„Den Ausgang des bayerischen Volksbegehrens hatte ich nicht erwartet“, erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbundes Nordrhein-Westfalen (Nabu NRW). Nun sei er sicher, dass auch in NRW ein Volksbegehren funktionieren könne, erklärte Tumbrinck auf der zweiten Fachtagung zum Insektenrückgang, die am Wochenende mit rund 200 Gästen am Institut für Landschaftsökologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster stattfand.
SPD und Grüne würden Volksbegehren unterstützen
Rückhalt sieht Tumbrinck in der Öffentlichkeit, die den Verlust der Insekten stark diskutiere. Zudem hätten SPD und Bündnis 90/die Grünen bereits ihre Bereitschaft signalisiert, sich zu beteiligen. Doch vorher wolle man intensiv mit der Landwirtschaft sprechen und ein Volksbegehren präzise vorbereiten. Das gehe nicht von heute auf morgen.
„Es gibt zwar keine exakten wissenschaftlichen Zahlen über die genaue Höhe des Insektenschwunds“, stellte Tumbrinck klar. Das dieser aber stattfinde, können niemand leugnen. Von der Politik forderte er
- strengere Zulassungsregeln für Pflanzenschutzmittel,
- ein Programm umzusetzen, dass den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert,
- eine ökologische Reform der EU-Agrarpolitik (z.B. artenreiches Grünland und Weidehaltung fördern),
- Landwirte bei der Umstellung auf Bio-Landwirtschaft zu unterstützen,
- Pufferzonen um Naturschutzgebiete herum zu schaffen und diese sowie Flächen in den Naturschutzgebieten biologisch zu bewirtschaften sowie
- die Insektenfauna umfangreich zu erforschen und ein Monitoring zu etablieren.
Dass alle Betriebe auf Bio umstellen sei jedoch nicht sein Anliegen. Auch die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln wolle man eng mit der Landwirtschaft umsetzen. Ziel sei ein Konzept, bei dem die Landwirtschaft eine Zukunft hat. „Pleitebetriebe bringen uns natürlich nicht weiter“, so Tumbrinck.
GAP-Änderung und Zentrum für Insektenschutz als Lösung
Selbstverständlich – so Prof. Dr. Axel Hochkirch von der Weltnaturschutzorganisation IUCN – müssen Landwirte auch Geld verdienen. Den Hauptgefährdungsfaktor für Insekten sieht er, wie Tumbrinck, in der intensiven Landwirtschaft. Das zeigten weltweit durchgeführte Studien zum Insektensterben. Die beste Chance etwas zu ändern, liege nach seiner Ansicht in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). „Die GAP bringt EU-weit riesige Prozesse in Gang“, sagte Hochkirch. Damit lasse sich nicht nur deutschlandweit etwas bewegen.
Eine weitere Chance sieht Hochkirch in einem geplanten Zentrum für Insektenschutz. Dabei soll es nicht nur um Forschung, Bewertung und Planung gehen, sondern auch darum, Naturschutzmaßnahmen direkt umsetzen. Zudem seien Informationen für die dann bezahlten Naturschützer zentrale Aufgaben dieses Zentrums. „Oft fehlt nur das Wissen“, so Hochkirch. „Dann sind viele bereit etwas für die Insekten zu tun.“
Was Bundesumweltministerin Svenja Schulze dazu sagt, lesen Sie hier.