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topplus ZukunftsCheck Ausbildung

Azubi: „Feedback bekommen wir nur zwischen Tür und Angel“

Fehlendes Feedback und Überstunden sorgen in der Agrar-Ausbildung für Frust bei den Azubis. Das zeigen Ergebnisse der top agrar-Ausbildungsumfrage. Dennoch: 92 % würden die Ausbildung erneut starten.

Lesezeit: 4 Minuten

„Feedback bekommen wir nur zwischen Tür und Angel, oft emotional aufgeladen“, erzählt ein Auszubildender gegenüber top agrar. Ein Eindruck, der nicht nur bei ihm so ist. Im bundesweiten top agrar-ZukunftsCheck gaben nur 4 % der 900 befragten Azubis an, dass es auf ihrem Ausbildungsbetrieb regelmäßiges Feedback gibt. Doch genau solche konstruktiven Gespräche können positive Effekte auf die Zusammenarbeit haben.

Über die Umfrage

Der top agrar-ZukunftsCheck richtete sich, unterstützt von John Deere, in zwei getrennten Fragebögen an Ausbilder und Auszubildende in der Landwirtschaft. Zwischen April und Juni 2024 erhielten wir rund 1.300 Antworten direkt aus der Praxis. Die Ergebnisse geben Einblick in die Herausforderungen und Erwartungen beider Seiten. Hier geht es zum ersten Teil der Auswertung, der die Teilnehmer detailliert vorstellt und sich rund um die Suche und Auswahl des passenden Azubis bzw. des richtigen Lehrbetriebes dreht.

Und hier finden Sie den zweiten Teil, in dem es um den gemeinsamen Alltag auf dem Betrieb geht.

Feedback: Von Landwirten sinnvoll investierte Zeit

Die Umfrage zeigt: Ausbilder, die sich nach eigenen Angaben mehr Zeit für ihre Lehrlinge nehmen, erleben es seltener, dass ein Azubi den Betrieb vorzeitig verlässt. In Zahlen: Sie verzeichnen sieben Prozentpunkte weniger Abbrüche als alle Befragten zusammengenommen (40 % - siehe Abb. 2 weiter unten im Text). Sie geben außerdem öfter an, dass die Qualität der Azubis besser geworden oder zumindest gleich geblieben ist. Ein weiterer Effekt: Die Azubis sind motivierter und die Bereitschaft zur Mehrarbeit steigt. Eine Kettenreaktion positiver Effekte also.

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Die Wahrnehmung driftet auseinander

Doch wie oft kommt das in der Praxis vor? Die häufigste Antwort der Azubis: Es gibt keine Feedbackgespräche. Spannend ist der Blick auf die andere Seite: Denn die Ausbilder geben an, dass sie zu 22 % mehr als zwei Stunden pro Woche investieren und zu 11 % feste Termine haben. Nur 8 % geben an, dass es keine Feedbackgespräche gibt.

Wie oft finden Feedbackgespräche in der Landwirtschaft statt?

Ein Auszubildender, der anonym bleiben möchte, erzählt gegenüber top agrar: „Ich kann schon ansprechen, wenn mich etwas stört. Aber richtige Feedbackgespräche gibt es nicht, jedenfalls nicht vergleichbar mit den Mitarbeitergesprächen anderer Branchen.“

Ich habe anfangs noch nachgehakt, was ich besser machen kann. Darauf wurde nicht eingegangen. Aber nur so kann ich mich verbessern.“
Auszubildender (anonym)

Auch in der Berufsschule höre er, dass das niemand so mache. Ein anderer Azubi zeichnet ein ähnliches Bild: „Mein Ausbilder hat das als unwichtig empfunden.“ Er hingegen hätte sich gewünscht, dass seine Leistung öfter beurteilt würde. „Ich habe anfangs noch nachgehakt, was ich besser machen kann. Darauf wurde nicht eingegangen. Aber nur so kann ich mich verbessern.“ Das Problem sieht er darin, dass Ausbilder keine ausgebildeten Führungskräfte seien und dementsprechend nicht darin geschult wurden.

Ausbildungsabbruch: Wenn es einfach nicht passt

Bekommen Arbeitnehmer regelmäßig eine konstruktive Einschätzung ihrer Leistung, so kann das die Abbruchrate verringern. Doch manchmal lässt sich ein vorzeitiges Ende nicht vermeiden.

Haben Sie Ausbildungsverhältnisse vorzeitig beendet?

Die Gründe für Abbrüche sind vielfältig und reichen von mangelnder Motivation bis hin zu falschen Krankmeldungen und Diebstahl. Psychische Probleme wurden sowohl von Ausbildern als auch von Azubis (14 %) angegeben, genauso wie körperliche Überforderung (3 %). Am häufigsten nannten beide Seiten jedoch, dass „die Chemie einfach nicht passte“. Ein weiterer Ausbilder begründet das vorzeitige Ende so: „Der Azubi wollte trotz Absprachen nicht mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten.“

Der Azubi wollte trotz Absprachen nicht mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten.“
Ausbilder (anonym)

Auch jeder zehnte Azubi hat einmal seine Ausbildung abgebrochen – jeder zweite davon wegen Stress mit seinem Ausbilder. Das Thema? Überstunden. „115 Überstunden in zwei Monaten führten zu Konflikten“, schreibt ein Azubi. Ein weiterer nennt als Grund, er habe „jeden Tag ein übermäßiges Pensum an Arbeit mit viel Zeitstress und keinen Lernfortschritt“.

92 % der Azubis würden die Ausbildung noch einmal machen

Ein gewichtiges Argument war für die Azubis außerdem die Bezahlung: Landwirte und Fachkräfte Agrarservice starten laut Zahlen des Bundesinstitutes für Berufsbildung im Schnitt mit rund 750 € nach Tarif. Zum Vergleich: Die beliebtesten Ausbildungsberufe sind laut Statista Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement und Kraftfahrzeugmechatroniker. Sie starten mit gut 200 € mehr in die Ausbildung.

Trotz ­allem würden 92 % die Ausbildung noch einmal machen. Ein Azubi fasst die Gründe passend zusammen: „Es ist ein Beruf, der körperlich und geistig auslastet, ohne zu überfordern. Frische Luft und Natur pur erinnern jeden Tag aufs Neue, wie schön die Landwirtschaft ist. Zudem wird die Arbeit im Team ganz groß geschrieben und die Kollegen werden zur Familie.“

Ausblick

In den nächsten Wochen werden wir weitere Ergebnisse vorstellen: Was motiviert junge Menschen, Landwirt zu lernen und welchen Weg gehen sie danach? Wie regeln Betriebe Überstunden und Wochenenddienst? Und was ist dran am Vorurteil der „unmotivierten Gen-Z“?

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