Nun hat der Winter doch noch einmal zugeschlagen. Weite Teile Deutschlands erlebten am Wochenende noch einmal einen Wintereinbruch mit teils kräftigen Schneefällen. Spitzenreiter mit 26 cm war das oberbayerische Kreuth-Glashütte, meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD). Im sächsischen Bad Brambach, im westfälischen Borgentreich und in Bad Hindelang im Allgäu fielen immerhin 16 cm. Dazu kommen in vielen Regionen Nachtfröste.
Die späten Schneefälle und Fröste im April sind per se nichts Ungewöhnliches. Doch in diesem Jahr fallen sie mit der Rapsblüte zusammen. Das sorgte vielerorts für schneebedeckte Rapsbestände und umgeknickte Pflanzen, wie viele Posts von Praktikern in Social Media zeigen. Viele Landwirte fragen sich deshalb, wie es nun mit den Beständen weitergeht. Wir haben uns umgehört.
So heuer erwarte ich Super Rapserträge pic.twitter.com/KjheuKIRn4
— Klauenpflege Widner (@KlauenpflegeW) April 21, 2024
Abgeknickte Bestände nach Schneefällen
Auch den Höhenlagen des baden-württembergischen Landkreises Rottweil sind die Stängel der Rapspflanzen durch den Schnee teilweise abgeknickt. Das berichtet Hannes Glunz vom Landwirtschaftsamt Rottweil. Hier sind am Wochenende knapp 5 cm Schnee gefallen. Der Raps stand in dieser Region bislang noch am Anfang seiner Blüte.
„Vereinzelt treten an den Pflanzen Frostrisse auf“, sagt Glunz. „Sie sind eine potenzielle Eintrittspforte für Sklerotien und andere Erreger. Das erhöht das spätere Risiko für Krankheiten.“
Wie sich die Witterung ansonsten auf die weitere Entwicklung der Bestände auswirkt, kann Glunz noch nicht sagen. Erfahrungswerte hat der Experte aber aus vorherigen Jahren: Vor fünf Jahren hatte es im Landkreis Rottweil schon einmal späte Schneefälle zur Rapsblüte gegeben. „Damals haben sich die Bestände relativ gut davon erholen können.“
Viel Nachtfrost in Baden-Württemberg
Sorge bereiten ihm eher die späten Fröste. „In der Vergangenheit hatten wir zur Rapsblüte mal einzelne Nachtfröste“, berichtet er. „Die aktuelle Frostperiode ist jedoch deutlich länger und einem kritischen Stadium: In diesem Jahr zieht sich der Kälteeinbruch über 10 Tage hin.“
Kerstin Simon vom Landwirtschaftsamt im benachbarten Schwarzwald-Baar-Kreis weist noch auf etwas anderes hin: „Bei den kalten Temperaturen fliegen keine Insekten. Das kann sich auf die Bestäubung der Blüten auswirken.“ Auch sie kann aktuell noch keine Prognose abgeben: „Die tatsächlichen Auswirkungen des Wetters werden sich erst in den nächsten Wochen zeigen.“
Schwerer, nasser Schnee in NRW
Auch die Landwirtschaftskammer NRW meldet für die östlichen Landesteile Lager in Raps und Gerste, nachdem hier am Wochenende besonders nasser, matschiger Schnee gefallen ist, der später wieder abschmolz. Die Schadbilder reichen von geneigten Pflanzen bis hin zu ganz abgebrochenen Stängeln.
„Problematisch sind Flächen, auf denen der Raps wie gewalzt liegt und viele Stängel abgebrochen sind. Aus den Stängeln wird der Raps neu austreiben, lange blühen und unterschiedlich abreifen“, urteilen die Berater. Umgefallene Pflanzen und solche, die nur etwas aus dem Boden gehebelt wurden, könnten hingegen wieder an- und weiterwachsen.
Hinweise
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