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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

topplus Integrierter Pflanzenschutz

Nutzen Sie das Potenzial gesunder Sorten

Mit toleranten oder resistenten Sorten lassen sich Pflanzenschutzmittel einsparen. Worauf Sie bei Rüben-, Gerste- und Weizensorten achten sollten und was es Neues gibt, erläutern unsere Autoren.

Lesezeit: 10 Minuten

Durch die Wahl von toleranten oder resistenten Sorten sind die Pflanzen gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen weniger empfindlich. In vielen Fällen lässt sich dadurch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren. An den Kulturen Rübe, Weizen und Gerste stellen wir Ihnen beispielhaft vor, was Sorten leisten können.

Schnell gelesen

Die Sortenwahl ist ein wichtiger Baustein des Integrierten Pflanzenschutzes.

Bei Rübensorten sind die Widerstandsfähigkeit gegenüber Cercospora und gegenüber SBR von besonderer Bedeutung.

Gegen Gelbverzwergungsvirus resistente Gerstensorten erreichen mittlerweile das Ertragsniveau von nicht resistenten.

Gesunde Weizensorten können die Ökonomie verbessern. Entscheidend ist es, das Potenzial auch zu nutzen.

Rüben: Mit Sorten gegen SBR und Cercospora

Unser Autor: Sebastian Adam, ARGE Zuckerrübe Südwest und Anna Dettweiler, ­Verband der Hessisch-Pfälzischen ­Zuckerrübenanbauer

Die Wahl der richtigen Zuckerrübensorte für den eigenen Betrieb kann eine anspruchsvolle Aufgabe sein. Angesichts der Vielfalt, die die Züchterhäuser mittlerweile anbieten, ist es wichtig, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Das können z. B. Toleranzen gegenüber verschiedenen Krankheiten wie Rizomania oder gegenüber Schädlingen wie Nematoden sein. Ist die Rizomania-Toleranz heutzutage Standard, gilt es, nematodentolerante Sorten gezielt zu wählen, vor allem in engen Rübenfruchtfolgen, in denen auch Raps steht.

Wegen der steigenden Verbreitung von SBR (Syndrome basses richesses, zu Deutsch: Syndrom der niedrigen Zuckergehalte) im Süden und dem verstärkten Befall von Cercospora im Norden, wird die richtige Sortenwahl schwieriger, aber auch wichtiger.

CR+-Genetik bringt Fortschritt

Insgesamt bleibt Cercospora in den meisten Regionen die wichtigste und schädlichste Blattkrankheit in Rüben. Hier bietet die neue CR+-Genetik einen guten Schutz.

Generell gilt: Je früher sich Krankheiten in einem Bestand etablieren, desto höher ist der Einfluss auf Ertrag, Qualität und Zuckergehalt. Der spätere Befallsbeginn, die geringere Befallshäufigkeit und die geringere Befallsstärke sind die Punkte, die eine blattgesunde Sorte ausmachen. Diese gibt es mittlerweile in allen Segmenten: Klassik, Nematodentolerant und Conviso-Smart.

Jedoch benötigen auch blattgesunde Sorten meist eine Behandlung in der Vegetation. Untersuchungen zeigen, dass Cercospora bei den neuen Sorten später auftritt. Damit wird die 5 %-Behandlungsschwelle ebenfalls später erreicht und die Ausbreitung im Bestand erfolgt langsamer. Sobald die Schadschwelle erreicht ist, muss aber auch bei diesen Sorten eine Behandlung erfolgen, denn andernfalls sind Resistenzbrüche die Folge. Bei der Behandlung gilt der Grundsatz: ,,So viel wie nötig, so wenig wie möglich.‘‘

Unterstützen können Sie diesen Grundsatz, in dem Sie die gute fachliche Praxis, wie z. B. die Hygiene in der Fruchtfolge und die Einhaltung von Anbaupausen von mindestens drei bis vier Jahren, beachten. Die Wahl einer blattgesunden Sorte ist übrigens auf Standorten mit hohem Cercospora-Druck unter Beregnung ein Muss.

SBR rückt in den Fokus

Die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) erobert als Überträ­gerin des SBR immer größere Teile Deutschlands. Diese Krankheit verursacht durch eine Reduktion des abso­luten Zuckergehaltes von bis zu 5 % und der Rübenfrischmasse von bis zu 25 % seit Jahren große wirtschaftliche Schäden im Rübananbau. Während sich das Befallsgebiet 2008 noch auf 15.000 ha beschränkte, waren 2023 bereits 60.000 ha befallen.

Pflanzenbauliche Maßnahmen brachten bisher wenig Verbesserungen. Umso wichtiger stellte sich die Sortenwahl heraus. Durch eine höhere Toleranz einiger Sorten lassen sich Ertragseinbußen vermindern.

Treten mehrere Krankheiten und Schädlinge auf, fällt die Wahl der geeigneten Sorte nicht immer leicht. Jedoch sollte man insbesondere bei SBR-Befall den Hauptfokus auf SBR-tolerante Sorten legen, denn die blattgesunden Sorten fallen unter SBR-Befall in ihrer Leistung massiv ab. So wird beispielsweise die SBR-tolerante Sorte Fitis unter SBR-Befall weniger von Cercospora befallen als z. B. die Cercospora-tolerante Blandina KWS. Ursachen sind sowohl die schwere Erkrankung mancher blattgesunden Sorten sowie physiologische Veränderungen in der Pflanze, die bisher wenig erforscht sind.

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Gerste: Neues gegen das ­Gelbverzwergungsvirus

Unser Autor: Dr. Ulrich Lehrke, Landwirtschafts­kammer Niedersachsen

Das Gelbverzwergungsvirus (BYDV) ist mittlerweile eine der bedeutendsten ­Viruserkrankung im Getreide. Neben Wintergerste befällt es besonders Hafer, Weizen, Roggen und Triticale. Da das Virus von Blattläusen übertragen wird, ist eine Bekämpfung bislang hauptsächlich durch den Einsatz von Insektiziden erfolgt.

Die Gefahr einer BYDV-Infektion steigt seit Jahren an, was auch eine Folge der Klimaerwärmung mit den milderen Herbsten ist. Dazu kommt, dass Mais, der neben anderen Gräsern als Wirt des Virus gilt, in vielen Anbauregionen verstärkt vorkommt. Aufgrund der frühen Aussaat von Win­tergerste ab Mitte September ist die ­Gefahr der besonders kritischen Herbstinfektion bei dieser Getreideart am größten. Sichtbar werden die Symptome oft erst nach der ersten Wärme­periode im Frühjahr, wenn das Virus nesterartig über den Schlag verteilt die Pflanzen verfärbt. Je nach Umfang der Infektion drohen durch das Virus erhebliche Ertragsverluste.

Die Infektion der Wintergerste lässt sich indirekt durch ackerbauliche Maßnahmen nur bedingt verhindern. Zu bedenken ist aber, dass Frühsaaten generell gefährdeter sind. Darüber hinaus gilt es, „Grüne Brücken“ durch eine sorgfältige Stoppelbearbeitung sowie optimal bestellte Zwischenfrüchte – die Ausfallgetreide unterdrücken – zu vermeiden.

„Der Züchtungsfort- schritt ist in puncto Virusresistenz enorm.“
Dr. Ulrich Lehrke

Gegen die Überträger stehen im Herbst ausschließlich Kontaktinsektizide aus der Klasse der Pyrethroide zur Verfügung. Ihre Wirkung ist dabei ­auf lediglich maximal acht Tage begrenzt. Da aber eine Infektion im Herbst vom Auflaufen der Gerste bis in den November hinein möglich ist, müssen häufig mehrere Maßnahmen erfolgen, um sie zu verhindern. Sofern der Insektizideinsatz nicht termingerecht durchgeführt wird, drohen Ertragsverluste. Im letzten Herbst verhinderte zudem die Dauernässe eine späte Behandlung, sodass in vielen Regionen starke Infektionen durch das Virus zu beobachten waren.

Resistente Sorten als Lösung

Anstelle von gegebenenfalls mehrma­ligen Insektizideinsätzen mit unsicheren Wirkungsgraden hinsichtlich des rich­tigen Einsatzzeitpunktes und einer ­kurzen Wirkungsdauer rückt die Wahl einer BYDV-resistenten Sorte als gene­tische und damit wirkungsvollste Pflanzenschutzmaßnahme in den Vordergrund.

Entsprechenden Sorten ist es letztlich egal, in welchem Zeitraum sie wie oft von virusbeladenen Blattläusen befallen werden. Dank ihres Resistenzgens ist die Virusvermehrung in der jungen Pflanze im Vergleich zu nicht resistenten Sorten so stark herabgesetzt, dass sich die Bestände ohne Wuchsdepressionen entwickeln und folglich die Erträge stabil bleiben.

Zwar gibt es seit einigen Jahren Sorten mit einer Resistenz gegenüber dem Virus auf dem Markt, allerdings waren sie bislang lageranfällig. Zudem blieben die Erträge oft hinter den nicht-resistenten Sorten zurück.

Der züchterische Fortschritt ist allerdings unverkennbar. Als neue Sorte erreichte z. B. SU Virtuosa im letzten Jahr im Mittel auf den niedersächsischen Lehmstandorten einen Ertrag von relativ 100 % (siehe Übersicht). Damit liegt sie nur noch wenige Punkte hinter den Topsorten. Allerdings kann sie nach wie vor in ihren agronomischen Eigenschaften wie Pflanzenlänge, Standfestigkeit und Gesundheit nicht überzeugen. Hier stellt die frühreife Sorte KWS Equis einen klaren Fortschritt dar. Auch Integral von Secobra weist zumindest eine durchschnittliche Pflanzenlänge und Standfestigkeit auf.

In diesem Jahr sind eine Reihe weiterer Sorten mit einer Resistenz gegenüber Viren durch die Zulassung beim Bundessortenamt hinzugekommen, darunter RGT Alessia, die im Kornertrag mit der Note 8 eingestuft wurde. Mit Bonnovi und Orcade sind erstmals auch zwei zweizeilige Sorten mit einer Resistenz gegenüber dem Gelbver­zwergungsvirus zugelassen worden. Bonnovi weist darüber hinaus auch eine zweifache Resistenz gegenüber dem Gelbmosaikvirus auf.

Über eine EU-Zulassung ist die Sorte SY Zoomba verfügbar. Sie ist laut Züchterangaben mit einer breiteren BYDV-Resistenz (gegenüber den Serotypen PAV, MAV und RPV) ausgestattet als bisherige Sorten.

Zur Herbstaussaat 2024 stehen damit weitere interessante Gelbverzwergungsvirus-resistente Sorten zur Ver­fügung, die sowohl im Ertrag als auch bei den agronomischen Merkmalen eine deutliche Verbesserung aufweisen. Durch den Anbau dieser Sorte kann man künftig bei normalem Befall auf den Einsatz von Insektiziden im Herbst verzichten. Das heißt: Durch die Sortenwahl können Sie einen nennenswerten Beitrag zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes erreichen.

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Weizen: Behandlungsintensität an Sorte ­anpassen

Die Wirtschaftlichkeit des Winterweizenanbaus lässt sich aufgrund der gestiegenen Kosten nur bei hohen Erträgen und niedrigem Aufwand an Pflanzenschutz- und Düngemitteln absichern. Neben der Vorfrucht ist vor allem die Sortenwahl ein wertvolles Werkzeug, auf das man zurückgreifen sollte.

Den Zuchtfortschritt zu nutzen ist in jedem Fall sinnvoll, wenngleich er in den letzten Jahren, besonders bezogen auf den Ertrag im Getreide (anders als z. B. bei Zuckerrüben und Mais), nur zögernd verläuft. Bei der Sortenwahl ist es wichtig, neben dem Ertrag und den Qualitätszielen vor allem auf Standfestigkeit und Gesundheit zu achten. Daher empfiehlt es sich, am besten vor der Ernte Informationen über neue und vielversprechende Sorten einzuholen.

Darüber hinaus sollte jeder Landwirt über die Anlage von Spritzfenstern die Anfälligkeit seiner Sorte gegenüber Pilzkrankheiten kennen. Nur wenn es gelingt, gesunde Sorten entsprechend ihrer Anfälligkeit zu führen, sind höchste Deckungsbeiträge zu erzielen. Prophylaktische Behandlungsfolgen sind meist unrentabel. Die Anwendung von Entscheidungshilfen, wie z. B. Prognosemodellen (s. Beitrag ab Seite 18), und das Hinzuziehen von unabhängigen Beratern kann helfen, das Ziel zu erreichen.

Leistungen gesunder Sorten nicht verkennen

Der Zuchtfortschritt in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass gesunde Sorten insbesondere beim Weizen im Ertrag deutlich aufgeholt haben und mittlerweile das Niveau der anfälligeren Sorten erreichen. Ihr Anbau ist daher in der Regel wirtschaftlicher. Dennoch sind nach wie vor viele anfällige Sorten, wie z. B. KWS Donovan oder Complice, weit verbreitet. Das liegt offensichtlich daran, dass die Leistung gesunder Sorten nicht erkannt und beim Pflanzenschutz entsprechend berücksichtigt wird.

Ein gutes Beispiel für diese Situation ist der bereits 2018 zugelassene B-Weizen Informer. Diese ertragreiche Sorte brachte besonders im Hinblick auf die Septoria-Resistenz eine deutliche Verbesserung gegenüber den bisherigen Standardsorten; zudem zeigt Informer nach wie vor eine geringe Anfälligkeit gegenüber Gelb- und Braunrost. Dennoch blieb der Anbauumfang hinter den Erwartungen zurück. Und dass, obwohl die Verbesserung der Resistenz gegenüber Septoria für die Praxis von großer Bedeutung ist, da diese Krankheit aufgrund fehlender wirkungsstarker Azole immer schwieriger zu bekämpfen ist. Ihre lange Inkubationszeit fördert zudem einen prophylaktischen Fungizideinsatz, da die Kurativität der Mittel gegenüber diesem Pilz sehr begrenzt ist. Die Anbauverbreitung von Informer hat also darunter gelitten, dass ihre Gesundheit im Anbau nicht genügend berücksichtigt wurde.

Die anbaustärkste Sorte in Deutschland, Chevignon, ist da etwas anders aufgestellt. Sie zeichnet sich neben ihrer Kurzstrohigkeit durch eine gute Resistenz gegenüber Gelb- und Braunrost aus. Schwächen hat die Sorte jedoch bei Halmbruch und zunehmend auch bei Septoria, was letztendlich auch auf ihre hohe Anbauhäufigkeit zurückzuführen ist. Dieses Phänomen ist bekannt. Je bedeutender eine Sorte im Anbau ist, umso schneller werden die Resistenzen durch die Pilzkrankheiten überwunden. Um den Verschleiß der Resistenzen vorzubeugen, ist es daher ratsam, kontinuierlich neue Sorten in den Anbau zu nehmen und das Sortenspektrum nicht zu klein zu halten.

Nutzen Sie die LSV-Ergebnisse

Die unabhängigen Landessortenver­suche (LSV) sind eine der wichtigsten Grundlagen für die Sortenwahl. Als Auswahlkriterium steht dabei vorrangig der Ertrag der behandelten Variante im Fokus. Um die Gesundheit und die Stabilität einer Sorte zu beurteilen, sollte man jedoch auch den Ertragsverlust bezogen auf die unbehandelte Kontrolle heranziehen. Je höher der Ertragsverlust in der unbehandelten Variante ist, umso stärker ist die Sorte durch Krankheiten und Lager bedroht und je höher ist das Anbaurisiko. Die Eigenschaften der Sorten geben ergänzend Hinweise, wo sie ihre Stärken und Schwächen haben.

Hilfreich bei der Sortenwahl kann z. B. die Sorten-App der LWK Niedersachsen sein. Sie greift auf die Daten der LSVs zurück und schlägt auf Grundlage der Vorgaben des Anwenders die passenden Sorten vor. Auswahlkriterien sind unter anderem die Gesundheit, die Standfestigkeit, die Winterhärte sowie die Reife und die Qualität bezogen auf den Standort bzw. die Anbauregion.

Fazit

Nutzen Sie die Resistenzen der Sorten und passen Sie Bestandesführung und Fungizidintensität im Frühjahr daran an. Führen Sie keine prophylaktischen und vorbeugenden Anwendungen bei der Bekämpfung von Pilzkrankheiten durch. Grundlage von Bekämpfungsentscheidungen sollten möglichst Bekämpfungsschwellen sein. Zudem können Prognosemodelle helfen, die Befallssituation besser einzuschätzen. Wer so handelt, arbeitet integriert.

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