Der kurzfristige Finanzbedarf der Baywa ist offenbar größer, als bislang angenommen. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche braucht Deutschlands größter Agrarhandelskonzern bis September 500 bis 600 Mio. €, um den Bedarf für die nächsten zwölf Monate zu decken. Dazu sollen am heutigen Montag „wegweisende Gespräche“ zwischen der Baywa und den Banken stattfinden. Zu den größten Gläubigern des Unternehmens zählen die DZ Bank, die Landesbank Baden-Württemberg, die Hypovereinsbank, die Commerbank und die Deutsche Bank.
Bereits letzte Wochen haben die beiden Großaktionäre der Baywa, die Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest AG zugesagt, der Baywa mit weiteren Darlehen auszuhelfen. Allerdings dürften die Finanzspritzen der Eigentümer allein die Finanzprobleme der Baywa nicht lösen.
Hat die Baywa die Krise selbst verschärft?
Laut der Wirtschaftswoche, die sich auf Bankenvertreter beruft, hat die Baywa erst kürzlich eine Anleihe von 500 Mio. € zurückgezahlt und sich dafür 300 Mio. € geliehen und 200 Mio. € aus den Betriebsmitteln des Konzerns genommen. Dieses Vorgehen sei auf völliges Unverständnis bei den Banken gestoßen, weil es die Liquidität des Konzerns zusätzlich verknappt und die Lage verschärft habe.
Angeblich bestehen die Schulden aus kurzfristigen Schuldverschreibungen, die nicht durch Sicherheiten hinterlegt sind, aber bei Fälligkeit komplett refianziert werden müssen, was offenbar nicht mehr aus vorhandenen Mitteln gelinge.
10,8 Mrd. € Fremdkapital, davon 5,4 Mrd. € Finanzschulden
Die Baywa hat laut Konzernfinanzbericht 2023 langfristige Schulden von 5 Mrd. € und kurzfristige Schulden von 5,8 €, insgesamt also 10,8 Mrd. €. In den Medien werden meist nur die Finanzschulden von 5,4 Mrd. € genannt. Diese enthalten aber nicht die vielen übrigen Verbindlichkeiten, die auf der Baywa lasten.