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Start der Ernte 2024 Agrarpaket der Bundesregierung Pauschalierung

topplus GVO-freies Soja

Welche Chancen hat der Sojaanbau in Deutschland?

GVO-freies Soja ist am Markt gefragt. Gleichzeitig erleichtern neue Sorten und wärmere Temperaturen den Anbau. Wir zeigen, wie die aktuelle Situation für Anbauer aussieht.

Lesezeit: 5 Minuten

Was haben Soja, Erdgas, Arzneimittel und Computerchips gemeinsam? „Einen geringen Selbstversorgungsgrad“, erklärte Martin Miersch, Vorsitzender des Sojaförderrings e. V. Mitte Mai auf einer Veranstaltung in Mainz. Nur 3 % des hiesigen Bedarfs an Soja stammen aus deutschem Anbau, auf europäischer Ebene sind es 8 %. In den wichtigen Anbaugebieten Brasilien und den USA konkurriert die deutsche Nachfrage nach Soja mit dem wachsenden Bedarf großer Länder wie China.

Durch Nachhaltigkeitsprogramme, u. a. im Milchsektor, wächst zudem die Nachfrage nach gentechnikfreien (GVO-freien) Sojabohnen stark an. Gleichzeitig verschärfen die Regeln für entwaldungsfreie Lieferketten ab dem 1. Dezember 2025 die Anforderungen an Soja-Importe.

Bleibt Soja eine Nische?

Bei uns ist der Anbau von Sojabohnen in vielen Regionen noch eine Nische. Im letzten Jahr haben deutsche Landwirte die Bohnen auf rund 45.000 ha angebaut – rund ein Drittel davon war Bio. Damit liegt die Kultur, die ursprünglich aus Ostasien stammt, deutlich hinter der Körnererbse und der Ackerbohne. Doch Miersch glaubt, dass Soja eine große Zukunft bevorsteht. „Wir rechnen damit, dass die ­Fläche in den nächsten Jahren auf 100.000 ha steigen wird“, sagt er.

Bislang sind Bayern und Baden-Württemberg die wichtigsten Anbaugebiete. Aber auch in Sachsen oder Nordrhein-Westfalen lässt sich mittlerweile Soja anbauen. Potenzial sieht Miersch besonders in Niedersachsen. Möglich wird das auch durch den Klimawandel. Beim Sojaförderring ist man überzeugt, dass 64 % der bundesweiten Ackerfläche für Sojaanbau geeignet sind.

Aber auch der Fortschritt in der Sojazüchtung begünstigt den Anbau in neuen Regionen. Laut Achim Schneider, Vertriebsberater der Saaten-Union, hat sich die Zahl der zugelassenen Sojasorten bis 2023 von fünf auf 33 erhöht. Sechs davon gehören der sehr frühen Reifegruppe 000 an, die sich grund­sätzlich z. B. auch in Niedersachsen anbauen lässt. Sie ist z. B. mit der Reifegruppe K 220 – 250 beim Mais vergleichbar. Die im Süden angebaute Soja-Reifegruppe 00 ist hingegen vergleichbar mit K 260 – 300 beim Mais.

Tipps für den Soja-Anbau

Trotz aller Vorteile ist die Sojabohne eine anspruchsvolle Kultur. Besonders geeignet sind leicht erwärmbare, lockere Böden mit pH-Werten von 6 bis 7. Von stark verunkrauteten Standorten rät Achim Schneider ab, da Soja wenig konkurrenzstark ist. Ein Knackpunkt der wärmeliebenden Kultur ist ihr hoher Wasserbedarf, besonders zwischen der Blüte und Abreife im Juli und August. In trockeneren Regionen ist deshalb eine Beregnung vorteilhaft.

Wichtig für ein gleichmäßiges Auflaufen und eine rasche Jugendentwicklung ist ein sorgfältig bereitetes Saatbett. Da die passenden Rhizobien hierzulande nicht im Boden vorkommen, muss man das Saatgut vor der Aussaat (ab Ende April) impfen. Ganz einfach geht das laut Schneider mit dem Betonmischer, etwas professioneller Impfen lässt sich mit einer Beizanlage.

Die Saatstärke liegt bei 55 bis 60 keimfähigen Körnern/m2. Die Aussaat funktioniert mit üblicher Drilltechnik – oft als Hackfrucht mit einer Reihenweite von 37,5 cm. Auf schweren Standorten werden die Körner in 3 bis 4 cm, auf leichteren in 4 bis 6 cm Tiefe abgelegt – auch weil Soja empfindlich auf Vorauflaufherbizide wie Metribuzin reagiert. Nach der Aussaat kann Vogelfraß zum Problem werden.

Insgesamt benötigt die Sojabohne laut Schneider im Vergleich zu anderen Kulturen eher wenig chemischen Pflanzenschutz. Eine relevante Krankheit ist Sklerotinia. Daher sollte man in der Fruchtfolge auf ausreichend Abstand zu Sonnenblumen und Raps achten. Soja lässt sich alle drei Jahre auf der gleichen Fläche anbauen; das gilt auch für den Abstand zu anderen Leguminosen. Eine Stickstoffdüngung ist dank der Knöllchenbakterien nicht nötig.

Die Ernte fällt auch bei früheren Sorten in den August und September, bei Feuchtegehalten von 12 bis 15 %. Besonders wichtig ist ein schonender Drusch, um das Erntegut nicht zu verletzen. Welches Potenzial die Kultur hat, zeigte sich besonders im Jahr 2023. Der nasse Spätsommer, der bei vielen Kulturen die Ernte erschwerte, kam der Sojabohne zugute.

So konnten Anbauer in der Hildesheimer Börde z. B. Erträge von 3,9 t/ha erzielen. „Dieses Ertragsniveau kann mit Standorten in den USA mithalten“, erklärt Miersch. Im gesamtdeutschen Schnitt lagen die Erträge bei rund 2,7 t/ha. Nach der Ernte hinterlässt die Pflanze der Folgekultur einen gut durchwurzelten, garen Boden und für eine Leguminose niedrige Ni­tratgehalte im Herbst.

Rechnet sich die Sojabohne?

Bei den Abnehmern wächst zurzeit das Interesse an deutschem Soja. Auch der Handelsriese Archer Daniels Midland Company (ADM) will die Nachfrage nach gentechnikfreiem Soja künftig mehr aus heimischem Anbau bedienen. Seit 2016 verarbeitet das Unternehmen GVO-freie Ware im bayerischen Straubing.

Im April ist am Standort Mainz die neue Verarbeitungslinie für gentechnikfreies Soja in Betrieb gegangen. Zuvor wurden hier ausschließlich GVO-Sojabohnen zu Futtermitteln verarbeitet. Zunächst soll die Anlage einmal im Monat ausschließlich gentechnikfreie Sojabohnen zu Extraktionsschrot und Öl verarbeiten.

Das Rohöl bereitet ADM vor Ort zu Raffinat und Biodiesel auf; als Lebensmittel spielt Sojaöl in Europa keine Rolle. Bisher stammt ein Großteil der GVO-freien Sojabohnen aus Südosteuropa. Bei ADM hofft man aber, die neuen Kapazitäten in Mainz schon bald besser mit heimischer Ware auslasten zu können und sucht daher nach neuen Anbauern in ganz Deutschland. Dazu ist das Unternehmen nach eigenen Angaben bereit, attraktive Konditionen zu zahlen.

Generell liegen die Erzeugerpreise für Soja über denen anderer Leguminosen. Sie schwankten in den letzten Jahren stark und lagen zwischen 36 und 68 € je dt. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft bietet auf ihrer Webseite kostenlos einen Deckungsbeitragsrechner an, mit dem sich die passenden Deckungsbeitrage errechnen lassen. 

Wer seine Ernte selbst verfüttert, muss beachten, dass rohe Sojabohnen antinutritive Inhaltsstoffe enthalten. Für Schweine und Geflügel eignet sich deshalb nur geröstetes oder getoastetes Soja. Die Trypsininhibitoraktivität (TIA) fällt hierbei unter den Zielwert von 3 mg TIA/g TM. Dann kann Soja mit einem besonders günstigen Aminosäureverhältnis punkten.

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