Erstellung eines Kennzahlenvergleichs für sehr wichtig. Nur dann kann man den den Landwirten sagen, an welchen Stellen sie Schwächen haben, die sie dann gezielt angehen und verbessern können.
In der Studie gibt es auch Hofläden mit sehr niedrigen oder sogar negativen Gewinnen. Wo liegen die Schwachpunkte?
Rettner: Häufig sind es zwei entscheidende Schwachpunkte: Ein hoher Wareneinsatz und eine zu geringe Arbeitseffektivität. So sollten die Ausgaben für den Wareneinsatz maximal 70% des Umsatzes betragen. Dies bedeutet bei der Preiskalkulation eine Spanne von mindestens 60% auf den Netto-Einkaufspreis.
Und was sind Erfolgsfaktoren?
Rettner: Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Arbeitseffektivität. Die Öffnungszeiten sollten so gestaltet sein, dass immer etwas los ist im Laden. Bei geringer Kundenfrequenz lieber die Öffnungszeiten reduzieren und evtuell die eigenen Produkte in Form einer Selbstbedienung anbieten. Aus den von uns erfassten Zahlen allein ist es allerdings nicht immer möglich, die Faktoren für Erfolg oder Misserfolg auf den ersten Blick zu identifizieren. Dazu sind die Betriebe zu unterschiedlich.