Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Das Bekämpfen von Unkraut in Ackerbohnen und Futtererbsen erfolgt auf den meisten Betrieben chemisch. Alternativ bietet sich aber auch die Möglichkeit, dem Unkraut mechanisch Herr zu werden – sofern die Witterung mitspielt.
Schnell gelesen
Die mechanische Unkrautbekämpfung in Leguminosen kann nur gelingen, wenn die Saatbettbereitung sorgfältig erledigt wurde.
In der Zeit kurz vor und nach dem Auflaufen sind Ackerbohnen und Erbsen bzw. deren Keime besonders anfällig für zu aggressives Striegeln.
Auf Mulchsaatflächen mit harten Krusten oder viel Organik an der Oberfläche bietet die Rollhacke Vorteile gegenüber dem Striegel-Einsatz.
Mit Striegel und Hacke?
Für die mechanische Unkrautbekämpfung gibt es eine Vielzahl von Geräten: Neben der Hacke und Rollhacke ist der Striegel die universellste Maschine. Letztgenannte kann reihen- und kulturunabhängig auf sandigem bis mittelschwerem Boden zum Einsatz kommen und ist auch mit großen Arbeitsbreiten zu haben. Damit sind sie nicht nur flexibel, sondern auch schlagkräftig einsetzbar.
Die Rollhacke ist auf Mulchsaatflächen das Gerät der Wahl, da sie dort verstopfungsfrei arbeiten kann. Durch die rotierenden Arbeitswerkzeuge bricht sie Verschlämmungen auf, lockert den Boden und verschüttet Unkräuter bzw. reißt sie aus dem Boden heraus. Die hohe Arbeitsgeschwindigkeit von bis zu 20 km/h bringt auch eine große Flächenleistung mit sich. Die Rollhacke arbeitet ebenfalls reihenunabhängig und ist auch in Getreide und Mais einsetzbar.
Die klassische Hacke ist eher eine „Spezialmaschine“, die sich in Reihenkulturen etabliert hat. Durch moderne Technik wie einer Kamerasteuerung ist ein enges Hacken bis dicht an die Pflanzen heran möglich. Für das Hacken in der Reihe gibt es Zusatzgeräte, die die Unkräuter entweder heraushacken oder mit lockerem Boden zudecken. Die Schlagkraft ist jedoch eingeschränkt. Andererseits bietet die Hacke die Möglichkeit, zumindest zwischen den Reihen auch noch größere Unkräuter zu beseitigen. Dieses ist mit dem Striegel oder der Rollhacke kaum möglich.
Grundstein vor der Saat
Die mechanische Unkrautbekämpfung beginnt aber schon mit der sorgfältigen Grundbodenbearbeitung vor der Aussaat. Hierbei gilt es, den Boden gleichmäßig zu lockern und ihn eben und ohne Fahrspuren zu hinterlassen. Bei Mulchsaaten sind grobe oder lange Pflanzenrückstände durch einen Mulchgang zu beseitigen, da sie die Arbeitsfunktion der Geräte mit Ausnahme der Rollhacke behindern.
Optimal ist ein Abschleppen der Flächen, sobald sie im Frühjahr befahrbar sind. Hiermit wird die Bodenoberfläche aufgebrochen und Unkräuter werden bereits vor der Aussaat zum Auflaufen angeregt.
Die Aussaat sollte dann in einen abgetrockneten und gut befahrbaren Boden erfolgen. Ideale Bedingungen liegen vor, wenn der Acker frei von Altverunkrautung ist und der Boden nach der Saat eine gute Krümelstruktur aufweist.
Da die mechanische Unkrautregulierung Kulturpflanzenverluste mit sich bringt, muss die Saatgutmenge gegenüber der chemischen Unkrautbekämpfung um etwa 10 % erhöht werden. Für Ackerbohnen sind dann 45 bis 50 und bei Futtererbsen 65 bis 100 keimfähige Körner pro Quadratmeter einzuplanen.
Wichtig ist auch die Saattiefe, die bei Ackerbohnen auf schweren Böden 6 bis 8 cm, auf leichten Böden 8 bis 10 cm und bei Futtererbsen 5 bis 6 cm betragen sollte. Hiermit stellt man den hohen Wasserbedarf für die Keimung der Pflanzen sicher und gewährleistet zudem, dass die Kulturpflanzen gut im Boden verankert sind.
Zuerst Blindstriegeln
Da tief gesäte Kulturen langsamer auflaufen als flach keimende Unkräuter, lassen sich kleine und auflaufende Unkräuter durch das sogenannte Blindstriegeln sehr effektiv regulieren. Bei passender Witterung und Befahrbarkeit des Bodens ist diese Maßnahme schon zehn Tage nach der Saat der Ackerbohnen möglich – mit Arbeitsgeschwindigkeiten bis zu 10 km/ha. Sind für diesen Zeitpunkt Niederschläge vorhergesagt, kann und sollte dieser Arbeitsschritt früher erfolgen. Es geht schließlich um das Zerstören der Keimfäden von Unkräutern. Wer dafür den richtigen Zeitpunkt verpasst, hat später gegen die etablierten Unkrautpflanzen schlechtere Chancen.
Außerdem dürfen die Keime der Kulturpflanzen für diesen Einsatz noch nicht länger als 2 bis 3 cm sein. Das Ergebnis der Striegelarbeit ist laufend zu kontrollieren: Sind die Unkräuter bzw. deren Keimfäden entwurzelt? Bleiben die Keime der Kultur intakt? Gegebenenfalls sind die Arbeitstiefe, der Druck, die Stellung der Striegelzinken und die Vorfahrtgeschwindigkeit zu verändern.
Bei Ackerbohnen ist während des Auflaufens bis zum 2-Blattstadium besondere Vorsicht geboten. Dann muss man die Fahrgeschwindigkeit und den Druck auf die Striegelorgane deutlich reduzieren. Möglich sind Striegel-Anwendungen in dieser Kultur aber bis zu einer Wuchshöhe von 30 cm. Arbeitet man in den aufgelaufenen Pflanzen aber zu aggressiv, steigt das Risiko für ungewollte Nebentriebe.
Schnell sein in Erbsen
Durch die höhere Bodentemperatur zum Aussaatzeitpunkt von Erbsen laufen in dieser Kultur auch Unkräuter schneller auf. Deswegen sollte der erste Striegelgang schon nach etwa fünf Tagen erfolgen – wenn die Bodenbedingungen und die nachfolgende Witterung stimmen. Auch hier sind dann bereits Arbeitsgeschwindigkeiten von bis zu 10 km/h möglich. Aber auch hier gilt: Dieser Termin darf nicht verpasst werden. Laufen die Erbsen schon auf, sind sie genauso empfindlich wie Ackerbohnen. Somit ist auch hier die ständige Kontrolle der Arbeit unerlässlich.
Jede Bodenbewegung führt unweigerlich aber auch zur Keimung neuer Unkräuter. Das Striegeln bei trockenem, windigem Wetter erhöht die Effektivität der Unkrautbekämpfung und beeinträchtigt nicht die Bodenstruktur. Die Arbeitstiefe sollte so gewählt sein, dass sie einerseits die Erbsenpflanze nicht beschädigt, andererseits aber möglichst jedes Unkraut bekämpft. Besonders effektiv werden nur kleine Unkräuter beseitigt, etablierte, festverwachsene Unkräuter lassen sich nicht mehr ausreißen. Sie können bestenfalls durch lose Erde zugedeckt werden.
Besteht bei den Erbsen die Gefahr, dass Keime durch den Arbeitsgang abbrechen, sollte die Maßnahme unbedingt verschoben werden. Mit beginnender Rankenbildung ist das Striegeln aber auch nicht mehr möglich, da die Pflanzenverluste dann unkalkulierbar werden.
Im Nachauflauf spät fahren
Das Striegeln im Nachauflauf sollte insbesondere in den Ackerbohnen gegen Nachmittag, möglichst bei trockener Witterung und trockenen Pflanzen, erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt erschlaffen die Zellen durch Wassermangel (Änderung des Turgordrucks) und die Pflanzen sind dann weniger bruchanfällig.
Ackerbohnen sind nur eingeschränkt konkurrenzfähig gegen Unkräuter. Der lange Zeitraum bis zum Reihenschluss, die unzureichende Kulturdeckung und der frühe Blattfall bieten Unkräutern gute Bedingungen, sich zu entwickeln bzw. weiterzuwachsen. Deshalb ist eine effiziente Unkrautbekämpfung, die mit dem Blindstriegeln beginnt, von großer Bedeutung.
Im Gegensatz zu Ackerbohnen wachsen Erbsen schneller und bieten dadurch eine bessere Bodenbedeckung. Dies führt zu einer effektiveren Unkrautunterdrückung. Trotzdem beginnt auch hier eine erfolgreiche Unkrautregulierung mit dem Blindstriegeln. Wird dieser Termin des Blindstriegelns verpasst, ist eine zufriedenstellende Unkrautbekämpfung kaum noch zu erwarten. Es folgen hohe Reinigungs- und Trocknungskosten. Im Extremfall kann die Fläche nicht mehr geerntet werden.