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topplus Mehr Klimaschutz-Anstrengungen

Klimalabel sind für Prof. Spiller eine Chance

Der Lebensmittelhandel wird künftig mit Klimalabeln Vermarktungsvorteile erzielen wollen. Die Händler dürften in Zukunft nachhaltig produzierenden Landwirten Aufschläge zahlen.

Lesezeit: 3 Minuten

Unser Autor: Prof. Dr. Achim Spiller, Universität Göttingen

Verbraucher haben derzeit keine Chance, die Treibhausgas-Wirkungen verschiedener Lebensmittel zu vergleichen. Sie sind, wie Studien der Uni Göttingen zeigen, hochgradig unsicher, welches Lebensmittel klimafreundlich ist. Stattdessen führen wir pauschale Diskussionen zum Fleischverzehr.

Bei vielen Landwirten löst das Thema ein mulmiges Gefühl aus. Zudem wird es in der Landwirtschaft, ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung, wohl 20 % Bauern geben, die den menschengemachten Klimawandel leugnen. Die wissenschaftliche Lage ist aber bei kaum einem Thema so eindeutig.

Über eines müssen wir uns klar sein: Wir werden in Zukunft nur dann gute Ernten einfahren, wenn wir jetzt handeln! Und es ist ein Gebot der Ehrlichkeit, den Betrieben die Kosten des Klimaschutzes nicht zu verschweigen.

Klimaschutz geht alle an, und nur wer misst, erreicht Verbesserungen.

Die größte Herausforderung liegt darin, die Klimaleistungen der Kette darzustellen. Hier kann ein Klimalabel helfen. Dieses muss den ganzen Lebensweg des Produktes berücksichtigen: Von der Düngemittelproduktion über die Landwirtschaft, Transport, Industrie bis zur Wiederverwendung der Verpackungen. Wenn hier alle Umweltwirkungen einbezogen worden sind, spricht man von einem Life Cycle Assessment (LCA). Wenn es allein um Treibhausgase geht, sprechen wir vom Klimafußabdruck.

Die Messungen können die Basis für ein Label sein. Viele Landwirte fragen sich allerdings, ob ein Klimalabel für sie mehr Vor- als Nachteile bringt. Und entsteht noch mehr Bürokratie auf den Höfen oder gibt es mehr Geld?

Industrie will Klimalabel

Die Lebensmittelindustrie setzt viel daran, bereits jetzt Klimawerte auf ihren Verpackungen abzudrucken. Derzeit findet man aber nur Durchschnittswerte für den Treibhausgasausstoß, z. B. 1,4 kg CO2eq je Liter Vollmilch.

Die ersten Molkereien arbeiten jetzt daran, genauere Werte zu berechnen. Dafür benötigen sie Zahlen von ihren Milchlieferanten und den eigenen Werken. Deshalb laufen derzeit Bemühungen, für die Eingabe der landwirtschaftlichen Daten standardisierte EDV-Tools zu entwickeln.

Hilfreich wäre es, wenn z. B. ein Betrieb mit Ackerbau und Tierhaltung seine Klimamaßnahmen nur einmal in eine abgestimmte Datenbank eingeben muss. Die Dateneingabe wird Betriebsleiterinnen oder Betriebsleiter dann vielleicht zwei Stunden Arbeitszeit kosten. Das ist überschaubar.

Die größere Herausforderung sind die Kosten, die gegebenenfalls auf die Betriebe zukommen. Um die eigene Klimabilanz zu verbessern, muss z. B. der Güllebehälter abgedeckt oder klimafreundlicheres Futter eingesetzt werden. Das muss gegenfinanziert werden.

Winken Preisaufschläge?

Welche Gründe sprechen trotz aller Vorbehalte dafür, sich als Landwirt beim Thema zu engagieren?

  1. Klimaschutz geht alle an und nur wer misst, kann Verbesserungen managen.

  2. Die Verarbeitungsunternehmen wollen Vorteile am Markt erzielen und werden deshalb an klimafreundlich produzierende Landwirte Aufschläge bezahlen. Später vielleicht Abschläge bei wenig Klimaschutz.

  3. Banken koppeln Kredite immer stärker an Klimaschutzmaßnahmen.

  4. Der LEH verlangt es.

  5. Mittelfristig könnte die Landwirtschaft in den EU-Emissionshandel einbezogen werden, sodass Betriebe CO2-Zertifikate kaufen oder auch verkaufen können.

Neue Betriebszweige fördern!

Der Klimawandel wird viele Betriebe vor neue Herausforderungen stellen. Wenn z. B. der Verzehr tierischer Proteine sinkt, brauchen Landwirte Einkommensalternativen und finanzielle staatliche Unterstützung. Das kann z. B. der Einstieg in den Gemüsebau sein, wenn das ackerbaulich passt. Auch der Wechsel zur Energieerzeugung kann sinnvoll sein.

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