Die lange Liste von Fehlteilen ändert sich täglich
Lesezeit: 3 Minuten
„Die Lieferketten sind schon seit 2020 und den ersten pandemiebedingten Lockdowns angespannt. Jetzt haben wir allerdings eine Eskalationsstufe erreicht, die wir so bisher noch nicht gekannt haben“, fasst Matthias Mumme, Leiter Fachpresse bei Claas, die aktuelle Situation zusammen. Die Auftragsbücher seien in nahezu allen Produktbereichen prall gefüllt, teilweise sogar auf Rekordniveau – aber es fehlt immer wieder plötzlich an Bauteilen, insbesondere an Elektronikkomponenten. Deshalb ist Mumme zufolge vor allem die Mähdrescherproduktion eine Herausforderung: Lexion und Co. brauchten mit Abstand die meisten Sensoren und Mikrochips, aber auch Sitze und Hydraulikmotoren sind knapp.
Zwar gebe es auch bei Traktoren, Feldhäckslern und Futtererntetechnik Engpässe, diese würden sich aber nicht so gravierend auswirken. „Die Liste an Fehlteilen ändert sich von Tag zu Tag, die Produktion angesichts dieser kaum zu beeinflussenden Situation so gut es geht am Laufen zu halten, ist ein Kraftakt“, erklärt Mumme. Trotz früh eingeleiteter Gegenmaßnahmen rollen viele Maschinen nicht auslieferungsfähig aus den Hallen: „Der Anteil von Nachrüstmaschinen steigt seit Wochen. Für die zeit- und kostenintensiven Nachrüstungen haben wir Kräfte aus verschiedenen Bereichen und von unseren Vertriebspartnern in Harsewinkel zusammengezogen“, so Mumme. „Weitere Nachrüstarbeiten erfolgen, falls erforderlich und möglich, direkt bei unseren Vertriebspartnern.“
Die Ersatzteilversorgung sieht Mumme derzeit nicht gefährdet. Claas habe schon vor Monaten damit begonnen, kritische Bauteile nur noch im konkreten Bedarfsfall abzugeben. „Das sind rein prophylaktische und zur Ernte durchaus übliche Maßnahmen, mit denen wir verhindern, dass diese Teile an einem Ort im Lager verstauben, während sie woanders gebraucht werden und Mähdrescher im schlimmsten Fall stillstehen“, so Mumme. Grundsätzlich verweist der Hersteller auf seine hervorragende Ersatzteilelogistik, der man auch in der kommenden Ernte gerecht werden wolle.
Vereinzelt von Landwirten geäußerte Vorwürfe bezüglich Mitnahmeeffekten weist Claas entschieden zurück. „Die Kosten für Bauteile sind in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen, in Einzelfällen um mehr als das Hundertfache“, so Mumme weiter. „Die Kosten geben wir bislang nicht voll an unsere Kunden weiter, ohne Preisanpassungen geht es aber auch bei uns nicht“, weiß Mumme. Und ein Ende dieser Lage ist nicht absehbar: „Jedem ist klar, dass mittelfristige Prognosen für die kommenden Monate aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren nicht seriös sind. Bei Claas gehen wir davon aus, dass sich das Lieferkettenproblem noch bis ins Jahr 2024 hineinziehen wird, wenngleich wir ab Ende 2022 auf eine allmähliche Entspannung setzen und verspätete Aufträge nachholen werden.“
Ihr Kontakt in die Redaktion: andreas.holzhammer@topagrar.com
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„Die Lieferketten sind schon seit 2020 und den ersten pandemiebedingten Lockdowns angespannt. Jetzt haben wir allerdings eine Eskalationsstufe erreicht, die wir so bisher noch nicht gekannt haben“, fasst Matthias Mumme, Leiter Fachpresse bei Claas, die aktuelle Situation zusammen. Die Auftragsbücher seien in nahezu allen Produktbereichen prall gefüllt, teilweise sogar auf Rekordniveau – aber es fehlt immer wieder plötzlich an Bauteilen, insbesondere an Elektronikkomponenten. Deshalb ist Mumme zufolge vor allem die Mähdrescherproduktion eine Herausforderung: Lexion und Co. brauchten mit Abstand die meisten Sensoren und Mikrochips, aber auch Sitze und Hydraulikmotoren sind knapp.
Zwar gebe es auch bei Traktoren, Feldhäckslern und Futtererntetechnik Engpässe, diese würden sich aber nicht so gravierend auswirken. „Die Liste an Fehlteilen ändert sich von Tag zu Tag, die Produktion angesichts dieser kaum zu beeinflussenden Situation so gut es geht am Laufen zu halten, ist ein Kraftakt“, erklärt Mumme. Trotz früh eingeleiteter Gegenmaßnahmen rollen viele Maschinen nicht auslieferungsfähig aus den Hallen: „Der Anteil von Nachrüstmaschinen steigt seit Wochen. Für die zeit- und kostenintensiven Nachrüstungen haben wir Kräfte aus verschiedenen Bereichen und von unseren Vertriebspartnern in Harsewinkel zusammengezogen“, so Mumme. „Weitere Nachrüstarbeiten erfolgen, falls erforderlich und möglich, direkt bei unseren Vertriebspartnern.“
Die Ersatzteilversorgung sieht Mumme derzeit nicht gefährdet. Claas habe schon vor Monaten damit begonnen, kritische Bauteile nur noch im konkreten Bedarfsfall abzugeben. „Das sind rein prophylaktische und zur Ernte durchaus übliche Maßnahmen, mit denen wir verhindern, dass diese Teile an einem Ort im Lager verstauben, während sie woanders gebraucht werden und Mähdrescher im schlimmsten Fall stillstehen“, so Mumme. Grundsätzlich verweist der Hersteller auf seine hervorragende Ersatzteilelogistik, der man auch in der kommenden Ernte gerecht werden wolle.
Vereinzelt von Landwirten geäußerte Vorwürfe bezüglich Mitnahmeeffekten weist Claas entschieden zurück. „Die Kosten für Bauteile sind in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen, in Einzelfällen um mehr als das Hundertfache“, so Mumme weiter. „Die Kosten geben wir bislang nicht voll an unsere Kunden weiter, ohne Preisanpassungen geht es aber auch bei uns nicht“, weiß Mumme. Und ein Ende dieser Lage ist nicht absehbar: „Jedem ist klar, dass mittelfristige Prognosen für die kommenden Monate aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren nicht seriös sind. Bei Claas gehen wir davon aus, dass sich das Lieferkettenproblem noch bis ins Jahr 2024 hineinziehen wird, wenngleich wir ab Ende 2022 auf eine allmähliche Entspannung setzen und verspätete Aufträge nachholen werden.“
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