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Kleegras besser als Untersaat etablieren?

Wegen zunehmender Extremwetterlagen wird der Anbau von Kleegras herausfordernder. Ob eine Untersaat der Mischungen in eine Hauptfrucht Vorteile bringt, zeigen umfangreiche Versuche.

Lesezeit: 10 Minuten

Unser Autor: Wilhelm Wurth, Landwirtschaftliches ­Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) für Grünlandwirtschaft und Futterbau, Aulendorf

Kleegras ist im Ökolandbau das wichtigste Fruchtfolgeglied – doch auch im konventionellen Anbau kann es von hohem Nutzen sein:

  • Viel Eiweiß aus regionaler Erzeugung für den Futtertrog.

  • Durch den Anbau lässt sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln senken.

  • Die Leguminosen reichern mithilfe ihrer Knöllchenbakterien Stickstoff an.

  • Das starke Wurzelwachstum und die Bodenruhe sorgen für mehr Humus.

Zurzeit steigen durch den Klimawandel mit höheren Temperaturen und längeren Trockenphasen allerdings die ­Ansaatrisiken im Frühjahr und nach Stoppelumbruch im Sommer. Zudem gefährdet Starkregen oft die Etablierung der Bestände in den Sommermonaten.

Ob eine Untersaat von Kleegras in eine heranwachsende Hauptfrucht Abhilfe schaffen kann, wurde vom LAZBW untersucht.

Die Versuche im Detail

Die Versuche (2017 bis 2020), die als teilrandomisierte Blockanlagen mit drei Wiederholungen angelegt wurden, fanden auf den Flächen und mit Unter­stützung des Biolandbetriebes Weiß in Ebersbach-Musbach statt. Der Standort liegt im Südosten Baden-Württembergs (Oberschwaben). Die sandigen Lehmböden haben ca. 50 Bodenpunkte. Die mittleren langjährigen Klimadaten: 8,9 °C, ca. 900 mm Jahresniederschlag.

Das Ziel war es, Kleegras ­möglichst effizient in der Vor­kultur „abtragende Sommergetreide­mischung“ zu etablieren. Zum Einsatz kamen im Ansaatjahr 2017 eine mehrjährige (betriebsüblich) und eine überjährige Kleegrasmischung.

Beide wurden mit 12 kg/ha mit Doppelscheibensätechnik zu unterschiedlichen Terminen ausgesät. Die Deckfrucht bestand aus 28 % Hafer, 28 % Gerste und 44 % Erbsen, gesät wurden 180 kg/ha. Die Ernte der Deckfrucht erfolgte einmal als GPS und einmal als Drusch mit Strohbergung. Um den Ertrag bestimmen zu können, wurden die Ertrags­anteile nach Leguminosen, Gras und Kraut geschätzt.

Erkenntnisse aus 2017/2018

Im Herbst 2017 entwickelte sich die Untersaat, die zum Zeitpunkt der Deckfruchtsaat ausgebracht wurde, sehr zügig – sie wuchs in der Deckfrucht ca. 25 cm hoch. Das wirkte sich positiv auf die Bestandsentwicklung des Kleegrases aus, da es nach der Ernte der Ganzpflanzensilage sofort weiterwachsen konnte. In der Druschvariante behinderte der Kleegrasaufwuchs jedoch die Ernte der Deckfrucht – die Strohbergung konnte wegen der grünen Anteile nicht unmittelbar erfolgen.

Bei der Untersaat  zur Bestockung der Deckfrucht waren die Gräser und Leguminosen im Bestand bis zur Ernte als GPS und auch bis zum Drusch kaum wahrnehmbar. Dennoch entwickelten sich nach der Ernte aus den Deckfruchtstoppeln Kleegrasbestände mit hohen bis sehr hohen Leguminosenan­teilen.

Auf den Flächen der Varianten, die zusammen mit der Deckfrucht gesät wurden, ließ sich das Kleegras im Ansaatjahr bei GPS-Nutzung noch zweimal schneiden, beim Drusch der Deckfrucht dagegen nur einmal. Die Varianten mit Untersaat zur Bestockung der Deckfrucht ergrünten zwar noch im Herbst, der Aufwuchs war jedoch für eine Nutzung als Futter zu gering. Diese Parzellen wurden im Herbst zur Bestandspflege geschröpft.

Im Frühjahr 2018 entwickelte sich ein massiger Kleegrasbestand. Nach dem ­1. Schnitt folgte dann aber der Jahrhundertsommer, was sich negativ auf die Gräser in den Kleegrasmischungen auswirkte. Die Mischung NF3-443, untergesät zur Saat der Deckfrucht, kam über die gesamte Vegetationsperiode auf einen Kleeanteil von 79 (GPS) bzw. 80 % (Drusch). Bei der Mischung NÜ 253 waren es 51 bzw. 54 %.

Der Leguminosenanteil der Mischungen, die erst zur Bestockung der Deckfrucht untergesät wurden, war nie­driger – er kam bei der Mischung ­NF3-443 auf 55 bzw. 61 % und bei der NÜ 253 auf 44 bzw. 49 %.

Wegen der sehr heißen, trockenen Witterung 2018 gingen die Erträge der Kleegrasmischungen kontinuierlich zurück. Im Herbst war nur auf den sehr früh untergesäten Flächen mit der NF3-443 eine fünfte Nutzung lohnenswert. Alle anderen Kleegrasbestände wurden mit einem Reinigungsschnitt gepflegt, weil sich eine Nutzung nicht rentierte.

Spannend war die Frage, wie die von Trockenstress geplagten Kleegrasbestände wohl im nächsten Jahr reagieren.

Ergebnisse aus 2019/2020

Die Erkenntnisse aus 2017 führten zu geänderten Varianten ab 2019. So wurde die frühe Untersaat erst zum Aufgang der Deckfrucht ausgebracht und ein dritter Untersaattermin eingeführt, sodass nun zusätzlich vor der Bestockung der Deckfrucht untergesät wurde.

Die Beobachtungen: Die spätere Untersaat zum Deckfruchtaufgang führte dazu, dass sich das Kleegras etwas langsamer entwickelte und sich die Deckfrucht dadurch gut ernten ließ. Danach wuchs das Kleegras jedoch zögerlicher. Auf der Druschfläche erfolgte Mitte August nach der Strohabfuhr ein Schröpfschnitt, damit später keine Getreidestoppeln in die Kleegrassilage gelangen.

Auf der Fläche mit Nutzung der Deckfrucht als GPS etablierte sich ein guter Kleegrasbestand. Zwar traten einige Ackerkratzdisteln auf, die sich durch den Schnitt aber zurückdrängen ließen. Hier war am 15.10.2019 noch ein Schnitt möglich. Der Leguminosenanteil lag bei der Mischung NF2-442 zwischen 51 und 61 %, bei der Mischung Country 2254 zwischen 41 und 45 %.

Im Hauptnutzungsjahr 2020 kamen alle Varianten mit GPS-Nutzung der Deckfrucht auf einen Leguminosen­anteil von 54 bis 62 %, die „Druschvarianten“ lagen ca. 5 bis 10 % darunter. Die Varianten mit weniger Leguminosen wiesen höhere Grasanteile auf.

Zwischenfazit: Insgesamt war es in jedem Fall gelungen, mit Untersaat einen Kleegrasbestand zu etablieren.

Erträge und Qualitäten

Aussaat 2017: Im Ansaatjahr ließen sich nur die Varianten ernten, die zur Saat der Deckfrucht untergesät wurden. Mischungen, bei denen die Deckfrucht als GPS geerntet wurde, ließen sich im Herbst zweimal schneiden – bei Drusch nur einmal. Der Unterschied zwischen den Mischungen war gering, was sich u. a. am Energieertrag zeigte. Der hohe Leguminosenanteil sorgte für vergleichsweise hohe Rohproteingehalte.

In den beiden Hauptnutzungsjahren (2018/2019) erzielte die Mischung ­NF3-443 bei Untersaat zur Saat der Deckfrucht den höchsten TM-Ertrag, unabhängig von der Deckfruchtnutzung. Die Varianten mit Untersaat zur Bestockung schnitten 2018 ertraglich schwächer ab.

Trotz des sehr trockenen, warmen Sommers 2018 kamen die Varianten noch auf beachtliche TM-Erträge von bis zu 129,8 dt/ha. Ausnahme war 2019 die Mischung NÜ 253, die in einer Variante auf 90,4 dt/ha abfiel.

Aussaat 2019: Im Herbst 2019 war nur auf der Fläche mit GPS-Nutzung ein Schnitt möglich. Der TM-Ertrag der Varianten unterschied sich nicht deutlich. Mit 16,7 dt/ha erreichte Country 2254 bei Untersaat zum Aufgang der Deckfrucht den höchsten TM-Ertrag – mit 11,9 dt/ha wies NF2-442 bei Untersaat zur Bestockung dagegen den niedrigsten auf.

Im Hauptnutzungsjahr 2020 ließen sich vier Aufwüchse ernten. Die Mischung NF2-442, untergesät vor der Bestockung und Drusch der Deckfrucht, erzielte mit 116,9 dt/ha den höchsten TM-Ertrag. Im Erntegut lag der Leguminosenanteil bei 51 %, der Rohproteingehalt bei 18 %. Die Energiedichte war mit 5,9 MJ NEL/kg TM etwas niedriger, dennoch kommt diese Variante auf den höchsten Energieertrag.

Wurde dieselbe Mischung zur Bestockung untergesät und die Deckfrucht als GPS genutzt, sank der TM-Ertrag auf 82,2 dt/ha. Diese Variante wies mit 62 % zwar den höchsten Leguminosenanteil auf, blieb beim Rohproteingehalt mit 17,2% jedoch auf einem mittleren Niveau.

Generell fällt auf, dass die Mischung NF2-442 insgesamt höhere Rohproteingehalte erzielte, was sich nicht immer mit dem höheren Leguminosenanteil begründen lässt. Dagegen erzielte die Mischung Country 2254 höhere Energiegehalte, was am höheren Weidelgrasanteil liegen dürfte.

Tipps für die Praxis

Aus den Versuchen kann man u. a. Folgendes ableiten: Mit Untersaat lässt sich ein Kleegrasbestand etablieren, der Wasser effizient nutzt. Der Verzicht auf Bodenbearbeitung spart Kraftstoff und Arbeitszeit. Darüber hinaus reichen – abhängig von der Mischungszusammensetzung – oft ein Drittel der empfohlenen Saatstärke aus. Vorteilhaft bei dem Verfahren ist auch, dass bereits die Hauptfrucht die Beikrautregulierung übernimmt. Generell darf die Untersaat nicht zur Konkurrenz der Hauptfrucht werden – sie soll sich etablieren und danach wartend im Bestand verharren, bis mit mehr Licht ihre Zeit kommt.

Als Deckfrucht eignen sich die meisten Getreidearten, wenn man auch zwischen konkurrenzstarken und -schwachen unterscheiden sollte. Die Winte­rungen Roggen, Gerste, Weizen und Triticale sind in absteigender Reihenfolge als konkurrenzstark einzustufen. Von den Sommerungen ist Hafer konkurrenzstark, Weizen und Gerste dagegen eher konkurrenzschwach. Einen Einfluss haben zusätzlich die Bestandesdichte und Bewirtschaftungsintensität, die man aber auch gezielt zur Etablierung der Untersaat nutzen kann.

Mit dem Saatzeitpunkt der Untersaat können Sie u. a. auf die Konkurrenzkraft der Deckfrucht reagieren. Grundsätzlich sollte man bei konkurrenz­starken Deckfrüchten früher untersäen. Aber auch der Bodenzustand beeinflusst die Entwicklungsmöglichkeiten einer Untersaat: Ein garer Boden bietet bessere Auflaufbedingungen als ein verschlämmter, verkrusteter Oberboden.

Wann untergesät werden sollte, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab. Wer die Deckfrucht als GPS verwenden will, kann die Untersaat z. B. schon zur Saat oder zum Aufgang der Deckfrucht säen, weil sich der Untersaataufwuchs zusammen mit der GPS nutzen lässt. Soll die Deckfrucht dagegen gedroschen werden, ist es von Vorteil, wenn möglichst wenig Untersaataufwuchs den Druschvorgang behindert – am besten ist es, wenn die Untersaat nicht vom Mähdrescher erfasst wird. Für Druschkulturen ist daher ein Untersaattermin zur Bestockung der Deckfrucht anzustreben.

Wichtig ist auch, die Unkrautkon­trolle zu bedenken. Empfehlung: In Sommerungen kann man im Frühjahr einen Striegel oder eine Hacke nutzen. Sind die ausgerissenen und verschütteten Pflanzen vertrocknet, kann untergesät werden. Schwieriger wird es beim Einsatz von Herbiziden. Bodenwirkstoffe sollten im Frühjahr nicht zum Einsatz kommen, da man eine mindestens sechswöchige Wartezeit einhalten muss. Zudem kann sich – abhängig vom Feuchtezustand des Bodens – der Abbau der Wirkstoffe verzögern. Am sichersten ist eine Herbizidstrategie, die im Frühjahr ausschließlich auf Kontaktherbizide setzt – danach kann untergesät werden.

Das Ausbringen einer Untersaat ist mit verschiedenen Sätechniken möglich. Entscheidend ist, dass das kleinkörnige Saatgut am Boden oder flach in den Boden gelegt wird (1 bis 1,5 cm). Dazu lassen sich unterschiedliche Scharformen an Sämaschinen nutzen. Alternativ ist auch ein Einsatz von Streuern möglich. Allerdings sollten dabei die kleinen, leichten Samen nicht zu weit geworfen werden, um die Querverteilung nicht zu beeinträchtigen. Wird das Saatgut auf den Boden gestreut, ist – abhängig vom Zustand des Oberbodens – ein Walzgang mit einer profilierten Walze von Vorteil. Dadurch lassen sich mehr Saatkörner durch die Deckfrucht in den Boden drücken.

Fazit

Die Versuche zeigen, dass es gut möglich ist, einen Kleegrasbestand als Untersaat sicher anzubauen. Neben den Gräsern ließen sich auch Leguminosen wie Rot- und Weißklee sowie Luzerne etablieren. Die Art der Nutzung der Deckfrucht (GPS, Drusch) und damit der Zeitpunkt, ab dem die Untersaat frei wachsen kann, sowie der Untersaattermin abhängig vom Entwicklungsstand der Deckfrucht (bis zur Bestockung), zeigten in den Versuchen ­jedoch keinen eindeutigen Trend auf die Zusammensetzung und den Ertrag der Kleegrasmischungen in den folgenden Nutzungsjahren.

In den Versuchen zeigte sich zudem, dass der Drusch der Deckfrucht möglichst tief erfolgen sollte. Denn lange Getreidestoppeln, die im ersten Schnitt vom Kleegras mit geerntet werden, ­verschlechtern die Futterqualität dieses Aufwuchses enorm. Bleiben nach dem Drusch lange Stoppeln übrig, sollte man sie schröpfen.

Probleme können auch Fahrspuren vom Mähdrescher verursachen, was die Druschvarianten zeigten. So ließ sich z. B. im nassen August 2019 das Stroh in den vertieften Fahrspuren nicht vollständig aufnehmen. Das führte dazu, dass sich das Kleegras in den Spuren durch die Strohbedeckung deutlich langsamer entwickelte. Zu bedenken ist auch, dass Fahrspuren bei der Futterwerbung problematisch sind, insbesondere beim Schwaden.

Pro und Kontra Kleegrasuntersaat

+ Keine separate Bodenbearbeitung und weniger Saatgut drücken Kosten.

+ Wenig Arbeitszeitaufwand für die Etablierung der Kleegrasmischung.

+ Untersaat entwickelt sich nach Ernte der Deckfrucht zügig.

+ In einigen Fällen lässt sich das Kleegras schon im Herbst nutzen.

- Herbizideinsatz ist zeitlich ein­geschränkt, keine Anwendung von ­Bodenherbiziden möglich.

- Konkurrenz und Erntebehinderung bei zu stark entwickelter Untersaat.

- Wurzelunkräuter können nach der Ernte nicht bekämpft werden.

- Beim Drusch entstehende Fahrspuren behindern die Futterernte.

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