Die chinesische Firma ZSHX Advanced Tractors hat auf der Landtechnikmesse in Changsha einen vollelektrischen Traktor mit 90 PS Leistung vorgestellt.
Ein Team aus Maschinenbau-, Software- , und KI-Ingenieuren um Firmenchef Yongjun Chen (47) arbeitet seit vier Jahren an der Maschine. Nun sei die vollelektrische Antriebstechnik serienreif, so das der nächste Schritt die Produktion und internationale Vermarktung seien, erklärt das Unternehmen gegenüber top agrar.
Schon im Frühjahr 2025 soll der 90 PS-Traktor in Deutschland vorgestellt und an die ersten Landwirte und Betriebe ausgeliefert werden, heißt es weiter. Das breite Publikum wird ihn das erste Mal auf der Demopark-Messe sehen.
Vertriebsnetz wird in Deutschland aufgebaut
Für den Vertriebsaufbau und die Markteinführung konnte Chen die Augsburger Firma Siqron agrar um Arnold Kemkemer gewinnen. Chen und Kemkemer betonen dabei, das man in den hiesigen Märkten ein steigendes Interesse an vollelektrischen Arbeitsmaschinen verzeichne. „Auch wenn die wirtschaftliche Situation derzeit noch angespannt ist, gibt es gerade hier auch deutliche Chancen und Möglichkeiten“, erklären beide. „Kosteneffizienz wird noch stärker an Bedeutung gewinnen und auch der Klimaschutz und ein gesunder Arbeitsplatz stehen weiter hoch im Kurs, dafür können wir nun das passende Schlüsselfahrzeug zur Verfügung stellen.“
Derzeit sei man intensiv mit umfangreichen Vorbereitungen befasst: Anfang des nächsten Jahres soll eine Vertriebs- und Servicegesellschaft für Europa gegründet werden, aktuell führe man intensive Gespräche mit interessierten Vertriebspartnern aus den Bereichen Landtechnik und Kommunaltechnik.
„Wir haben sehr gute Gespräche mit interessierten Händlern geführt und recht positive Rückmeldung bekommen, sind aber auch weiter offen für Gespräche und neue Partnerschaften, interessant sind auch Gerätehersteller aus dem Landtechnik- und Kommunalbereich, die Geräte mit elektrifiziertem Antrieb anbieten, in Verbindung mit unserem Traktor lässt sich die Wirtschaftlichkeit so noch weiter erhöhen,“ ergänzt Kemkemer.
Der Traktor
Der Schlepper wurde von Grund auf als E-Traktor konzipiert und entwickelt. Ziel sei gewesen, hohe Zuverlässigkeit und Effizienz sowie eine attraktive Preisstellung anbieten zu können. Die Entwicklung des E-Traktors habe sich stark an den Trends und Tendenzen im KFZ Bereich orientiert, sagt Chen.
Der Traktor verfügt über 90 PS Leistung und ist damit einer der derzeit leistungsstärksten vollelektrischen E-Traktoren. Es ist eine 105-kwh Batterie von Weltmarktführer CATL verbaut, welche die Energie für die beiden Antriebsmotoren liefert: einen für den Vortrieb und einen für den Zapfwellen- und Hydraulik antrieb. Die Maschine ist serienmäßig mit Allradantrieb, Kabine mit Klimaautomatik und ISOBUS ausgestattet. Maschineneinstellungen werden über eine übersichtliche Menüstruktur des Touchscreens vorgenommen. Bereits in der Basisversion verfügt die Maschine über elektrisch angesteuerte hydraulische Steuergeräte.
Strom für 4 bis 5 Stunden
Die Arbeitszeit mit einer Batterieladung soll – so Yongjun Chen - beispielsweise bei Arbeiten mit hohem Zugkraftbedarf ca. 4-5 Stunden betragen, bei durchschnittlicher Belastung 6-7 Stunden. Die 600V Architektur erlaube das aufladen in einer Stunde, wenn die entsprechende Ladeleistung verfügbar sei. Aktuell befinden sich mehrere Vorserienmodelle in China im Praxiseinsatz.
Sein Preis soll den Unterschied machen
Neben einem umfassenden Garantiepaket für Batterie und Antrieb soll der Traktor durch seine interessante Preisgestaltung punkten. Insgesamt sei der E-Power Traktor für jeden Betrieb und jeden Bauhof eine attraktiven Lösung für wirtschaftliche und umweltschonende Arbeitserledigung.
Chen und Kemkemer sind sich einig: „Batterietechnologie und elektrische Antriebstechnik aus China hat sich in den letzten Jahren weltweit eine führende Rolle erarbeitet, davon profitiert auch unser E-Traktor.“
Eine der Hauptaufgaben sei, das Vertrauen in die batteriebetriebenen Maschinen aufzubauen und die Vorteile für viele Anwender nutzbar zu machen. Weitere Details will man im Januar veröffentlichen.
Wer ist Yongjun Chen?
Yongjun Chen spricht fließend Deutsch und hat eine Vorliebe für Deutschland, heißt es in einem Brief an top agrar weiter. Der 47-Jährige Ingenieur studierte Maschinenbau, unter anderem in Hannover. Er arbeitete zehn Jahre für deutsche Unternehmen, davon acht Jahre für einen Süddeutschen Traktorenhersteller im Bereich Technik.
Ab 2013 leitete er für einen der größten Baumaschinenhersteller Chinas, den Aufbau der Landtechniksparte. Mit einem von ihm zusammengestellten Team von mehr als 100 Ingenieuren entwickelte er dort den ersten chinesischen Groß-Traktor.
Aktuell arbeitet ein Team von 25 Ingenieuren und Technikern, unterstützt von externen Experten, am Traktorprojekt in Beijing weiter. In absehbarer Zukunft soll eine Schmalspurversion vorgestellt und die Palette im unteren Leistungsbereich ergänzt werden. Aufgrund der Fachkenntnisse des Teams im Bereich künstliche Intelligenz sei auch eine autonome Version des Schleppers nicht mehr weit entfernt, heißt es.
Mittelfristig plant Chen noch weitere Leistungsklassen, auch in höheren PS-Bereichen - dann mit erweiterten Antriebskonzepten - mit dem weiteren Ausbau der Modelpalette kann er sich auch eine eigene Montage in Deutschland vorstellen.