Das Interesse eines Immobilienkonzerns am Kauf eines Agrarbetriebes im Süden Brandenburgs hat bereits in der vergangenen Woche für mediales Aufsehen und Unmut im landwirtschaftlichen Berufstand gesorgt. Inzwischen wird auch Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel aktiv.
Der zum Verkauf stehende Betrieb Röderland GmbH in Bönitz liegt im Elbe-Elster-Kreis und verfügt über rund 2.500 ha Land sowie 900 Rinder mit Milcherzeugung und Direktvermarktung.
Die Deutsche-Wohnen-Beteiligungsfirma Quarterback Immobilien will dem Vernehmen nach für das Komplettpaket 10 Mio. € auf den Tisch legen. Ein mitbietender Landwirt kann mit 8 Mio. € deutlich weniger anbieten und hat deshalb schlechte Karten beim Erwerb des Unternehmens und seiner Flächen. Die In der Bevölkerung kam zwischenzeitlich sogar Sorge auf, der Investor wolle die Landwirtschaft vor Ort teilweise oder ganz einstellen.
Investor plant PV-Anlagen
Die Tageszeitung „taz“ hatte der Deutsche Wohnen deshalb „Landgrabbing“ vorgeworfen, was das Leipziger Immobilienunternehmen "Quarterback Immobilien AG" jedoch zurückweist. Gegenüber dem rbb berichtete, versicherte Quarterback-Vorstand Tarik Wolf, man habe nicht vor, den landwirtschaftlichen Betrieb in Bönitz einzustellen. Wolf sagte, die 35 Mitarbeiter sollen eine Beschäftigungsgarantie für die nächsten fünf Jahre bekommen. Der Milchviehbetrieb soll hingegen schrumpfen.
Wolf zufolge hat das Immobilienunternehmen auch nicht vor, auf den Flächen große Industrieanlagen oder etwa Wohnungen zu errichten. Stattdessen sollen auf einem Teil der Fläche sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlagen entstehen.
Tumlirsch: Landwirte als prioritäre Flächennutzer anerkennen
Ungeachtet dessen hält der Landesbauernverband (LBV) Brandenburg überhaupt nichts davon, wenn sich agrarfremde Investoren in die Landwirtschaft einkaufen. „Landwirtschaftliche Nutzfläche gehört zu allererst in die Hände unserer gut ausgebildeten Landwirtinnen und Landwirte“, stellte der LBV-Hauptgeschäftsführer Denny Tumlirsch gegenüber top agrar klar. Dieser Grundsatz erhält nach seiner Überzeugung angesichts des gegenwärtigen Flächenhungers von Siedlung, Verkehr und Erneuerbare Energie mehr Gewicht als jemals zuvor.
„Als zukunftsorientierte Unternehmer werden Landwirte die gesellschaftlichen Wünsche der regionalen Ernährungssicherung, der erneuerbaren Energien und der Umweltdienstleistungen selbst auf ihren Flächen umsetzen“, betonte Tumlirsch. Dafür benötigten sie eine Agrarstruktur, die sie als prioritäre Flächennutzer anerkennt. Kauf- und Pachtpreise müssten deshalb in einem angemessenen Verhältnis zur Ertragsfähigkeit der jeweiligen Fläche stehen und nicht den Unternehmensgewinn auffressen.
Janßen: Unbegrenzten Ausverkauf der Landwirtschaft stoppen
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) schlägt in die gleiche Kerbe. Der AbL-Bundesgeschäftsführer Georg Janßen fordert: „Die Agrarstrukturgesetze müssen den Kauf von Boden und landwirtschaftlichen Betrieben an Investoren beenden und bäuerliche Betriebe vor kapitalstarken Investoren schützen.“ Der ungebremste Ausverkauf der ostdeutschen Landwirtschaft an außerlandwirtschaftliche Investoren müsse gestoppt werden.
Vogel: Langfristiger Erhalt des Betriebs fraglich
Brandenburg Agrarminister Axel Vogel will nun kurzfristig verhindern, dass die Beteiligungsfirma den Agrarbetrieb kauft. Er habe die Deutsche Wohnen in einem Schreiben aufgefordert, „ihre Beteiligung an der Quarterback Immobilien AG geltend zu machen und ihre Zustimmung zu dem Erwerb der Agrargesellschaft zu verweigern“, teilte sein Ministerium heute der "taz" mit. Außerdem prüfe der Landkreis Elbe-Elster gerade, ob der Verkauf der Röderland-Gruppe in dem Dorf Bönitz das geltende Grundstücksverkehrsrecht umgehe, ergänzte das Ministerium. Denn Äußerungen der Quarterback ließen befürchten, „dass kein langfristiger Erhalt des Landwirtschaftsbetriebs geplant ist.“