Der Schweinemarkt ist durch die Coronakrise und den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen massiv eingebrochen. Der Schlachtschweinepreis ist auf 1,19 €/kg abgestürzt, der Ferkelpreis liegt in Baden-Württemberg bei 23,10 € je Ferkel.
Schwierige Lage trifft Ferkelzüchter besonders hart
„Unsere Schweinehalter erleben derzeit die größte Krise seit Jahrzehnten. Die Situation auf den Höfen ist dramatisch. Schon jetzt sind in Folge der Schweinemarktkrise irreparable Strukturbrüche erkennbar“, erklärt der Präsident des Landesbauernverbandes Joachim Rukwied auf der Online-Jahrespressekonferenz. Er fordert ein klares Bekenntnis von Politik und Lebensmitteleinzelhandel zur regionalen Erzeugung, ansonsten gehe den Familienbetrieben die Luft aus.
Mit 23,10 € je Ferkel schreiben vor allem die Sauenhalter tiefrote Zahlen. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Sparte wirtschaftlich schwierige Zeiten mit wenigen Erholungsphasen. Gesetzliche Verschärfungen und der Preisdruck haben dazu geführt, dass die Schweinehaltung im Land bereits deutlich zurückgegangen ist.
Strukturbruch geht weiter
In Baden-Württemberg gibt es derzeit rund 2.000 Schweinehalter. Etwa 900 Betriebe davon halten Zuchtsauen. „Seit 2010 ist die Zahl der Sauen haltenden Betriebe im Land um 57 % gesunken, der Tierbestand ist um 41 % zurückgegangen“, zeigt Rukwied auf. Die Versorgung mit regionalem Schweinefleisch sei durch weitere Betriebsaufgaben gefährdet, denn der Selbstversorgungsgrad im Land liege schon heute bei unter 50 %. „Für regionale Schweinefleischprogramme brauchen wir Ferkel aus Baden-Württemberg und wollen diese nicht aus Norddeutschland oder gar Dänemark importieren müssen“, erklärt Rukwied. Das erwarte auch der Konsument beim Kauf von Schweinefleisch aus der Region.
Unbürokratische Krisenhilfe gefordert
„Für den momentanen Krisenfall fordern wir die Politik auf, schnellstmöglich alle Maßnahmen zu ergreifen, um die dringend benötigte Liquidität auf die Betriebe zu bringen“, sagt Rukwied. Dringend notwendig sei daher der Zugang zu den Corona-Hilfen sowie steuerliche Erleichterungen.
Neben den Corona-Maßnahmen belaste auch die Afrikanische Schweinepest den Schweinefleischsektor. „Die Politik muss die Verhandlungen mit Drittländern – insbesondere mit China – über die Anerkennung der EU-Regionalisierungsregelung mit aller Konsequenz und noch mehr Nachdruck weiterführen“, fordert Rukwied.
Auch der Lebensmitteleinzelhandel und die Schlachtbranche sind gefordert, die Landwirte zu unterstützen. Während der Außer-Haus-Verzehr dramatisch zurückgegangen ist, konnten an den Fleischtheken des Handels erhebliche Zugewinne erzielt werden. „Die Preissenkungen der vergangenen Monate sind für uns daher völlig inakzeptabel“, betont der Bauernpräsident. „Hier wird gerade viel Geld auf dem Rücken der Bauern verdient.“ Der Schweine- und Ferkelpreis müsse schnellstens angehoben werden. Davon abgesehen müsse der Handel seine Dauerniedrigpreiskultur aufgeben und so mehr Wertschöpfung auf den landwirtschaftlichen Familienbetrieben ermöglichen.