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Naturkatastrophen

Schwergewitter und Überschwemmungen kosten Versicherer Millionen

Die Rückversicherung Munich Re versichert Versicherungen weltweit und spürt nun die Auswirkungen von Naturkatastrophen.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Rückversicherer Munich Re spürt die Auswirkungen des Klimawandels. Ob Wetterkatastrophen in Nordamerika oder Überschwemmungen in Regionen, wo sie sehr selten sind, wie in Dubai. Überall auf der Welt mussten die Versicherungen hohe Beträge an Geschädigte überweisen.

„Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel eine Rolle bei dieser Entwicklung spielt. Er bringt veränderte Risiken mit sich, an die sich alle – die Gesellschaft, die Wirtschaft und der Versicherungssektor - anpassen müssen, um die zunehmenden Schäden durch wetterbedingte Ereignisse zu dämpfen“, sagt Thomas Blunck, Mitglied des Vorstands.

Die Analyse langfristiger Trends von meteorologischen Daten und die steigenden Kostend er Versicherer gäben Hinweise, dass Risiken aus Unwettern sich verändern.

Schäden in Europa

Im Mai kam es in Deutschland zu schweren Stürmen und Überschwemmungen. In vereinzelten Regionen fielen innerhalb weniger Tage bis zu 135 mm Niederschlag. Da die Niederschläge bereits in den Monaten zuvor weit überdurchschnittlich waren, nahmen die gesättigten Böden wenig Wasser auf.

Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, Bäche wurden zu reißenden Strömen. Einige Flüsse erreichten an mehreren Stellen die höchste Warnstufe 4. Das teuerste Schadenereignis war eine Überschwemmung im süddeutschen Raum mit Gesamtschäden von rund 5 Mrd. US$, davon 2,2 Mrd. US$ versicherte Schäden.  

Auslöser war eine so genannte Vb-Wetterlage, auch "Genua-Tief" genannt. Dabei wird warme, feuchte Mittelmeerluft vom nordwestlichen Mittelmeerraum an den Alpen vorbei nach Norden geführt, was besonders an der Nordseite der Alpen und weiter nördlich in Mitteleuropa zu starken Regenfällen und Stürmen führt. Nach Einschätzung von Forschern bringen solche Wetterlagen bei fortschreitendem Klimawandel immer höhere Niederschlagsmengen.  

Die teuersten Katastrophen auf der Welt waren das Erdbeben in Japan am Neujahrstag und die 1.250 Tornados in den USA.

Naturkatastrophen in Zahlen

Die weltweiten Gesamtschäden fielen im ersten Halbjahr 2024 mit 120 Mrd. US$ geringer aus als im Vorjahr (140 Mrd. US$). 2023 war allerdings durch sehr hohe Schäden wegen des schweren Erdbebens in der Türkei und Syrien geprägt. Im längerfristigen Vergleich aber übertrafen die Gesamtschäden im ersten Halbjahr 2024 die Halbjahresdurchschnittswerte der vergangenen zehn bzw. 30 Jahre deutlich.  

Die versicherten Schäden lagen etwas über dem Vorjahresniveau von 60 Mrd. US$ und deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen zehn bzw. 30 Jahre (inflationsbereinigt 37 bzw. 24 Mrd. US$).

Auffällig ist, dass der Schadenanteil der wetterbedingten “Non-Peak Perils” – dazu zählen schwere Unwetter, Hochwasser und Waldbrände – erneut hoch ist: 68 % der Gesamtschäden und 76 % der versicherten Schäden entfielen auf diese Naturkatastrophen.

Globale Temperaturen auf Allzeithoch

Von Januar bis Juni 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur etwa 1,5°C über dem vorindustriellen Vergleichszeitraum. Die Wissenschaft betont zwar, dass ein einzelnes Jahr über 1,5°C noch kein Überschreiten der Pariser Klimaziele bedeutet. Allerdings zeigt der Temperaturtrend weiter nach oben. Nicht nur die mittleren Temperaturen waren an fast allen Orten weltweit im ersten Halbjahr überdurchschnittlich hoch, auch Hitzerekorde wurden weltweit gebrochen. 

In weiten Teilen Saudi-Arabiens beispielsweise wurden Mitte Juni Temperaturen von mehr als 50°C gemessen, Neu-Delhi in Indien verzeichnete im Mai Rekordwerte von 49,9°C. Die US-Wetterbehörde NOAA geht derzeit davon aus, dass das Jahr 2024 zu den fünf wärmsten Jahren seit 1850 gehört und mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % sogar das wärmste Jahr bisher wird. 

Hitzewellen und Dürreperioden führen nicht nur zu einem Anstieg der Todesfälle durch Hitzschläge, sondern begünstigen auch Waldbrände. In Texas verbrannte der größte Waldbrand in der Geschichte des US-Bundestaats eine Fläche von mehr als 400.000 Hektar, das entspricht in etwa der Fläche der spanischen Insel Mallorca. Im Mai brachen im Westen Kanadas ungewöhnlich früh riesige Brände aus, tausende Menschen wurden evakuiert. Beide Brände verschonten dicht besiedelte Städte und Industriegebiete, wodurch extreme Schäden ausblieben.  

Hohe Wassertemperaturen und La Niña könnten Hurrikan-Aktivität erhöhen

Im Nordatlantik gibt es weiterhin Indikatoren für eine heftige Hurrikan-Saison. Der Klimawandel spielt eine entscheidende Rolle dafür, dass die Wassertemperaturen besonders hoch sind, und damit auch besonders viel Energie für die Entstehung von Hurrikanen zur Verfügung steht. Aber auch der natürliche ENSO-Zyklus (El Niño / Southern Oscillation) beeinflusst die Eintrittswahrscheinlichkeit der Stürme.  

Das vergangene Jahr war geprägt von El Niño-Bedingungen, was tendenziell die Entstehung von Hurrikanen dämpft. Trotzdem gab es 2023 mit 20 benamten Stürmen die viertaktivste Hurrikan-Saison bislang. In diesem Jahr bleibt der unterdrückende Effekt von El Niño aus. Zusätzlich sind die sehr hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik förderlich für die Entstehung von Hurrikanen. Die Temperatur der Meeresoberfläche ist unverändert auf Rekordniveau und um 0,5°C bis 1,0°C über dem 30-jährigen Durchschnitt. Beide Faktoren zusammen könnten also Wirbelstürme im Nordatlantik begünstigen.  

„Die sich ändernde Statistik der Wetterdaten sendet immer deutlichere Signale. Viele der zuletzt gesehenen Rekorde sind ohne den Klimawandel kaum erklärbar. Eine um ein Grad erwärmte Atmosphäre kann 7 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen – das bedeutet mehr Energie für Wetterextreme und schwere Niederschläge”, kommentiert Ernst Rauch, Chef-Klimatologe von Munich Re. 

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