Als Vorsitzender des Evangelischen Bauernwerks Hohebuch engagiert sich Bernd Kraft (52) für seine Berufskollegen und setzt sich für ein starkes Bildungsangebot im ländlichen Raum ein.
Herr Kraft, wie sind Sie zu Ihrem Amt beim Bauernwerk gekommen und was treibt Sie dabei an?
Bernd Kraft: Ich bin als Zivi in den Betriebshilfsdienst des Evangelischen Bauernwerks eingestiegen, habe dann Kurse und Weiterbildungen besucht. Nach vielen Jahren in Gremien wurde ich 2015 zum Vorsitzenden gewählt. Das Evangelische Bauernwerk leistet mit einem umfassenden Programm in Hohebuch und Arbeitskreisen in ganz Württemberg einen großen Beitrag zur Weiterbildung im ländlichen Raum. Mit der Familienberatung sind wir wichtiger Ansprechpartner für Bauernfamilien. Das Bauernwerk entstand als eine Initiative von Bauern, um folgende Fragen zu klären: Wie wollen wir leben und miteinander arbeiten? Diese Fragen treiben mich auch im privaten Umfeld um.
Welche Herausforderungen bringt Corona für Hohebuch?
Kraft: Wir erreichen in normalen Jahren mit unserem Angebot viele Menschen, waren immer gut ausgebucht. In diesem Winter konnten wir kaum Veranstaltungen anbieten. Unsere Kurse leben vom Miteinander, von Emotionen und Interaktionen, die können wir online nicht bieten. Das mag bei reinen Lehrveranstaltungen gehen, nicht aber beim gemeinsamen Erarbeiten und Entwickeln in Kursen zu Hofübergabe oder Partnerschaftsproblemen. Mit dem Wegbrechen unseres Angebots, fallen sämtliche Einnahmen weg und wir sind auf die staatlichen Gelder angewiesen.
Wie macht sich die Pandemie betrieblich und privat bei Ihnen bemerkbar?
Kraft: Als Schweinemäster stecke ich, wie viele Kollegen auch, schon länger in der Krise. Aktuell hoffe ich von Woche zu Woche, dass die Schlachttiere abgeholt werden. Einschränkungen habe ich im privaten Bereich. Normalerweise bin ich oft unterwegs, treffe viele Freunde. Das ist mein Ausgleich zum Hof, den ich alleine bewirtschafte. Und das fehlt mir sehr.
Mit welchem Gefühl blicken Sie in die betriebliche Zukunft?
Kraft: Mit einem gespannten Gefühl. Wir spüren, dass die Gesellschaft den stärksten Druck auf uns Bauernfamilien ausübt. Gerade wir Tierhalter haben es schwer. Die Frage ist, ob die Öffentlichkeit mit ihren Forderungen an Tierhaltung und Biodiversität auch bereit ist, als Verbraucher die Mehrkosten zu honorieren. Oder die Politik Rahmenbedingungen schafft, die diese ausgleicht. Wir Bauern müssen uns gut aufstellen und dürfen nicht warten, dass sich die anderen auf uns zu bewegen. Denn das werden sie nicht tun.
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