Johanna Bittenbinder ist unverkennbar bayerisch. Sie ermittelt in Niederbayernkrimis und sucht auf der Bühne regelmäßig direkten Kontakt zum Publikum. Ihre Wurzeln hat sie in der Landwirtschaft.
Frau Bittenbinder, Sie sind auf einem Hof in der Nähe von Unterhaching aufgewachsen. Wie hat Sie Ihre Kindheit geprägt?
Johanna Bittenbinder: Mein Vater war Landwirt mit Leib und Seele. Und auch meine Mutter ist in einer Familie mit Gasthaus und Landwirtschaft aufgewachsen und war gerne Bäuerin. Ich habe gespürt, dass sie lieben, was sie tun, und das hat mich sehr geprägt. Ich empfinde das Leben und Arbeiten auf einem Hof als bereichernd. Deshalb hätte ich mir gut vorstellen können, in die Landwirtschaft einzusteigen.
Wieso kam es anders?
Bittenbinder: Meine Schwester ist neun Jahre älter, deshalb war klar, dass sie den Hof bekommt. Inzwischen gibt es unsere Landwirtschaft in Unterhaching nicht mehr, da die Neubau- und Gewerbegebiete die Fläche geschluckt haben. Der Betrieb wurde ins Allgäu umgesiedelt. Dort führt nun meine Nichte den Betrieb der Familie weiter.
Ihr Weg ging in eine andere Richtung.
Bittenbinder: Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht, danach studiert und als Museumspädagogin gearbeitet. Schon mit 19 Jahren stand ich nebenher auf der Bühne. Allerdings hat mein Vater immer gesagt, ich soll erst etwas „Richtiges“ lernen. Mit 30 habe ich mir dann die Frage gestellt, mit welchem Beruf ich alt werden möchte. Und die Entscheidung fiel: Ich kündigte meine Arbeit im Museum und widmete mich ganz der Schauspielerei. Als mein Vater sah, dass es klappt – bei mir und meinem Mann, der Musiker und Schauspieler ist – konnte er sich über meinen Traumjob freuen. Wie meine Eltern auch, bin ich glücklich, mit dem was ich tue.
Würden Sie sich eher als Stadt- oder als Landmensch bezeichnen?
Bittenbinder: Ich bin kein Stadtmensch, obwohl ich Städte mit ihrem kulturellen Leben liebe. Ganz einsam zu leben, wäre aber auch nichts für mich. Wir sind aus der Stadt rausgezogen, ins Grüne. Alles, was wir brauchen, ist schnell zu erreichen. Der Weg ins Kino oder ins Theater ist nicht weit. Und trotzdem haben wir in unserem Wohnort südlich von München die Ruhe, die wir suchen.
Was bedeutet Heimat für Sie?
Bittenbinder: Heimat ist für mich ein schönes, warmes Gefühl. Dieses kann ich ganz ortsunabhängig empfinden. Dialekte und Gerüche sind für mich Heimat. Für mich ist es interessant zu erfahren, was Heimat in anderen Kulturen bedeutet. Wenn ich auf Reisen bin, finde ich es toll, genau das zu erleben. anja.rose@topagrar.com