Lena Gengelbach ist Traktorspezialistin bei John Deere. Sie schulte mehrere Jahre Verkäufer und betreute Traktortests. Gegen Vorurteile hat sie eine wirksame Strategie.
Die Begeisterung für Technik und Maschinen begleitet die 32-Jährige Lena Gengelbach seit ihrer Kindheit auf dem elterlichen Hof bei Weimar. In der Landwirtschaft selbst wollte sie aber nicht unbedingt beruflich tätig werden.
So führte sie ihr Weg zunächst nach Neuseeland, wo sie arbeitete und reiste. Danach studierte sie Betriebswirtschaft und absolvierte den Master in Marketingmanagement. Ihr Ziel war, in einem internationalen Unternehmen zu arbeiten.
2012 nutzte sie die Gelegenheit, diesen Wunsch mit ihrer Leidenschaft für Landtechnik zu verbinden. Sie bewarb sich für ihre Masterarbeit bei John Deere und ist seitdem dort tätig.
Von Der Theorie in die Praxis
Nach der Masterarbeit arbeitete Lena zunächst im Sales-Support-Center, wo sie die Vertriebspartner bei ihren Verkaufsaktivitäten beriet. Nach drei Jahren in der Beratung wechselte sie ins Marketing und war bis vor Kurzem als Produktspezialistin für Traktoren in Deutschland unterwegs.
„Meine Hauptaufgaben waren, Verkaufsschulungen für unsere Verkaufsberater im Handel durchzuführen – online oder auf dem Feld, die Einstellungen der Maschinen zu erklären und Traktortests zu betreuen“, erklärt sie. Dabei war sie verantwortlich für die 5er- und 6er-Serie sowie für die Frontlader.
Der Überraschungsmoment
„Auch wenn sich bei den Vertriebs-partnern und bei John Deere immer mehr Frauen in den typischen Technikbereichen finden, hatte ich natürlich immer mal wieder mit Vorurteilen zu kämpfen“, erinnert sich Lena. Denn ihre Schulungsteilnehmer waren vorwiegend Männer. „Wenn ich mal wieder einem kompletten Raum voller Männer erklären musste, welche Einstellungen am Traktor die besten sind, stellte der ein oder andere Vertriebspartner schon mal die Frage, wie es denn sein könne, dass ich als Frau Traktorspezialistin bin“, sagt sie.
Der erste Moment sei in solchen Situationen meist entscheidend. „Wenn ich die Leute dann genau da abhole und zeige, dass ich authentisch und kompetent bin und echtes Interesse an der Technik habe, dann kann weibliches Wissen sogar doppelt so viel wert sein.“ Denn von Frauen werde dieses Wissen zunächst nicht erwartet und man könne den Überraschungsmoment nutzen.
„Sobald die Vorurteile abgebaut sind, gibt es auch keine Probleme mehr – ganz im Gegenteil. Schult eine Frau, sind die Diskussionen innerhalb der Gruppe teilweise sachlicher und ruhiger“, erklärt sie und zieht einen Vergleich: „Schult ein Mann, der nicht vom Hof kommt und sich sein Wissen erarbeiten musste, dann hat er mit genau denselben Vorurteilen zu kämpfen, wie eine Frau.“
Interesse und Spass
Seit Mai 2019 arbeitet Lena als Produktmanagerin – ebenfalls in einem Team mit vielen Männern. Ein Problem sieht sie darin nicht. Vielmehr möchte sie andere Frauen dazu ermutigen, den Schritt in die Landtechnikbranche zu wagen. „Was man allerdings mitbringen muss, ist ehrliches Interesse und Spaß an der Technik“, sagt sie. „Mit Eigeninitiative kann man dann wirklich viel erreichen.“Anja Rose