Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Die Maisbestände in NRW präsentieren sich regional sehr unterschiedlich. Gute Bestände sind auf Standorten mit leichten Böden ohne Staunässe zu finden.
Auf zur Verdichtung und Staunässe neigenden Standorten steht der Mais hingegen regelmäßig schlechter. Auf Vorgewenden, in Spuren und Feldeinfahrten fallen Pflanzen durch ein reduziertes Massenwachstum und die dann typischen hellgrünen Blätter und Stängel auf. Die Aussaat zog sich deutlich in die Länge, da Flächen bis weit in den Mai hinein nicht befahrbar waren.
Mais hat sich gut entwickelt
Ansonsten kam das Wetter den Ansprüchen der Kultur sehr entgegen. Nach der Saat waren Feldaufgangszeiten von acht bis zehn Tagen die Regel. Insbesondere die vergleichsweise hohen Nachttemperaturen begünstigten die Jugendentwicklung. So konnte der Mais die für Vogelfraß kritische Phase bis zum 4-Blatt-Stadium zügig durchwachsen. Eher lokal war vornehmlich in früh gesäten Beständen latenter Fritfliegenbefall zu beobachten, woraus auch früher Beulenbrandbefall an vegetativen Pflanzenteilen resultieren kann.
Temperatursumme höher
Unter den günstigen Bedingungen konnte später gesäter Mais vieles an Entwicklungsrückstand wettmachen. In den Mitte Mai gesäten Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer am rheinischen Standort Nörvenich im Kreis Düren blühten selbst späte Sorten mit Siloreifezahl 300 bis Ende Juli termingerecht ab. Die für die Maisabreife maßgebliche Temperatursumme (Basis 6°C), gemessen ab dem 25. April, liegt aktuell über dem Vorjahresniveau und läuft dem langjährigen Mittel um acht Tage voraus.
Erste Probenahme
Vor diesem Hintergrund wurden am Versuchsstandort Greven im Kreis Steinfurt am vergangenen Freitag erste Abreifeproben genommen. Die Aussaat erfolgte dort am 23. April zu üblichen Terminen. Wie die Ergebnisse zeigen, liegen die Trockenmassegehalte am Standort bei allen vier Prüfsorten in jeder Pflanzenfraktion über dem Vorjahresniveau. Die Körner erreichen mit Trockenmassegehalten von über 45% bereits die frühe Teigreife und konnten mit etwas Aufwand schon von der Spindel getrennt werden. Vergleichsweise hoch zeigen sich, trotz bester Wasserversorgung, auch schon die Trockenmassegehalte in Blättern und Stängeln. Neben dem „normalen“ Abreifeverlauf dürfte diese Entwicklung auch auf einsetzenden Nährstoffmangel beruhen, da die Maiswurzeln bei konstant ausreichender Wasserversorgung nicht immer in tiefere Bodenschichten vordringen und auch Nährstoffverlagerungen 2024 nicht auszuschließen sind.
Standortbedingungen
Die Ergebnisse vom Versuchsstandort Greven sind nicht unbedingt auf andere Standorte übertragbar, weisen aber schon auf einen tendenziell früheren Abreifeverlauf hin. Maisanbauer sollten das zum Anlass nehmen, die Maisbestände im eigenen Betrieb zu kontrollieren. Neben der Sorte sind Abreifeunterschiede immer vor dem Hintergrund des Standortes und in Abhängigkeit vom Saattermin zu erwarten. Der Saatzeiteffekt darf aber nicht überbewertet werden.