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Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Fuchsschwanz und Weidelgras

Was Landwirte gegen Problemungräser ausrichten können

In diesem Herbst ist von einem hohen Ungrasdruck auszugehen. Wer spät sät, weitere flankierende Maßnahmen umsetzt und Herbizide klug kombiniert, kann die Gräser aber oft kontrollieren.

Lesezeit: 13 Minuten

In diesem Sommer war bundesweit so viel Ackerfuchsschwanz und auch Weidelgras zu sehen wie nie zuvor. Auf Binnenstandorten kam es teils zu massiven Mischverungrasungen, manchmal wurde sogar mehr Ackerfuchsschwanz als Windhalm gefunden. Der alte Grundsatz „Erst säen, wenn man Herbizide unmittelbar danach ausbringen kann“ erfährt dadurch eine Renaissance.

Im letzten Herbst wirkten die Bodenherbizide auch ohne Resistenzentwicklungen nicht mehr ausreichend. Das war vor allem dann der Fall, wenn der Wirkstoff Flufenacet zu spät oder unterdosiert zum Einsatz kam. Oft war ein Herbizideinsatz wegen der starken Regenfälle gar nicht möglich.

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Schnell gelesen

  • Mit flankierenden Maßnahmen können Sie den Unkrautdruck im Vorfeld deutlich senken.

  • Gegen Ackerfuchsschwanz, Weidelgräser und Windhalm bieten Einsätze im Vorauflauf mehr Wirksicherheit als Nachauflaufanwendungen im Frühjahr.

  • Setzen Sie auf volle Aufwandmengen – Teilapplikationen senken die Wirkungsgrade und erhöhen die Resistenzgefahr.

  • Wegen des hohen Ungrasdrucks können im kommenden Frühjahr noch Nachbehandlungen gegen Gräser nötig werden. Kontrollieren Sie Ihre Bestände!

Die Ungrasprobleme ­verschärfen sich

Wie häufig Unkraut- und Ungrasarten in Niedersachsen mittlerweile vorkommen, zeigt eine Auswertung von 244 Herbizidversuchen der Jahre 2018 bis 2020. Es wurden nur Versuche erfasst, bei denen ein Unkrautdeckungsgrad der einzelnen Arten von über 5 % in den Kontrollen vorlag.

Die Ergebnisse: Insgesamt ließen sich 39 Arten erfassen. Unter den Top 10 befinden sich Ackerfuchsschwanz, Stiefmütterchen, Windhalm, Echte Kamille, Vogelmiere, Klettenlabkraut, Vergissmeinnicht, Klatschmohn, Wiesenkerbel und Kornblume.

Auffällig ist, dass Weidelgras im Jahr 2020 noch kaum festzustellen war – das hat sich nun geändert. Sowohl Deutsches als auch Welsches Weidelgras werden bundesweit zunehmend gefunden. Beide Arten weisen bereits starke Resistenzerscheinungen gegenüber ACCase- und ALS-Hemmern sowie vereinzelt auch Flufenacet auf.Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie unbedingt eine Resistenzuntersuchung durchführen lassen, um sicherzustellen, dass die Herbizidauswahl noch wirkt (z. B. bei den Pflanzenschutzdiensten der Länder, bei Agrarfakultäten der Unis, beim Julius Kühn-Institut oder gegen Gebühr bei Agris42, Identxx, Plantalyt, Biogenda).

Flankierende Maßnahmen werden noch wichtiger

Vor allem bei einem starken Ungrasdruck sollte man vor der Saat noch möglichst viele flankierende Maßnahmen durchführen, damit später weniger Druck auf den Herbiziden lastet. Generell gehört z. B. Folgendes dazu:

  • Verändern Sie – wenn möglich – künftig die  Fruchtfolge  so, dass mehr Zeit für die Bodenbearbeitung bleibt. Eine intensive Stoppelbearbeitung unterstützt die Strohrotte und verbessert die Stroh- und Spreuverteilung. Dadurch laufen die Unkräuter und Gräser gleichmäßiger auf und lassen sich noch vor der Saat beseitigen. Zu bedenken ist allerdings, dass beim Ackerfuchsschwanz sechs bis acht Wochen Keimruhe keine Seltenheit sind.

  • Unterstützend auf eine schnellere und einheitlichere Unkrautentwicklung nach dem Grubbereinsatz wirkt ein zusätz­licher Arbeitsgang mit einer Crosskill-Walze. Das gilt insbesondere dann, wenn der zweite Grubberstrich nach später Ernte nicht mehr möglich ist. Hinweis: Grundsätzlich sind häufigere Bodenbearbeitungen vor dem Auflaufen der Kultur angeraten.

  • Sorgen Sie für ein  feinkrümeliges Saatbett . Dann laufen die Ungräser rascher auf und auch der Getreidebestand entwickelt sich später gleichmäßiger.

  • Setzen Sie auf  moderne Saattechnik  mit minimaler Bodenbewegung. Denn das reduziert den Neuauflauf von Ackerfuchsschwanz nach der Saat.

  • Ein  Anwalzen  der Saatkörner unterstützt ebenfalls einen gleichmäßigen Getreideauflauf und verbessert zusätzlich die Wirkung von Bodenherbiziden.

Wie effektiv diese und weitere Maßnahmen gegen unterschiedliche Gräser sind, ist in Übersicht 1 dargestellt. Grundsätzlich lässt sich mit der Kom­bination „intensive Bodenbearbeitung und sorgfältige Saatbettbereitung“ ein sogenanntes Scheinsaatbett schaffen. Dies hat zum Ziel, dass eine erste Welle des Ackerfuchsschwanzes nach der Keimruhe einheitlich und frühzeitig aufläuft, damit genug Zeit verbleibt, um sie mit Striegeltechnik oder Glyphosat noch vor der Aussaat der Kultur zu bekämpfen. Wichtig ist bei diesem Verfahren, dass nach dem Einsatz von Glyphosat keine weitere Bodenbearbeitung mehr erfolgt. Denn andernfalls würde erneut Ackerfuchsschwanz oder auch Weidelgras vor der Saat des Getreides auflaufen und durch Bodenherbizide nur schwer erfassbar sein. Hinweis: Klären Sie ab, ob der Einsatz von Glyphosat für diese Anwendung in Ihrem Bundesland erlaubt ist.

Übersicht 1: Effektivität der flankierenden Maßnahmen

Spät säen – eine ­Schlüsselmaßnahme

Besonders effektiv gegen Ackerfuchsschwanz und Weidelgras ist eine späte Aussaat. Wie stark sich der Auflauf dadurch reduzieren lässt, entnehmen Sie der Übersicht 2. Der Grund dafür ist, dass späte Saattermine das Keimver­halten von Ackerfuchsschwanz negativ beeinflussen.

Übersicht 2: Fuchsschwanzdichte abhängig vom Saattermin

Wer spät sät, kann noch von einem weiteren Vorteil profitieren: Bei späterer Aussaat nimmt die Wirksamkeit von Herbizidmaßnahmen tendenziell zu, wie Übersicht 3 zeigt. Für die Praxis heißt das: Säen Sie eher spät und achten Sie darauf, dass sich Herbizide zeitnah nach der Saat anwenden lassen.

Wenn die Witterung und Bodenverhältnisse es zulassen, ist auch der anschließende Einsatz eines Striegels nicht zu unterschätzen. Besonders das Blindstriegeln kurz vor dem Auflauf der ­Kultur im Herbst kann bei optimalen Anwendungsbedingungen den Herbizideinsatz gegen Ackerfuchsschwanz zusätzlich unterstützen.

Übersicht 3: Wirkung der Herbstbehandlung nach Saattermin

Setzen Sie die beschriebenen flankierenden Maßnahmen in diesem Herbst unbedingt um, bzw. sammeln Sie Erfahrungen damit! Denn in Zukunft wird es weitere Einsatzbeschränkungen und Wirkstoffverbote geben. Dazu kommt noch, dass der Wirkstoff Flufenacet im Herbst voraussichtlich zum letzten Mal zu kaufen sein wird. Spätestens 2026 muss eine Herbstmaßnahme mit den verbleibenden Wirkstoffen erfolgen.

Herbizide: Gibts was neues?

Doch es gibt auch Lichtblicke: Voraussichtlich wird es im Herbst 2027 neue Herbstherbizide mit bisher „resistenzunbelasteten“ Wirkstoffen geben. Sie sind solo wirksamer als bisherige Standards und können zur Resistenzvorsorge direkt mit weiteren Partnern kombiniert werden. Was sie solo und in Kombination leisten, entnehmen Sie der Übersicht 4 (die neuen Produkte werden dort Prüfmittel genannt).

Für diesen Herbst gibt es folgende Neuerungen:

  • In puncto Glyphosat hat der Bundesrat am 14.06.2024 der Verordnung ­zur Änderung der Pflanzenschutz-An­wendungsverordnung zugestimmt. Diese hebt das vollständige Anwendungsverbot für glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel auf und trat am 1. Juli 2024 in Kraft. Die aktuell geltenden Anwendungsbeschränkungen und -verbote für glyphosathaltige Mittel (Verbot des Einsatzes in Wasserschutz- und Naturschutzgebieten, zur Sikkation und Regelung zum Vorsaatverfahren sowie zur Saatbettbereitung) bleiben aber bestehen.

  • Dieses Jahr wird das Mateno Forte Set angeboten, es kombiniert Cadou SC mit Mateno Duo, das die Wirkstoffe Diflufenican (100 g/l) und Aclonifen (500 g/l) enthält. Die Aufwandmengen liegen bei 0,25 bis 0,5 l/ha Cadou SC + 0,35 bis 0,7 l/ha Mateno Duo. Die Kombi lässt sich ab dem Vorauflauf bis BBCH 13 in Winterweichweizen, -gerste (nur bis 0,35 l/ha), -roggen und Triticale einsetzen. Neben dem Mateno Forte Set werden die gleichen Komponenten in anderen Mengen als Mateno Flexi Set angeboten (mehr Cadou SC). Die höheren Aufwandmengen sind gegen Ackerfuchsschwanz vorgesehen, die niedrigen gegen Windhalm.

Gegen dikotyle Unkräuter wie Ackerstiefmütterchen, Ausfallraps, Ehrenpreis-Arten, Hirtentäschel, Klatschmohn, Taubnessel und Vogelmiere sollen die Sets laut Hersteller gut wirken. Bei Kamille, Klettenlabkraut und Kornblume wird ein guter Wirkungsgrad dagegen nur bis in den Auflauf erreicht. Zu nicht landwirtschaftlichen Flächen ist ein Abstand von 5 m einzuhalten (NT 109). Bis 0,35 l/ha Mateno Duo beträgt der Abstand zu Oberflächengewässern ebenfalls 5 m (NW 607-1), darüber hinaus sind 10 m einzuhalten, vorausgesetzt, man nutzt eine 90 %-abdriftmindernde Technik.

  • Neu ist auch Vulcanus Top. Das Herbizid enthält 540 g/l Aclonifen und 60 g/l Flufenacet. Auch diese Kombination ist interessant, um damit eigene Erfahrungen zu sammeln.

Übersicht 4: Neue Herbizide im Vergleich

Empfehlungen für ­Windhalm-Standorte

Welche Strategien für  Standorte mit Windhalm und Unkräutern  (ohne Resistenzentwicklungen) zu empfehlen sind, ist in Übersicht 5 auf Sei­te 92 dargestellt. Mehrere Herbizide enthalten dabei den Wirkstoff Flufenacet. Neben Cadou SC, das zusammen mit Boxer als Boxer-Cadou-SC-Pack in Restmengen noch erhältlich ist, ist der Wirkstoff auch solo in Fence, Vulcanus und Sunfire verfügbar. Somit lässt er sich gut mit anderen Herbiziden mischen.

Generell gilt, dass die Wirksicherheit der Bodenwirkstoffe zunimmt, je feuchter die Böden sind. Behandeln Sie Ihre Bestände am besten direkt nach der Saat (z. B. zu BBCH 0 bis 11), spätestens jedoch, wenn die Fahrgassen zu „erahnen“ sind. Nutzen Sie dabei immer Wirkstoffkombinationen z. B. mit Diflufenican und/oder Pendimethalin. Herold SC und Battle Delta sollte man mit einer Aufwandmenge von 0,4 l/ha, Carpatus SC und Broadcast mit 0,3 l/ha und Malibu mit ­2,5 l/ha gegen Windhalm verwenden. Reduzieren Sie keinesfalls die Aufwandmengen, denn sonst fallen die Wirkungsgrade ab und Kamille sowie Kornblume lassen sich teils nicht mehr ausreichend bekämpfen.

Weil es bei hohen Humusgehalten zu verminderten Bodenwirkungen kom­­men kann, ist es angeraten, auf humosen Standorten dem Herold SC oder Malibu noch 1,5 bis 2,0 l/ha Boxer bzw. Filon zuzumischen – das verbessert die Wirksicherheit. Allerdings nehmen hierdurch die Verträglichkeitsprobleme zu, insbesondere, wenn es nach der Anwendung stärker regnet. Auch Jura mit den Wirkstoffen Prosulfocarb und Diflufenican bietet sich in Kombination mit Sunfire für humose Flächen an, um in Winterweizen, -gerste und -triticale die Gräserwirkung zu unterstützen. Stehen bei Ihnen ALS-resistente dikotyle Unkräuter im Fokus, kann eine Kombination aus Jura und Cleanshot helfen.

Unter dem Aspekt der Resistenzvermeidung durch Wirkstoffwechsel über die Fruchtfolge bekommen alternative Kombinationen mit z. B. Carmina 640 (600 g/l CTU + 40 g/l Di­flufenican), Lentipur 700 (700 g/l CTU), Trinity (250 g/l CTU + 300 g/l Pendimethalin + 40 g/l Diflufenican) oder Sumimax (500 g/l Flumioxazin) bei der Windhalmbekämpfung eine zunehmende Bedeutung. Achten Sie beim Einsatz CTU-haltiger Herbizide allerdings darauf, dass einige Weizensorten nicht mehr als 900 g/ha CTU vertragen – zudem gibt es Sorten mit vollständiger Unverträglichkeit. Wie die Sorten eingestuft sind, finden Sie unter  www.topagrar.com/ctu2024 .

Sind die Böden feucht, bleibt CTU und auch Diflufenican über längere Zeit im Boden wirksam und erfasst auch Kornblumen und andere spät keimende Unkräuter. Tritt gleichzeitig Hundskerbel stärker auf, kann man CTU-haltige Herbizide wie Carmina 640 oder Trinity mit Zypar (Halauxifen-methyl) mischen. Hinweis: Wer Lentipur 700 oder Carmina 640 nutzt, muss die Drainageauflage beachten. Für Trinity greift diese erst für Anwendungen ab dem 1. November.

Tipps für Roggen: Bei der Windhalmkontrolle in Winterroggen sind bei zu flacher Saatgutablage (unter 2 cm) in der Vergangenheit Verträglichkeitsprobleme in Verbindung mit dem Einsatz von Flufenacet aufgetreten. Erfolgt die Saat verspätet oder wird eine Behandlung nach dem 15.10. erforderlich, sollte Flufenacet daher in zu flach abgelegtem Roggen nicht mehr zum Einsatz kommen. Stattdessen bietet es sich an, 1,0 l/ha Viper Compact im frühen Nachauflauf zu verwenden. Alternativ können Sie auch 2,0 l/ha Filon bzw. ­Boxer oder 1,5 l/ha Carmina Complett jeweils kombiniert mit 0,065 kg/ha ­Alliance bzw. Acupro verwenden.

Strategien Für Ackerfuchsschwanzstandorte

Möglichkeiten für Standorte mit Ackerfuchsschwanz und Unkräutern entnehmen Sie der Übersicht 6. Folgendes ist zu empfehlen: 

  • Generell sind  leicht bekämpfbare Ackerfuchsschwanzpflanzen  ohne Resistenzentwicklung immer seltener anzutreffen. Ist das auf Ihren Flächen noch der Fall, eignen sich nach wie vor die Kombinationspräparate Herold SC oder Malibu, jeweils in der vollen zugelassenen Aufwandmenge. Reduzieren Sie auch hier keinesfalls die Aufwandmengen – denn das würde die Resistenzgefahr unnötig erhöhen.

Übersicht 5: Empfehlungen für Windhalmstandorte

Falls die Wirkung dieser Maßnahme in der Vergangenheit nicht mehr ganz ausreichte, ist es angeraten, die Leistung in Weizen oder Roggen durch den Zusatz von 3,0 l/ha Boxer abzusichern. Je mehr Schadgräser auf einer Fläche verbleiben, desto höher ist die Gefahr, dass sich resistente Typen bilden und vermehren können. Diese Erkenntnis gilt übrigens für Ackerfuchsschwanz, Weidelgras und Windhalm gleichermaßen.

Übersicht 6: Strategien für Ackerfuchsschwanzstandorte

Wichtig für hohe Wirkungsgrade der Bodenherbizide sind natürlich optimale Bedingungen beim Einsatz. Regnet es nur wenig oder ist es sogar weitgehend trocken, ist es mit reinen Bodenherbiziden schwer, eine ausreichende Leistung zu erreichen. Dann empfiehlt sich wiederum der Zusatz von Boxer – Aufhellungen am Getreide sind dann aber kaum zu vermeiden.

Verzichten Sie auf Nachbehandlungen mit einem ALS-Hemmer im Herbst. Denn diese benötigen für eine gute Wirkung mindestens 14 Tage Restvegetation.

  • Gegen  schwer bekämpfbaren Ackerfuchsschwanz  sind mittlerweile in der Vegetation deutlich mehr Maßnahmen notwendig als noch vor wenigen Jahren. Besonders bei sehr frühen Saat­terminen, Trockenheit und extensiver Bodenbearbeitung kann es dazu kommen, dass die Bodenherbizidwirkung der Flufenacet-Vorlage nicht ausreicht.

Aktuelle Versuche zeigen, dass dann eine Nachbehandlung mit 2,0 l/ha ­Trinity erfolgversprechend ist – auch 2,0 l/ha Trinity + 3,0 l/ha Jura, eingesetzt ab BBCH 10, sind möglich. Alternativ bieten sich im Spätherbst (auch bei erstem Frost) zur Nachbehandlung 1,2 l/ha Traxos oder 0,25 l/ha Sword 240 EC an, wenn noch keine Herbizidresistenzen gegen ACCase-Hemmer vorliegen. Die Entscheidung, ob es sich lohnt, noch Traxos bzw. Sword 240 EC nachzulegen, lässt sich bis zum 3-Blattstadium bzw. bis zu Beginn der Vegetationsruhe hinauszögern. In Wintergerste können Sie im Herbst bei Bedarf 0,9 l/ha Axial nachlegen.

Weidelgräser

Wehret den Anfängen!

Regional treten Weidelgräser als Ungräser massiv auf. Zu unterscheiden sind das Deutsche (Lolium perenne) und das Welsche Weidelgras (Lolium multiflorum), wobei das Welsche etwas schwerer zu bekämpfen ist. Beide Spezies haben schmale unbehaarte Blätter, kurze Blatthäutchen, eine geriefte Blattoberseite sowie eine stark glänzende, gekielte Blattunterseite. Der Triebgrund ist rötlich. Beide Arten weisen zudem rispenförmige Samenstände auf.

Unterscheiden lassen sie sich u. a. anhand der Blattanlage – diese ist beim Deutschen Weidelgras gefaltet und beim Welschen gerollt. Zudem sind die Blattöhrchen beim Deutschen Weidelgras etwas kürzer und es besitzt unbegrannte Spelzen (bei Welschem Weidelgras sind sie begrannt). Anders als bei Quecke (Elymus repens) sind bei Weidelgrasarten die Ährchen der Blütenachse immer der schmalen Seite zugewandt.

Im Vergleich zu anderen Gräserarten sind Weidelgräser in puncto Nährstoff- und Wasserversorgung sehr anspruchslos. Sie kommen daher auf annähernd allen Bodenarten vor und produzieren bis zu 1.500 Samen pro Pflanze. Da man Weidelgräser als Kulturpflanze nutzt (Samenvermehrung, Feldfutterbau, Untersaaten oder Bestandteil von Begrünungsmischungen) ist eine Zunahme als Ungras auf dem Acker unausweichlich – das gilt vor allem dann, wenn sie aussamen.

Seitens der LWK Niedersachsen wird daher der Einsatz von Weidelgräsern kritisch gesehen. Ihr Vorkommen wird noch durch die milden Winter, die hohen Wintergetreideanteile und einen Verzicht auf wendende Bodenbearbeitung begünstigt. Teilweise werden aber auch Eintrittswege über Schnittgrün­entsorgung oder Reste aus Biogasanlagen, die auf Ackerflächen gelangen, diskutiert. Die Konkurrenz- und damit die Schadwirkung des Weidelgrases ist vor allem in Wintergetreide und insbe­sondere in engen Getreidefruchtfolgen hoch bis sehr hoch. Erfolgen keine ­frühzeitigen Gegenmaßnahmen, werden sehr schnell hohe Besatzdichten erreicht. Bereits eine Dichte von 20 Weidelgräsern pro m² kann einen Ertragsverlust von bis zu 50 % zur Folge haben (Ackerfuchsschwanz dagegen „nur“ von 30 bis 35 %).

Empfehlung: Die Bekämpfung ähnelt der Strategie gegen Ackerfuchsschwanz. Allerdings sind nur wenige Pflanzenschutzmittel direkt gegen Weidelgräser zugelassen – die Indikationszulassung ist aber trotzdem meist erfüllt, da Weidelgräser oft zusammen mit Ackerfuchsschwanz auftreten. Gegen  Deutsches Weidelgras  können Sie im Herbst flufenacethaltige Herbizide, gefolgt von Traxos bzw. Axial 50 anwenden. Im Frühjahr sollten dann Mesosulfurone (At­lantis OD, Atlantis Flex, Niantic) und Husar OD oder Broadway folgen. Setzen Sie immer volle Aufwandmengen ein und mischen Sie jeweils ein Additiv zu.

Trespen

Ein Problem vor allem bei Pflugverzicht

Trespen haben in den letzten Jahren ebenfalls zugenommen und sind besonders auf Standorten mit mehrjährigem Pflugverzicht anzutreffen. Eine erfolgreiche Bekämpfung beginnt bereits im Herbst und ist nur in Winterweizen und Triticale möglich.

Empfehlung: Tritt gleichzeitig Ackerfuchsschwanz auf, empfiehlt es sich, zunächst das Bodenherbizid im Herbst einzusetzen. Dass im Frühjahr häufig eine gezielte Nachbehandlung erforderlich wird, zeigen mehrjährige Versuchsergebnisse. Hierfür bietet sich eine Splittinganwendung von Atlantis Flex oder Broadway plus BNM oder Avoxa oder Attribut plus Netzmittel und AHL an. Die Splittingmaßnahme teilt die volle Aufwandmenge der möglichen Empfehlungen auf zwei kurz aufeinander folgende Termine auf – dabei darf man die zulässige Aufwandmenge nicht überschreiten.

Hinweis: Der Nachbau von Raps oder Kreuzblütlern im Herbst ist nach Einsatz von Attribut auf der gleichen Fläche nicht möglich.

Übersicht 9: Getreideherbizide (Auswahl)

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