Statt Lyoner haben Sie Salami im Einkaufskorb, statt 200 g nur 100 – ist Ihnen das in den letzten Monaten auch passiert? Die Alltagsmasken und die Plexiglasscheiben, die Kunde und Verkäuferin im Hofladen, beim Dorfmetzger, beim Landmaschinenhändler und bei der Bank voneinander trennen, machen die Kommunikation nicht gerade leicht.
„Die Herausforderungen mit Maske zu kommunizieren, sind offensichtlich“, sagt Heike Heinemann, Expertin der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. „Wir werden auf zwei Ebenen nicht verstanden: akustisch und emotional.“ Viele haben das Gefühl, gegen einen Widerstand anzusprechen, man kommt sich vor, als schreie man hinter der Maske – das akustische Problem. „Viel eingeschränkter ist die emotionale Verständigung“, sagt Heike Heinemann.
Mimik nicht mehr vollständig
Bei Gesprächen fällt der Blick zunächst auf das Gesicht und die Hände des Gegenübers. So verschafft man sich einen Gesamteindruck vom Gesprächspartner. Kann ich ihm vertrauen? Ist er oder sie wütend, erschrocken, fröhlich?
„Durch die Maske fällt die Mundpartie für den Gesamteindruck weg und damit die Basisinformationen“, erklärt die Expertin. „Das wichtige Zusammenspiel von Mund und Nase, das wichtig für die Übermittlung von Emotionen ist, kann nicht mehr gedeutet werden.“ Zwar können Emotionen, wie ein Lachen, auch an den Augen abgelesen werden, das Zusammenspiel mit dem Mund macht die Mimik jedoch erst vollständig. Denn schwierig wird es, Ärger, Wut, Hilflosigkeit oder Unsicherheit an den Augen zu erkennen.
Für eine verständliche Kommunikation während der Maskenpflicht, nennt Heike Heinemann drei Aspekte:
Kurz und prägnant: Fassen Sie sich in Gesprächen, bei Bestellungen und bei Beratungen kurz. „Je länger die Sätze, desto schwieriger wird es“, sagt die Expertin. „Ich nenne es die Espresso-Taktik: Die Sätze sollten gut, kurz, konzentriert und gut verträglich sein.“ Hilfreich ist die Wahl einer einfachen Sprache und der Verzicht auf Drumherum-Reden.
Langsamer sprechen: Nehmen Sie sich Zeit, äußern Sie Ihre Sätze mit Bedacht und nutzen Sie zwischendurch Pausen, um zu überprüfen, ob das Gesagte beim Gegenüber angekommen ist. „Konzentrieren Sie sich außerdem auf die Betonung“, sagt Heike Heinemann.
Hände als Unterstützung nutzen: Es mag für uns etwas irritierend sein, die Hände als Unterstützung zu verwenden – in anderen Ländern ist das normal. Ein „Daumen-hoch“ oder eine mit den Fingern gezeigte Zahl kann durchaus hilfreich sein. Ähnlich verhält es sich mit den Schultern: Ein Schulterzucken kann ebenfalls zu Verständigung beitragen. „Trainieren Sie, Ihren Körper bei Gesprächen mit einzubinden“, rät die Expertin.
Dieser Artikel erschien in der Januarausgabe von top agrar Südplus 01/2021. Jetzt testen.