In Großbritannien hat die Weed Resistance Action Group (WRAG) auf mehreren Feldern in Kent Welsches Weidelgras (Lolium multiflorum) entdeckt, das resistent gegen das Herbizid Glyphosat ist. Es handelt sich um die erste Resistenz dieser Art auf der Insel. Landwirte, die den Wirkstoff jetzt zum Frühjahr vor der Saat einsetzen, werden dringend gebeten, die Wirkung anschließend zu beobachten.
Die Fachleute hatten Samen der betreffenden Pflanzen gesammelt und im Gewächshaus Versuche gefahren. Dabei zeigte sich, dass die Pflanzen die üblichen Glyphosatdosen überleben, berichtet das Magazin farmers weekly.
Noch ist es ein Einzelfall, aber ...
John Cussans von Forschungs- und Beratungsinstitut Adas hat die Untersuchung geleitet. Er betont, dass Glyphosat wahrscheinlich das wichtigste Herbizid für britische Landwirte ist. Aktuell gebe es keinen Ersatz, weshalb jeder Fall von Resistenz besorgniserregend sei. Noch aber handele es sich um einen Einzelfall auf einer Farm. Es sei also noch kein großflächiges Problem.
Laut Cussans habe Adas zwischen 2018–2023 bereits Proben von Welschem Weidelgras gesammelt, die standardmäßigen Resistenztests unterzogen wurden. Sie wurden mit Glyphosat untersucht, wobei keine einzige resistente Probe gefunden worden sei.
„Dieser Einzelfall ist jedoch eine deutliche Erinnerung an die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Glyphosat, andernfalls werden wir wahrscheinlich noch mehr Fälle sehen“, mahnt der Berater. Derzeit werden zusätzlich zu dem einen bestätigten Fall drei verdächtige Populationen von Welschem Weidelgras untersucht, deren Ergebnisse in Kürze erwartet werden.
Weidelgrasarten ohnehin sehr risikoreich
Bislang ist Welsches Weidelgras das einzige Gras mit verdächtigen Populationen im Vereinigten Königreich. Umfangreiche Tests von Ackerfuchsschwanz und eine Untersuchung von 166 Trespenproben im Jahr 2023 ergaben keine besorgniserregenden Populationen.
„Erfahrungen aus der ganzen Welt legen nahe, dass Weidelgrasarten ein hohes Risiko hinsichtlich Glyphosatresistenz darstellen. Weltweit gibt es mehrere Fälle von Resistenzen bei einjährigem Weidelgras (Lolium rigidum) und Welschem Weidelgras (Lolium multiflorum).“ Cussans warnt jedoch, dass auch andere Unkräuter Resistenzen entwickeln können. Daher geht es jeden Landwirt um einen verantwortungsvollen Umgang mit Glyphosat, nicht nur diejenigen, die Probleme mit Welschem Weidelgras haben.
„Wir wissen, dass sich Herbizidresistenzen tendenziell Feld für Feld entwickeln, daher können Landwirte daran arbeiten, die Wirksamkeit von Glyphosat auf ihrem Hof aufrechtzuerhalten.“ Es gebe dazu etablierte Maßnahmen, die Glyphosatanwender unternehmen müssten.
Tipps vom Fachmann
Der Bayer-Berater Roger Bradbury verweist auf bestehende Empfehlungen:
Verwenden Sie eine ausreichende Dosis Glyphosat, um alle Zielunkräuter abzutöten, denn jedes Unkraut, das eine Glyphosatanwendung überlebt, stellt ein potenzielles Resistenzrisiko dar. Die Auswahl der richtigen Menge und die am schwersten abzutötenden Arten im Unkrautspektrum sind das Maß.
Die richtige Anwendungstechnik stellt sicher, dass die erforderliche Menge das beabsichtigte Ziel erreicht.
Es gibt viele Aspekte bei Einstellung, Wartung und Bedienung der Spritze, die die Anwendungsqualität beeinflussen können. Düsenwahl, Fahrgeschwindigkeit von nicht mehr als 12 km/h und die Wasserqualität sind drei der wichtigsten.
Zum Zeitpunkt der Anwendung sollten Unkräuter aktiv wachsen, damit Glyphosat in die gesamte Pflanze verlagert werden kann, um eine wirksame Kontrolle zu ermöglichen. Wenden Sie es nicht auf Pflanzen an, die unter Stress stehen, wie z. B. Staunässe, Dürre oder bei sehr kaltem Wetter. Vermeiden Sie auch Anwendungen während der Wachstumsphase des Stängels, da das Glyphosat in die Wachstumsspitze, aber nicht in die Wurzeln verlagert wird, was zu einem möglichen Nachwachsen führen kann.
Wiederholte Anwendungen von Glyphosat auf dasselbe einzelne Unkraut stellen ein großes Resistenzrisiko dar. Eine kleine Anzahl von Unkräutern überlebt oft eine Herbizidanwendung. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt das nicht an Resistenzen, sondern an den Auswirkungen der Anwendung oder des Feldes.
Abschließend raten Experten, dass Landwirte kein Risiko eingehen und sicherstellen sollten, dass alle Überlebenden mit einer anderen chemischen Wirkungsweise oder einer nicht-chemischen Methode bekämpft werden.