2024 dürfte das wärmste Jahr seit dem Start der Messungen werden. Die Temperaturen lagen im Durchschnitt 1,55 °C über denen des vorindustriellen Mittels. Im Vorjahr waren es noch 1,48 °C. Damit wird das Pariser 1,5 Grad-Ziel erstmals überschritten, informiert der EU-Klimawandeldienst Copernicus Anfang November.
Fachwelt und Politik hatten die 1,5 °C-Marke 2015 in Paris selbst gesteckt, sich aber noch eine Beruhigungspille eingebaut. Denn das Pariser Klimaziel gilt offiziell erst als gescheitert, wenn die Marke in den kommenden 20 Jahren regelmäßig überschritten wird.
Keine Zeit mehr, Erwärmung 20 Jahre zu beobachten
Das 1,5-Grad-Ziel hatte damals einen hohen Symbolwert. Womöglich hatte man nicht damit gerechnet, dass man so schnell in den Bereich kommen würde, muss ein Klimaexperte nun eingestehen. Ohnehin halten nicht wenige Fachleute den starren Blick auf die 1,5 °C für falsch, weil er vermeintlich Zeit suggeriert.
Doch gerade das Abwarten, ob sich der Trend in den kommenden Jahren verfestigt, dürfte sich als verheerend herausstellen. Denn der Treibhausgasausstoß war auch im vergangenen Jahr wieder historisch hoch, alle Klimaparameter weisen in die falsche Richtung, mahnen Forscher. D.h., die Erderwärmung wird weiter zunehmen; dafür brauche man nicht 20 Jahre die Werte beobachten, heißt es.
Statt der Konzentration auf eine 1,5-Grad-Schwelle fordert das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) etwa als Ziel, die Emission auf Netto-Null zu drücken. Ohne gestoppten Ausstoß werde es immer weiter einen Temperaturanstieg geben, kommentieren die Wissenschaftler. Folge seien Starkregen wie in Spanien. Und selbst wenn wir es schaffen, würde die Erderwärmung noch lange weiterlaufen, bis sich eine erneute Klimaumkehr zeigt.