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Mit iQBlue connect von Lemken lassen sich alle Vario-Pflüge nachrüsten. Mit dem System kann man auch auf inhomogenen Böden auf Zielfurche pflügen.
Die Einstellung im Feld erfordert etwas Zeit und Überlegungen, besonders wenn man noch eine neue Spur anlegen muss. Anschließend ist das Pflügen aber sehr entspannt.
Das System regelt nur innerhalb der aktiven Spurlinie. Außerhalb dieser legt iQBlue keinen Wert auf Parallelität.
Das Pflügen ist und bleibt die Königsdisziplin bei der Bodenbearbeitung. Gerade Furchen, ein ebenes Arbeitsbild – auch am Vorgewende – und eine saubere Abschlussfurche bis exakt an die Feldgrenze sind nur einige der Herausforderungen für den Fahrer. Doch die Technik kann einem einige Dinge deutlich erleichtern und abnehmen. Schon ein einfaches Lenksystem hält auf homogenen Böden die Furche gerade. Aber bei inhomogenen Verhältnissen und zum Pflügen auf Zielfurche braucht es ein wenig mehr Technik, um die Aussaatbedingungen zu optimieren. Am Markt gibt es dafür mehrere Anbieter: John Deere ist bereits seit über 14 Jahren mit der aktiven Anbaugerätelenkung (AIG) in diesem Bereich unterwegs. Die Steuerung VarioPloughControl aus den Niederlanden ist seit 2019 in Deutschland marktverfügbar. Lemken stellte sein System iQblue connect ebenfalls 2019 vor. Wir haben alle Versionen gefahren und Landwirte nach deren Erfahrungen mit dem System gefragt. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die Lösung von Lemken vor.
TIM ist Voraussetzung
Beim IQblue connect von Lemken steuert das Anbaugerät über Isobus den Traktor. Das System nennt sich Traktor-Implement-Management, kurz TIM. Dabei sagt die Steuerung auf dem Pflug, dass der Schlepper das Hydrauliksteuergerät für die Schnittbreitenverstellung aktivieren soll. Hierdurch kann doppelte Hardware, wie ein eigenes Proportionalventil auf dem Pflug entfallen. Doch die Anforderungen an den Traktor sind dabei etwas höher:
GPS-Lenksystem mit RTK
Elektrohydraulische Steuergeräte
TIM-Freischaltung und damit unterstütze Hydrauliksteuergeräte
CCI-Terminal oder Terminal mit der Funktion Tramline Control
Bisher haben noch nicht alle aktuellen Traktormodelle eine AEF-Zertifizierung für die TIM-Funktionalitäten erhalten. Zudem muss man hier genau drauf achten, dass in der Zertifizierung auch die Hydraulikventile separat aufgeführt sind. Nur dann kann man davon ausgehen, dass diese Funktion wirklich laufen wird. Wir haben Modelle von John Deere und Case IH mit der richtigen Zertifizierung in der Datenbank gefunden. Auch die Fendt-One-Modelle haben die passende Zertifizierung, wie der eingesetzte Fendt 724 Vario Gen6.
Das Terminal muss die Funktion Tramline Control mitbringen, damit die aktuelle Spurliniennummer auf dem Isobus zur Verfügung gestellt wird. Diese Funktion bieten zurzeit nur CCI, Lacos und Fendt. Seit Neustem auch John Deere, jedoch bisher nur für Geraden. Andere Firmen arbeiten daran. Wir haben zuerst mit dem externen Terminal CCI 1200 gearbeitet. Auch das CCI 800 kann diese Funktion (jeweils aufpreispflichtig: ab 2.087 €). Fendt ermöglicht auf den One-Modellen eine solche Funktionalität. Diese ist in der SectionControl-Freischaltung integriert, welche für einen Aufpreis von 2.218 € in der Preisliste steht.
Aufbau des Systems
Das Lemken System lässt sich an jedem Vario-Pflug nachrüsten – auch von anderen Herstellern. In dem 2.605 € teurem Set sind der Jobrechner, ein Drehwinkelsensor und die passenden Kabel enthalten. Zudem liegen für die Lemken-Pflugmodelle passende Adapter zur Montage von Jobrechner und Sensor bei. Bei Fremdherstellern muss man hier gegebenenfalls etwas Zeit für den Aufbau investieren. Ansonsten ist die Installation schnell erledigt. Die Kalibrierung im Terminal ist sehr einfach. Man muss lediglich den Pflug auf volle Breite schwenken, den Wert abspeichern und das Ganze bei schmalster Position wiederholen. Dabei misst man die minimale und maximale Arbeitsbreite und trägt diese zu den Kalibrierwerten ein.
Das CCI-Terminal muss ein GPS-Signal erhalten. Häufig geht das bei den aktuellen Traktoren direkt über den Isobus. Teilweise kann aber noch ein separates Kabel erforderlich sein.
Vor dem Pflügen
Hat man den Pflug nun an den Traktor gekoppelt, muss man in der Isobus-Bedienmaske von iQblue connect vorgeben, welches Steuergerät für die Arbeitsbreitenverstellung zuständig ist. Hat man die Schläuche andersherum als beim letzten Mal gekuppelt, kann man die Richtung umkehren. Zudem muss der Jobrechner wissen, welches Steuergerät für den Drehvorgang zuständig ist. Damit errechnet das System, zu welcher Seite der Pflug gerade steht. Dadurch spart man sich einen extra Sensor. Zu Beginn gibt man jedoch einmal manuell die tatsächliche Richtung ein. In der Hauptansicht stellt ein gutes Symbol die angenommene Position dar.
Zum Pflügen muss der Fahrer dem System noch die Sollarbeitsbreite sowie die minimal und maximal gewünschte Pflugbreite vorgeben. Denn diese kann je nach Bodenbeschaffenheit variieren, um beispielsweise möglichst k(l)eine Kluten zu erzeugen.
Um zu wissen, anhand welcher Linie sich der Pflug ausrichten soll, muss im CCI-Terminal ebenfalls die Spurlinie vorhanden sein. Hat man schon Spuren im Lenksystem, lassen sich diese teilweise per USB-Stick übertragen oder über den Agrirouter drahtlos vom Bürocomputer schicken. Alternativ zeichnet man im CCI die Linie neu auf.
Erste Furche ziehen
Nach den Einstellungen kann man die erste Bahn pflügen. Dies geht komplett manuell oder auch per Lenksystem des Schleppers anhand der Feldgrenzspur. In der zweiten Furche schaltet der Fahrer das System dann ein. Dazu aktiviert man die TIM-Funktion in der Isobus-Bedienmaske und ebenfalls im Traktor-Terminal. Dann lässt sich schon die Arbeitsbreite über die Softkeys am Terminal einstellen. Bedient man hingegen das Steuergerät am Traktor, bricht die TIM-Verbindung ab. Gleiches gilt für den Fall, dass die Isobus-Bedienmaske nicht mehr auf dem Terminal aufgerufen ist. Das ist so im TIM-Standard vorgesehen. Eine Möglichkeit, die Softkey-Tasten am Traktorjoystick über AUX-N zu belegen, gibt es bisher noch nicht.
Jetzt muss man die automatische Pflugbreiteneinstellung aktivieren und dem System eine Referenzspur vorgeben. Diese Spur muss sich mit der aktuellen Furche schneiden. Denn der Pflug regelt nur, wenn er innerhalb dieser Spur unterwegs ist. Verlässt er die Spur aufgrund z. B. einer keilförmigen Fläche, bleibt die Pflugbreite auf minimal bzw. maximal stehen. Beim Drehvorgang ändert sich die zuletzt eingestellte Breite übrigens nicht. Der Spurlinienabstand beträgt die Sollarbeitsbreite. Nach dem Drehvorgang wechselt iQblue connect zur nächsten Spurlinie. Pflügt man so einen Keil aus und wählt eine mittig zum Keil liegende Spurlinie, entsteht zunächst eine Z-förmige Furche. Die mittlere Gerade liegt dabei genau in derselben Richtung wie die Zielfurche. Auch der Abstand ist direkt ein Vielfaches des Spurlinienabstandes.
Auf Zielfurche arbeiten
Nach zwei Bahnen hat ein Algorithmus errechnet, bei welcher Spurlinie die Zielspur voraussichtlich erreicht wird. Reicht einem die anvisierte Spurlinie nicht, kann der Fahrer oder auch die Software automatisch die Pflugparameter anpassen, damit die Zielfurche möglichst schnell oder langsam erreicht wird. Nachdem die automatische Pflugsteuerung den Keil, Bogen usw. rausgepflügt hat, entsteht eine schnurgerade Pflugfurche genau in Richtung der A-B-Linie. Durch die durchgehend aktive Steuerung hält der Pflug in jeder Bahn seine Arbeitsbreite exakt ein bzw. korrigiert diese in der nachfolgenden Spur wieder, wenn aufgrund unterschiedlicher Bodenverhältnisse bei gleicher Einstellung der Pflug mal schmaler, mal breiter gearbeitet hat. So kommt das System genau auf die Referenzlinie des Terminals, damit die letzte Bahn in der Sollarbeitsbreite gepflügt werden kann. Das Ganze funktioniert nicht nur mit A-B-Spuren sondern auch mit Konturen.
Mehrere Bögen
Schwieriger wird es bei mehreren größeren Bögen und Schrägen in einer Furche. Da das System nur die Arbeitsbreite innerhalb der aktiven Spurlinie anpasst, kann es vorkommen, dass ein Bogen erst einmal bestehen bleibt, weil er nicht gerade in der Regelspurlinie liegt. iQblue connect priorisiert nicht, dass möglichst schnell eine Parallele zur Zielspur hergestellt wird. Das würde ein Mensch anders machen, um der nachfolgenden Sämaschine ein möglichst gerades Pflugbild zu hinterlassen. Auch kann man dem System nicht vorgeben, dass die Regelung über die gesamte Feldlänge erfolgen soll. Das hätte den Vorteil, dass die Arbeitsbreitenverstellung nicht abrupt über eine kurze Strecke betätigt wird. Zudem würde zügiger die Furchenrichtung auf gesamter Länge nicht mehr so extrem von der Sollrichtung abweichen.
Fendt fahren
Zur Agritechnica 2023 stellte Fendt die Zusatzfunktion Tramline Control vor. Dieses lässt sich auch auf bestehende Fendt One-Modelle updaten. Damit kann man sich das zusätzliche CCI-Terminal sparen. Die Arbeitsbreitensteuerung kann so einfach auf bestehende Lenksystemspuren zugreifen. Im Untermenü aktiviert man die Funktion. Damit die TIM-Funktion dauerhaft aktiv bleibt, muss auch hier die Bedienmaske durchgehend und in vollwertiger Größe aktiv sein. Der dritte Bildschirm im Dach des Traktors ist hierfür hilfreich. Alternativ lässt sich aber auch das CCI-Terminal nutzen. Im Menü wählt man aus, von welchem Terminal sich das Isobus-Gerät die aktuelle Spurlinie ziehen soll. Neben Fendt lassen sich in Zukunft aber auch alle anderen Traktoren nutzen, die die Tramline-Control-Funktion mit ihrem Terminal unterstützen. So funktioniert seit Kurzem die Funktion auch bei John Deere.
Zusatzfunktionen
Der Jobrechner hat eine WLAN- und Mobilfunkverbindung mit unbefristetem, weltweitem Vertrag. Damit lassen sich beispielsweise Daten über den Agrirouter an eine Farmmanagementsoftware übertragen. Ein GPS-Modul erfasst dabei die Positionsdaten. Es werden Daten wie die Zeit, die Hektarleistung und die Hubwerkshöhe übertragen. Software-Updates für den Jobrechner sind kostenlos. Die Steuerung lässt sich schnell auf andere Pflüge umsetzen. iQblue connect kann auch aufgesattelte Grubber mit hydraulischer Tiefenführung teilflächenspezifisch in der Arbeitstiefe regulieren. Hier muss der Traktor jedoch auch den Zugriff über TIM auf das Hubwerk zulassen. Je Arbeitsgerättyp gibt es fünf verschiedene Profilspeicherplätze.
Fazit
Mit dem iQblue connect lässt sich jeder Vario-Pflug einfach hochrüsten, damit die Furche immer gerade (oder auch in derselben Kontur) verläuft. Besonders für Betriebe mit inhomogenen Böden, welche mit einem Lenksystem mit Frontpacker säen und einen hohen Wert auf Genauigkeit legen, ist das interessant. Für diese Spezialbetriebe, die den richtigen Traktor bereits im Fuhrpark haben, ist dann auch der Aufpreis von 2.605 € für iQblue vertretbar. Muss man aber noch zusätzlich ein CCI-Terminal mit den jeweiligen Lizenzen (2.964 €) und noch eine TIM-Freischaltung für den Schlepper kaufen, wird es deutlich teurer.
In kleinen Strukturen zu Hause
Tobias Steinhart aus Ostrach-Lausheim in Oberschwaben baut auf seinem Betrieb unter anderem Weizen, Gerste, Raps und Mais an. Seit Herbst 2023 setzt er an seinem Lemken Juwel 8 V aus dem Baujahr 2011 auf das Pflugsteuerungssystem iQBlue connect. Die Montage übernahm der Händler. Die TIM- und SectionControl Freischaltungen musste Tobias Steinhart an seinem Schlepper nachrüsten lassen.
Zuerst nutzte er die Arbeitsbreitensteuerung mit einem geliehenen CCI-Terminal. „Doch darauf konnte ich leider nicht auf die Feldkonturen meines Fendt zugreifen“, äußert Steinhart sein Problem. Seit einem Software-Update auf seinem Fendt 724 Vario Gen6 im letzten Jahr funktioniert iQBlue connect aber auch direkt mit dem FendtOne-Terminal. Tobias Steinhart arbeitet beim Pflügen jetzt besonders häufig mit dem Spurlinientyp „Kontursegmente“.
Die mögliche Arbeitsbreite stellt er meist zwischen 25 und 45 cm/Schar ein. Doch auf den kleinen, unförmigen Feldern muss er auch schon mal den Arbeitsbereich vergrößern, um die Keile auf Zielgerade zu pflügen und auf ein drittes Vorgewende verzichten zu können. „Da ist es richtig gut, dass mir die Lemken-Software schon nach wenigen Bahnen sagt, wann ich die Zielfurche erreichen werde. Reicht das nicht, passe ich die Parameter an,“ sagt Tobias Steinhart zufrieden. Die TIM-Verbindung läuft nach den letzten Software-Updates sehr stabil. Auch von der Maschinensicherheit ist der Vollerwerbslandwirt überzeugt. Das Einrichten beim Feldstart dauert keine Minute. Man muss nur darauf achten, dass die richtige Pflugrichtung eingestellt ist. Das Pflugbild ist durchgehend ordentlicher. Laut dem Landwirt läuft auch die Sämaschine im gepflügten Land deutlich ruhiger. „Auf unseren inhomogenen Böden mit kleinen Feldstrukturen möchte ich das System nicht mehr missen“, resümiert Tobias Steinhart.