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topplus Aus dem Heft

Tiroler mit viel Technik

Lesezeit: 8 Minuten

Gleich drei Lintrac-Modelle konnte top agrar Südplus in der vergangenen Saison bei unterschiedlichen Arbeiten wie Mähen, Wenden, Frontladerarbeiten und Schneeräumung testen. Ob sie so innovativ und effizient sind, wie sie der Hersteller Lindner bewirbt, lesen Sie in diesem Praxisbericht.


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Seit 2014 ist der Lintrac das Aushängeschild des österreichischen Traktorenherstellers Lindner. Mit stufenlosem Getriebe und mitlenkender Hinterachse war er zwar vornehmlich für die Berglandwirtschaft gedacht. Er hat mittlerweile aber auch viele Freunde im „Flachland“, in Sonderkulturen und bei Kommunen gefunden – Anlass genug für uns, seine vollmundig beworbene Innovation und Effizienz in der Praxis zu erproben.


Um das volle Potenzial der Baureihe auszuloten, stellte uns Lindner für den Praxiseinsatz drei Traktoren zur Verfügung: einen Lintrac 90, einen Lintrac 110 und einen Lintrac 130. Alle drei mit stufenlosem Getriebe und Hinterradlenkung sowie Frontkraftheber und -zapfwelle, den 110er sogar mit Frontlader. Front- und Heckhubwerk waren jeweils mit einer EHR versehen.


Ihre 102 PS, 113 PS beziehungsweise 136 PS schöpfen die drei Österreicher aus einem Perkins-Motor. Je nach Modell fördert eine Load-Sensing-Hydraulik zwischen 88 und 100 l/min und liefert einen Maximaldruck von 200 bar. Alle Funktionen wurden in einer Bedienoberfläche zusammengeführt, was einerseits zu einer sehr komplexen Steuerung führt, aber andererseits den Einsatzbereich deutlich erhöht.


Wendig und ohne rucken


Mit ihrer Kombination aus Allradlenkung und stufenlosem Getriebe machten die drei Traktoren nicht nur Arbeiten mit häufigem Richtungswechsel auf engem Raum zum Vergnügen. Die Fahrtrichtung kann über einen Hebel links an der Lenksäule oder zwei Tasten am Multifunktionsjoystick vorgewählt werden. Das stufenlose Getriebe sorgt für einen sanften Richtungswechsel und lässt ruckfreies Arbeiten zu.


Alle Bedienelemente sind farblich sortiert und einfach zu identifizieren. Der Joystick und weitere Elemente wie die LDrive-Bedieneinheit sind an der rechten Armlehne montiert. Über die LDrive-Konsole kann der Fahrer Funktionen wie Tempomat, Maximalgeschwindigkeit, Allrad, Differenzialsperre und vier verschiedene Fahrmodi bedienen. Praktisches Detail: Die Achsen des Joysticks können über einen Taster auf weitere Steuergeräte umgeschaltet werden. Ebenso praktisch ist die Möglichkeit, die maximale Drehzahl des Motors zu begrenzen: Der programmierbare Drehzahlbereich liegt zwischen 1200 U/min und 2300 U/min. Zugegebenermaßen brauchten wir einige Übung, bis wir die vielen Funktionen des Lintrac aus dem Effeff beherrschten.


Mit einer Vorderachsfederung konnten nur die beiden größeren Modelle, Lintrac 110 und 130, aufwarten. Auf Nachfrage erklärte Lindner, dass auch beim kleinsten Lintrac noch eine gefederte Vorderachse folgen soll. Mit aktivierter Schwingungstilgung ließen sich die Anbaugeräte in unserem Praxistest ohnehin auch ohne gefederte Achse angenehm umsetzen.


Der Lintrac 130 ist als einziger Vertreter der Baureihe optional als 50 km/h-Version erhältlich. Die anderen beiden Modelle beschleunigen bis maximal 40 km/h. Darüber hinaus unterscheidet sich der Lintrac 130 von den beiden anderen Modellen noch durch das neue Touchdisplay namens „IBC pro“ und die aktive Stillstandsregelung. Das Display erleichtert das Ablesen und Einstellen der vielen Funktionen. Auch die Lenkradübersetzung kann über die FunktionLenkorbitrol passend zur jeweiligenArbeit angepasst werden – sehr praktisch.


LIntrac 110 im Winterdienst


Im Winter 2019/20 konnten wir den Lintrac 110 im Winterdienst testen. Da die kalten Monate im Bezirk Kufstein sehr milde verliefen, konnten wir den Traktor leider nur bei wenig Schnee einsetzen. Wie zu erwarten war, konnte der Lintrac dabei vor allem in engen Einfahrten und auf kleinen Parkplätzen seine Trümpfe voll ausspielen. Die Vorteile der Allradlenkung überzeugen schon nach wenigen Minuten. In der Nacht punktet der Tiroler dank der übersichtlichen Kabine und der H7-Bi-Halogen-Arbeitsscheinwerfer zudem mit einer sehr guten Ausleuchtung.


Zu den Frontladerarbeiten: Das Verladen von Hackschnitzeln und Schotter machte mit dem 110er dank Allradlenkung richtig Spaß. Bei zu starker Belastung bei Schubarbeiten schaltet das Getriebe allerdings kurzzeitig in den Leerlauf, um ein Abwürgen des Motors zu verhindern. Problem dabei: Der Traktor rollt weg. Hier ist etwas Gefühl am Gaspedal gefragt.


Angenehm überrascht waren wir vom Joystick, welcher sich sehr feinfühlig bewegen lässt. In Kombination mit der elektrischen Hydraulik lässt sich jede Achse in ihrer Feinfühligkeit separat einstellen und so genau auf die jeweiligen Bedürfnisse anpassen.


Mähen mit dem Lintrac 130


Am Grünland konnten wir den Lintrac 130 ausführlich beim Mähen einsetzen. Hier ermöglicht das stufenlose Getriebe ein effektives Halten der eingestellten Zapfwellendrehzahl bei variabler Geschwindigkeit. Diese kann über das Fahrpedal stufenlos angepasst oder per Tempomat gehalten werden.


Bei den Mäharbeiten erwies sich das neue Touchdisplay als praktisch – alle wichtigen Einstellungen lassen sich darüber komfortabel anpassen. An der Fronthydraulik sorgte ein 3 m breites Pöttinger-Scheibenmähwerk für die entsprechende Arbeitsbreite. Ob bergauf oder bergab, der Lintrac hielt präzise die eingestellte Drehzahl und hatte mit seinen 136 PS noch genug Leistungsreserven übrig. Über einen Fußtaster neben der Kupplung lässt sich zusätzlich die Getriebeeinstellung einfrieren, um eine ungewollte Beschleunigung bergab zu verhindern. Die Steuerung war unkompliziert, das Mähergebnis sehr gut. Die Schäden an der Gras- narbe waren dank niedrigem Eigengewicht und Allradlenkung sehr gering.


Beim Zetten und Wenden kam der Lintrac 90 zum Einsatz. Mit dem angehängten Sechskreisler kam er wie erwartet gut zurecht. Wie beim großen Bruder stimmte uns das Fahrverhalten des Kleinen und seine Bedienung ebenfalls positiv. Bei größeren Anbaugeräten im Heck verlangt dieser Lintrac aber nach einem Frontgewicht, um die vorgeschriebene Vorderachslast für die Straßenfahrt zu garantieren.


Für jede Arbeit bietet der Lintrac die passende Heckzapfwellendrehzahl. Bei den Modellen 90 und 110 hat man die Wahl zwischen 430, 540, 750 (540E) und 1000 U/min, beim Lintrac 130 zwischen 540, 750 (540E), 1000 und 1400 (1000E) U/min. Die optionale Frontzapfwelle ist nur mit 1000 U/min erhältlich.


Wo der lintrac noch etwas nachholbedarf hat


Während der zahlreichen Einsatzstunden auf den unterschiedlichen Modellen und bei unterschiedlichen Arbeiten fielen uns einige Punkte auf, bei denen wir seitens Lindner noch Nachholbedarf sehen:


  • Trotz Vierrad-Bremse hat uns das Bremsverhalten nicht überzeugt. Wo zum leichten Verzögern und zum Anhalten bei geringer Geschwindigkeit ein leichtes Antippen des Bremspedales ausreicht, muss man bei starken Bremsungen das Pedal schon sehr kräftig und weit hinunterdrücken, um ein vernünftiges Verzögern zu erzielen.
  • Um die Schwimmstellung zu aktivieren, muss der Multi-Joystick genau mittig stehen, bevor man über einen Taster die Achse des Joysticks für die Schwimm-stellung anwählen kann. Dies hat im Betrieb nicht immer beim ersten Mal funktioniert – unpraktisch.
  • Groß gewachsene Personen müssen die rechte Armlehne sehr hoch (steil) einstellen, um das Fahrpedal problemlos erreichen zu können. Ansonsten stehen sie mit dem Oberschenkel an der Armlehne an und können nicht richtig Gas geben.
  • Das Lenkrad lässt sich leider nur bedingt nach unten neigen. Hier wäre etwas mehr Einstellwinkel der Lenksäule wünschenswert. Hierauf hat der Hersteller allerdings nach unserem Test schnell reagiert. Dazu Marketingleiter David Lindner: „Der Schwenkwinkel der Lenkradverstellung wurde durch das Feedback von Herrn Labek bereits erheblich vergrößert. Diese Verbesserung ist seit Anfang Oktober bereits in die Serie eingeflossen und kann bei allen Fahrzeugen rückwirkend optimiert werden.“
  • Sofort ins Auge fallen die zweifarbigen, teils lackierten Kotflügel an der Vorderachse. Im Forsteinsatz sollte man diese unserer Meinung nach aber besser abnehmen, da es im Falle einer Beschädigung zu hohen Kosten kommt. Alternativ bieten sich die herkömmlichen Gummikotflügel an, die Lindner mittlerweile auch für den Lintrac bietet.
  • Leider konnten wir bei unserem Test die Fronthydraulik des Lintrac 130 nicht auf das Gewicht des Mähwerks kalibrieren. Da es sich noch um eine Vorserie im Testbetrieb handelte, sahen wir über diesen Fehler hinweg.
  • Wie leider bei fast allen Traktorherstellern üblich, sprengt die Ausnutzung der maximalen Hubkraft vorne und hinten zusammen mit dem Traktorgewicht die jeweilige Achslast um teilweise mehrere Tonnen.


wo der lintrac schon heute glänzen kann


Kommen wir noch zu den Punkten, die uns besonders gut gefallen haben:


  • Dazu zählt vor allem die Einstellung der Lenkmodi. Über ein Display an der rechten B-Säule können vier Funktionen gewählt werden: Straßenfahrt, Allradlenkung, Arbeitslenkung und Handbetrieb. Neben dem Hundegang kann auch der Lenkwinkel der Hinterräder manuell verändert und der gewünschte Mittelpunkt vorgewählt werden.
  • Gefallen hat uns auch, dass nicht wie bei anderen Traktoren mit Allradlenkung erst die Vorderachse mittig gestellt werden muss, um die Hinterachslenkung zu aktivieren. Beim Lintrac muss nur ein Knopf gedrückt werden, den Rest übernimmt die Steuerung. An der Vorderachse beträgt der Lenkeinschlag 52°, an der Hinterachse 20°. Der Wendekreis liegt so zwischen 7 und 8,5 m.
  • Praktisch fanden wir auch die klappbare rechte Armlehne, die das Ein- und Aussteigen immens erleichtert.
  • Das optionale GPS-gestützte Lenksystem erhöht den Einsatzbereich und spart Platz gegenüber nachrüstbaren Systemen mit eigenem Lenkmotor.
  • Neben den üppigen Ausstattungsvarianten des Lintrac gibt es zusätzlich das TracLink-System, welches nicht nur Anbaugeräte erkennt, sondern auch Fahrdaten wie Wegstrecke, GPS-Position, Verbrauch, Kosten und vieles mehr dokumentiert.


Michael Labek


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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