Wissenschaftler aus 13 Ländern haben jetzt erstmals für den Roggen eine Referenzgenomsequenz mit fast 7 Milliarden Bausteinen beschrieben. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Genetics“ veröffentlicht. Wie das Julius Kühn-Institut (JKI) am Donnerstag (18.3.) dazu mitteilte, wurde unter Federführung des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben die Existenz von mehr als 34 000 Genen auf den sieben Chromosomen des Roggens bioinformatisch vorhergesagt.
Bislang könne nur einem Bruchteil dieser Gene eine biologische Funktion zugeordnet werden. „Das wird mit der veröffentlichten Referenzgenomsequenz nun leichter“, betonte JKI-Präsident Prof. Frank Ordon. Er wertete dies als einen „großen Schritt für die Züchtungsforschung und für die züchterische Verbesserung des Roggens“. Nun liege die Sequenz der dritten, für die europäische Landwirtschaft bedeutenden Getreideart vor. Nach Ordons Worten ist es „bemerkenswert“, dass sich so viele Forschungseinrichtungen für dieses global gesehen eher unbedeutende Getreide stark gemacht und quasi mittels Crowdfunding in kurzer Zeit das Ergebnis erzielt haben. Laut dem Leiter der Arbeitsgruppe Genomik Genetischer Ressourcen am IPK und Inhaber einer Brückenprofessur an der Universität Göttingen, Prof. Nils Stein, sind die Ergebnisse für die Wissenschaft und Züchtung vielversprechend.
Der Roggen ermögliche einen Zugang zu einem vielfältigen wilden Genpool, nicht nur für ihn selbst, sondern insbesondere auch für die Weizenzüchtung. „So können beispielsweise Resistenz-Gene aus dem Roggen durch klassische Kreuzungszüchtung auf Weizen übertragen werden, was in der Vergangenheit bereits wiederholt genutzt wurde“, erklärte Stein. Er wies darauf hin, dass somit die Bedeutung der Forschungsergebnisse weit über Roggen hinausreiche. Durch die Kenntnis der Referenzsequenz werde es einfacher, positive Eigenschaften des Roggens wie Resistenzen auf Weizen zu übertragen, ohne dass dies etwa die Backeigenschaften negativ beeinflusse.