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Starkregen, Hitze, Dürre

Die Klimazukunft NRWs: Damit ist bis Ende des Jahrhunderts zu rechnen

Wie wird das Klima in Nordrhein-Westfalen aussehen, wenn die weltweiten Klimaschutzbemühungen zünden? Wie, wenn sie weiter vor sich hin dümpeln? Das LANUV hat Prognosen entwickelt.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Ein trauriger Rekord jagt den nächsten: Nach mehreren Dürrejahren fiel in NRW 2023 so viel Regen wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Auch der Frühling 2024 war der wärmste und zweitnasseste seit Aufzeichnungsbeginn.

„Wetterextreme wie Starkregen, Hitze und Dürre werden in NRW zunehmen, regional unterschiedlich ausgeprägt“, sagt Elke Reichert, Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Ihr Team hat im Auftrag des NRW-Umweltministeriums die regionalen Folgen der globalen Klimaerwärmung erarbeitet. Herausgekommen ist der Fachbericht „Klimaentwicklung und Klimaprojektionen in Nordrhein-Westfalen“. Am Montag vergangener Woche wurde er vorgestellt.

Was passiert, wenn ...?

Der Bericht basiert auf unterschiedlichen Klimaszenarien des Weltklimarates und dekliniert diese für NRW durch: Was passiert in NRW, wenn global der bestmögliche Fall eintritt und alle Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens greifen?

In diesem „Klimaschutz-Szenario“ rechnen die Wissenschaftler mit ­einer Erderwärmung von 0,9 bis 2,3 °C bis zum Ende des Jahrhunderts. In einem „moderaten Szenario“ gehen die Forscher von einer Erderwärmung von 1,7 bis 3,2 °C aus. Im schlechtestmöglichen Fall, dem „Weiter-wie-bisher-Szenario“, gar von 3,2 bis 5,4 °C Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit.

Das „Klimaschutz-Szenario“ ist dabei am unwahrscheinlichsten. „Die aktuellen Bemühungen reichen nicht aus, um die Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen“, so Reichert. Der aktuelle Pfad steuert auf etwa 3,0 °C Erwärmung zu. Die Empfehlung der LANUV-Präsidentin lautet daher: Allein aus Vorsorgegesichtspunkten sollten sich alle Akteure am schlechtestmöglichen Fall orientieren.

NRW unterschiedlich betroffen

Die Auswirkungen der Klimaänderungen treffen NRW regional unterschiedlich. Grob lassen sich drei Bereiche ausmachen:

  • Urbane Bereiche werden stärker mit Hitze und Überflutung durch Starkregen umgehen müssen.

  • In den von Forstwirtschaft geprägten Mittelgebirgen steigt das Risiko von Kalamitäten durch Trockenheit, Schädlinge und Waldbrände. Die Wissenschaftler rechnen zudem häufiger mit Starkregen, Überflutungen und Hangrutschen.

  • Für die von Landwirtschaft geprägten Ebenen prognostiziert das LANUV Ertragseinbußen vor allem durch Trockenstress sowie Hitzebelastung in der Viehzucht. Für Vegetation und Landwirtschaft können, so die Forscher, Temperaturerhöhungen durch eine längere Wachstumsperiode und geringere Spätfrostgefahr aber auch positive Auswirkungen haben.

Wärmer mit Hitzewellen

In allen Regionen NRWs wird es voraussichtlich wärmer werden. Die mittlere jährliche Lufttemperatur in NRW steigt bereits seit 1980 deutlich. Aktuell liegt sie mit 10° C um 1,6° C höher als 1881. Bis 2040 verläuft die LANUV-Prognose in allen Szenarien relativ parallel. Dann gibt es deutliche Unterschiede: Bestenfalls, im „Klimaschutz-Szenario“, steigt sie nur marginal um 0,1 °C, schlechtestenfalls um bis zu weitere 3,7 °C.

Deutlich zunehmen werden in allen Fällen die Hitzewellen (drei hintereinander folgende Tage über 30 °C). Bislang erlebt NRW etwa alle drei Jahre eine Hitzewelle. Selbst im besten Fall wird sich dieser Wert mindestens verdoppeln – im schlechtesten Fall mehr als verzehnfachen. Dann ist mit drei bis vier Hitzewellen pro Jahr zu rechnen. Regional wird besonders die ohnehin schon wärmste Ecke NRWs, die Rheinschiene, von Hitzewellen und steigenden Temperaturen betroffen sein.

Auch die Vegetationszeit wird sich laut LANUV weiter verlängern. Von 1951 bis heute hat sich diese bereits um 18 Tage auf 282 Tage ausgeweitet. Je nach Szenario liegt die weitere Entwicklung zwischen (fast) keiner Veränderung und weiteren 45 Tagen bis Ende des Jahrhunderts.

Starkregen und Trockenheit

Der Blick auf die mittlere jährliche Niederschlagssumme in NRW zeigt in den unterschiedlichen Szenarien keine großen Abweichungen. Allerdings ist zukünftig mit mehr Ausschlägen nach oben und unten zu rechnen – also mit sehr trockenen Phasen sowie Starkregenereignissen. Sommer werden voraussichtlich weiter trockener werden, Winter niederschlagsreicher. Gepaart mit den Temperaturanstiegen werden Perioden mit Trockenstress in Zukunft wesentlich häufiger.

Die Niederschlagsmengen verteilen sich in NRW unterschiedlich. Die ohnehin schon wärmeren Regionen – die Niederrheinische Bucht, das Niederrheinische Tiefland, die Westfälische Bucht und das Westfälische Tiefland – sind auch die trockensten Regionen. Deutlich darüber liegen das Bergische Land, das Sauer- und Siegerland, die Eifel und das Weserbergland. Hier bleiben Regengebiete, die NRW aus Westen überqueren, an den Bergen hängen. Auch mit Starkregen ist vor allem in diesen niederschlagsreicheren Regionen zukünftig häufiger zu rechnen.

Bei den Trockentagen (Tage mit Gesamtniederschlag unter 1 mm) gab es in der Vergangenheit kaum Veränderung. Auch zukünftig werden sich diese in allen Szenarien nicht sehr stark erhöhen, im bestmöglichen Fall sogar zurückgehen. Der Trockenstress für Pflanzen wird dennoch wahrscheinlicher und die Grundwasserneubildung geringer, da sich die Lufttemperatur und mit dieser auch die Verdunstung weiter stark erhöhen werden. Auch gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Trocken- und Regenperioden länger anhalten werden. Hoch- und Tiefdruckgebiete werden stationärer, sie ziehen also langsamer voran und können mehrere Tage oder sogar Wochen an Ort und Stelle bleiben.

Waldbrandgefahr steigt

Die höheren Temperaturen und ­geringeren Niederschläge in den Frühjahrs- und Sommermonaten sowie die verstärkte Verdunstung können zudem die Waldbrandgefahr erhöhen. In den letzten 30 Jahren gab es zwischen März und Oktober durchschnittlich 15 Tage pro Jahr mit einer der beiden höchsten Waldbrandwarnstufen – ein Plus von zehn Tagen gegenüber den 30 Jahren zuvor. Im schlechtesten Fall ist bis Ende des Jahrhunderts mit bis zu 24 Tagen zu rechnen.

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