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Fahrer-Tipps gegen das Bedien-Chaos

Lesezeit: 8 Minuten

Von der einfachen Notiz bis zum kompletten Betriebshandbuch: Für den dritten Teil unserer Serie haben wir uns umgehört, wie sich Praktiker die Bedienung ihrer Maschinen leichter machen.


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Die Maisdrille steht knappe 50 Wochen in der Halle. Und wenn es wieder losgeht, kann es schon einen Moment dauern, bis der Fahrer wieder alle Tricks und Kniffe drauf hat. Diese Klippen gibt es bei vielen Saison-Maschinen. Die Anforderungen und auch die Möglichkeiten sind mittlerweile so komplex, dass man unmöglich alles sofort und immer parat haben kann.


Christian Geppert, angestellter Landwirt auf einem 200 ha-Ackerbaubetrieb in Südniedersachsen, schaut in diesen Fällen auf sein Smartphone oder den Tablet-Computer in der Schlepperkabine. Für jede wichtige Maschine hat er sich eine Datei angelegt, in der Stichpunkte die wichtigsten Informationen zur Bedienung zusammenfassen. Hier finden sich Hinweise, in welchen Anschluss der jeweilige Ölschlauch gehört, welche Gänge und Drehzahlen am besten passen und in welchen Untermenüs des Terminals sich wichtige Einstellungen verbergen. Fällt ihm in der aktuellen Saison etwas Neues oder eine bessere Einstellmöglichkeit auf, ergänzt er die Liste einfach.


Pfiffige Kurzanleitungen:

Das Ganze ist nicht nur für Christian Geppert eine wichtige Hilfe sondern auch für andere Mitarbeiter oder Aushilfen. Die Info-Datei mit der maßgeschneiderten Kurzanleitung lässt sich einfach per E-Mail an einen Fahrer schicken, wenn der in Schwierigkeiten steckt und nicht weiter weiß.


Der Bedarf für schnelle Erklärungen oder Erinnerungshilfen ist groß. Es spielt keine Rolle, ob es es sich um einen Einmann-Betrieb, eine Agrargenossenschaft oder ein Lohnunternehmen handelt:


  • Bei vielen Familienbetrieben ist alles auf den Betriebsleiter zugeschnitten. Diese „Einzelkämpfer“ kennen alles in- und auswendig, von der Fütterung über den Betriebscomputer bis zu den Maschinen. Doch was passiert, wenn diese eine Person plötzlich ausfällt oder sie im verdienten Urlaub nicht ständig mit Nachfragen der Vertretung bombardiert werden will?
  • Landwirtschaftliche Betriebe arbeiten oft mit Azubis, Praktikanten oder Aushilfen. Und die wollen genau eingearbeitet werden, jedes Jahr neu. Maßgeschneiderte Bedien-Hilfen können das erheblich erleichtern.
  • Großbetriebe und Lohnunternehmen haben oft Fahrer, die sich auf bestimmte Arbeiten oder „ihren“ Schlepper spezialisieren. Nicht alle sind flexibel oder dazu bereit, sich als Springer einsetzen zu lassen, wenn ein Kollege ausfällt.
  • Manche Fahrer werden nur „halbgut“ in die Bedienung eingewiesen, oder die Schulung durch Händler bzw. Hersteller war einfach zu kurz, um die volle Leistung der Maschine abrufen zu können. Sie wurschteln sich später irgendwie durch, und bestimmte – teuer bezahlte Funktionen – bleiben ungenutzt.


Eine solche Erfahrung hatte auch Landwirt Christian Geppert vor einigen Jahren gemacht: „Als unsere Abfuhrgemeinschaft damals eine neue Rübenmaus bekam, gab es zwar eine Schulung durch den Hersteller. Doch da durfte man die Maschine nur einmal auf dem Hof ausklappen und bekam zum Schluss eine extradicke Bedienungsanleitung überreicht.“ Das war für den vernünftigen Einsatz der Maschine einfach nicht genug. Der Landwirt hat sich deshalb die Mühe gemacht, die wichtigsten Schritte z.B. zum Ausklappen der Maschine in einer Kurzanleitung mit Symbolen und kurzen Texten zusammenzufassen. Das Blatt wurde ausgedruckt, einlaminiert und in der Kabine der Maus aufgehängt.


Mit geringem Aufwand!

Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, auch mit geringerem Aufwand, eigene Bedien- Hilfen zu schaffen:


  • Standards festlegen: Alle Hydraulikschläuche der Betriebsmaschinen sind einheitlich gekennzeichnet, z.B. mit farbigen Kabelbindern. So kann man einfach per Eselsbrücke eine bestimmte Reihenfolge festlegen, z.B. „schwarz-rot-gold“ mit schwarzen, roten und gelben Kabelbindern. Doppelte Kabelbinder kennzeichnen dann die Druckseite.
  • Mit dem Handy fotografiert man die wichtigsten Details für den richtigen Anbau der Maschine und speichert die Bilder jeweils in einem extra Album mit dem Maschinennamen ab. Ausgewählte Bilder lassen sich schnell per WhatsApp verschicken, wenn mal ein Fahrer auf dem Schlauch steht.
  • Die wichtigsten Bedienhinweise werden am Computer als Kurzanleitung zusammengefasst. Im Internet gibt es unendlich viele Anbieter, die für überschaubare Kosten den Druck von UV-beständigen Aufklebern auch in kleinen Auflagen anbieten (Google-Suche „Aufkleber drucken“). So kosten bei einem Anbieter zehn Aufkleber mit immerhin 10 x 20 cm rund 20 €. Einige der von uns befragten Landwirte haben auch die Wartungshinweise aus der Betriebsanleitung als Aufkleber drucken lassen und an die jeweiligen Maschinen geklebt.
  • Viele Hersteller bieten zwar mittlerweile Kurzanleitungen an. Da aber Know-how und Schwerpunkte überall unterschiedlich sind, ist es oft sinnvoll, diese Kurzanleitungen noch einmal für den eigenen Betrieb zu überarbeiten. Den Inhalt kann man auf die echten Klippen reduzieren: Was bekannt und klar ist, wird herausgestrichen.
  • Wichtige Zusatzinformationen kann man auch direkt auf der gedruckten Betriebsanleitung notieren. Manche Praktiker bewahren die Anleitung nicht fern von der Arbeit im Büro auf, sie haben dafür einen wasserdichten Behälter direkt an der jeweiligen Maschine.
  • Mehr und mehr Ackerbauern nutzen ein Tablet für die Dokumentation oder Ackerschlagkartei. Wenn das Gerät ohnehin an Bord ist, kann man hier auch gleich die Betriebsanleitungen der Maschinen und Geräte speichern. Immer mehr Firmen bieten auf ihren Homepages die Betriebsanleitungen zum kostenfreien Download an.
  • Christian Geppert hat seine Kurzanleitungen zusätzlich ausgedruckt und in einem Ordner zusammengefasst, der in der Werkstatt liegt. Hier gehört zu jeder Maschine auch ein Blatt, auf denen die erledigten Wartungsarbeiten der Maschinen notiert werden.
  • Wichtige Arbeiten oder sogar Informationen über alle Betriebsabläufe kann man in einem zentralen Handbuch zusammenfassen und ständig aktualisieren. Für so ein Handbuch ist garantiert jeder Betriebshelfer dankbar.


Natürlich sind die genannten Lösungswege aufwendig und lästig. Aber das Erfassen muss ja nicht unbedingt der Betriebsleiter selbst erledigen. Man könnte auch einen Azubi oder Praktikanten im Winter damit beauftragen.


Neben den eigenen Lösungen nutzen die Praktiker mittlerweile auch die neuen Hilfen der Hersteller. Holger Brandt aus Heckelberg-Brunow im Kreis Märkisch-Oderland hat sich nach dem Kauf seiner neuen Amazone-Spritze mit dem E-Learning-Programm dazu fit gemacht – mit guten Erfahrungen: „Das Ganze ist in Rubriken aufgemacht. Gute Videos über die richtige Bedienung sind der Schwerpunkt. Durch die Rechnerfunktionen kann man sich ähnlich wie bei Power- Point durchklicken.“ Der Landwirt findet, dass man sich eher mal mit dem Laptop aufs Sofa setzt und sich so die Bedienung aneignet, als eine gedruckte Betriebsanleitung durchzuackern. Vor dem nächsten Spritzeneinsatz will er sich ganz gezielt die Clips aus den Rubriken ansehen, wo noch ein paar Fragen offen sind.


Auch wenn noch nicht alle E-Learning-Anwendungen der Firmen wirklich praxisgerecht sind und teils der Spieltrieb der Software-Entwickler dominiert, geht der Trend eindeutig in diese Richtung. Dabei ist der Unterhaltungswert nicht unwichtig. Nur wenn das System gut und spannend gemacht ist, werden sich die Fahrer damit aus-einander setzen. Und trotzdem: In Großbetrieben oder Lohnunternehmen werden nicht alle Fahrer bereit sein, sich nach Feierabend privat per E-Learning mit der Maschine vertraut zu machen. Hier müssen die Schulungen in den Betriebsablauf integriert werden.


Lohnunternehmer Ingo Janssen aus Rhede/Ems in der Nähe der holländischen Grenze findet auch die Weiterbildung seiner Mitarbeiter besonders wichtig. Er veranstaltet außerhalb der Hochsaison regelmäßig Schulungen, die hier unter der Abkürzung „JaSu“ laufen. Hier geht es nicht nur um konkrete Bedienungen sondern vor allem auch um das Fachwissen: „Die Mitarbeiter sollen wissen, warum bestimmte Arbeiten so und nicht anders ausgeführt werden müssen. Die Qualität zählt.“ In den letzten Jahren hat Janssen mit externen Fachleuten unter anderem Schulungen zu den Themen Düngung oder zur richtigen Silagebereitung organisiert. Im nächsten Jahr findet im gleichen Rahmen ein Dieselspar-Training statt. Auch im Rahmen von Ortsvereinen könnte man solche Schulungen organisieren.


Auf Großbetrieben ist es wichtig, fitte Mitarbeiter speziell zu fördern. Das hat auch die Agrargenossenschaft Uckermark Agrar EG festgestellt. Der 3 200 ha-Betrieb setzt Schlepper von drei unterschiedlichen Marken ein, beim Mähdrusch sind zwei Farben auf den Feldern unterwegs. Natürlich besuchen die Mitarbeiter die Schulungen der Hersteller oder Händler. Jeder Mitarbeiter hat dann „seine“ Maschine mit der er sich genau auskennt.


Klippen im Terminal:

Die Grundfunktionen der Traktoren haben die Fahrer natürlich drauf. Doch die Klippen verbergen sich oft in den Terminals der Maschinen. So sind auf dem Betrieb mehrere unterschiedliche GPS-Systeme im Einsatz. Teils gibt es Probleme, wenn ein Stammfahrer ausfällt oder gerade im Urlaub ist.


Der Betrieb will deshalb junge, motivierte Mitarbeiter speziell zu „Springern“ ausbilden. Einer hat gerade seine Ausbildung auf dem Betrieb beendet, hat eine Festanstellung bekommen und bringt das nötige Interesse mit. Auch während der Saison bekommt er die Gelegenheit, mitzufahren und sich von den „alten Hasen“ deren Stammmaschinen erklären zu lassen. Künftig sollen die „Springer“ dann auch die neuen Azubis oder Aushilfen anlernen.


Trotz dieser Lösung sollen künftig Neuanschaffungen auf möglichst ein System bzw. Fabrikat begrenzt werden: „Das kann dann vielleicht nicht so viel wie die Summe der anderen, doch die Probleme mit der Bedienung lassen sich so deutlich reduzieren“, sagt Jana Torspecken, die eine der verantwortlichen Abteilungsleiter ist. Guido Höner

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