Hoffentlich geht das auf“, dachte sich Magdalena Kaiser (28), als sie vor zwei Jahren zusammen mit ihrem Mann Patrick und ihren Eltern Angelika und Michael den Umbau des ehemaligen Anbindestalls in Angriff nahm. Die Sorge war nicht unberechtigt. Denn die junge Frau ging voll ins Risiko, um ihren Traum von einer eigenen Käserei zu verwirklichen.
Investitionskosten von 250.000 €
Die studierte Lebensmittelmanagerin gab ihre Stelle in der Industrie auf und richtete auf der alten Hofstelle des Milchviehbetriebs ihrer Eltern in Pfraunfeld eine Käserei mit Reifekeller und Hofladen ein. Obwohl die Familie viele Umbauarbeiten selbst übernahm, kostete die Investition 250.000 €.
Auslöser für diesen mutigen Schritt war, dass der Druck der Discounter und deren fehlende Wertschätzung für die Produkte Magdalena Kaiser zum Nachdenken brachten. Zudem lernte sie über Praktika das Käsehandwerk kennen. „So entstand bei mir die Idee, die Wertschöpfung des Rohstoffes Milch, dessen Erzeugung mit so viel Arbeit und Zeit verbunden ist, auf dem Hof zu halten“, blickt die Unternehmerin zurück.
Ihre Eltern hatten bereits 2005 einen Laufstall ausgesiedelt und halten dort aktuell 60 Milchkühe. Hinzu kam das Bedürfnis der jungen Frau, den leer stehenden Gebäuden auf dem Hof einen neuen Sinn zu geben.
Bevor sie mit dem Umbau startete, hat sich Magdalena Kaiser viele Käsereien angeschaut. Und sie trat dem Verband für handwerkliche Milchverarbeitung bei und ließ sich dort beraten.
Gebäude gut geeignet
Die vorhandenen Gebäude eigneten sich gut für ihr Vorhaben. Der gemauerte Anbindestall aus den 70er Jahren hat eine Grundfläche von 200 m2, eine 3,50 m hohe massive Betondecke und große Tore. „Eigentlich war das Gebäude etwas zu groß für eine Hofkäserei, aber dafür bietet es ausreichend Platz, um die verschiedenen Arbeiten dort sinnvoll hintereinander anzuordnen“, sagt Magdalena Kaiser.
Rübenkeller wird Reiferaum
Ideal war, dass sich der ehemalige Rübenkeller neben dem Stall zu Reiferäumen umbauen ließ. Der Zugang ist ebenerdig, weil der Keller in den Hang gebaut ist, auf dem der Hof steht.
Weil die Stalleinrichtung bereits entfernt war, konnten Kaisers gleich die Rohre für das Abwassersystem verlegen. Anschließend betonierten sie den Boden und vergrößerten die Fenster- und Türöffnungen. Sie zogen Mauern ein und schafften separate Räume für das Umkleiden, die Produktion, die Technik, das Spülen, das Verpacken und das Lagern. Sie fliesten Boden und Wände und weißelten die Decke.
Glasfasade statt Holztor
Das große Holztor zum früheren Futtertisch ersetzten sie durch eine Glasfassade, durch die Besucher das Käsen beobachten können. Die bestehende Hackschnitzelheizung am Hof heizt die Räume und erwärmt das Wasser für den Pasteur auf 50 °C. Für das weitere Erwärmen auf 63 °C sorgt die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stalls.
Im früheren Rübenkeller hat die Unternehmerin drei Räume untergebracht. „Die Ziegelsteinmauern haben wir nicht verputzt, weil sie dann Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben können“, erklärt Magdalena Kaiser. An den Wänden dienen Regale aus alten Fichtenbrettern als Lager für die Käselaibe.
In der ehemaligen Güllegrube befinden sich nun zwei 10 m3-Zisternen, die über einen Wärmetauscher die Milch im Pasteur herunterkühlen. Die frühere Milchkammer dient als Hofladen.
1.000 Liter Milch pro Woche
An Pfingsten 2023 hat Magdalena Kaiser die Käserei im Rahmen eines Hoffestes eröffnet. Mittlerweile verarbeitet sie dreimal pro Woche insgesamt 800 bis 1.000 Liter Milch, die sie mit einem Transporttank am Hoflader vom Laufstall holt. Aus der Milch stellt sie u. a. Schnittkäse, Frischkäse, Camembert, eine Art Feta, Quark und Fruchtquark her, wobei das Sortiment nicht starr ist. Sie verwendet saisonale Kräuter und Früchte aus dem Garten, um Käse und Frischeprodukte zu verfeinern.
Verkauf über Hof- und Dorfläden
Der Verkauf beschränkt sich nicht nur auf den Hofladen. Sie beliefert mit ihren Produkten 15 Hof- und Dorfläden in der näheren Umgebung. Seit kurzem hat sie auch einen kleinen Online-Shop eröffnet: www.hofkaiserei.de . Zudem bietet sie Führungen und zeigt den Besuchern, wie sie Käse herstellt.
Der Absatz läuft so gut, dass sie nachdenkt, die Verarbeitung auszudehnen. „Dann brauche ich jedoch personelle Unterstützung beim Käsen“, ist sich die Unternehmerin bewusst.
Zwei Jahre nach Start ihres Projektes ist das Umnutzungskonzept der jungen Unternehmerin aufgegangen. „Meine Eltern und mein Mann haben mich sehr gut dabei unterstützt“, lobt sie ihre Familie. Ihr nächstes Projekt hat sie schon fest im Visier: den Umbau des alten Bauernhauses.
Urteil der Jury
Magdalena Kaiser hat durch den Umbau einen alten Standort im Dorf neu belebt und sich dort einen Arbeitsplatz geschaffen, indem sie Rohmilch verarbeitet und damit die Wertschöpfung des Produkts erhöht. Das Projekt ist regional, durch das Energiekonzept nachhaltig und in die Zukunft gerichtet.