Eine bundesweite Umfrage von top agrar zeigt, wie es auf den Ausbildungsbetrieben in der Landwirtschaft aussieht. Im zweiten Teil unserer Serie rund um den „ZukunftsCheck“ widmen wir uns der Frage: Wie zufrieden sind Ausbilder und Azubis mit ihrer Zusammenarbeit und was läuft gut oder schlecht? Von April bis Juni 2024 klickten sich rund 1.300 Ausbilder und Auszubildende durch die Fragebögen. Die Antworten kamen aus allen Teilen der Republik und spiegeln realistische Einblicke in den Alltag auf landwirtschaftlichen Betrieben wider.
In der vergangenen Woche gab top agrar bereits Antworten rund um die Suche nach dem richtigen Lehrbetrieb und worauf beide Seiten bei der Auswahl besonders Wert legen. Außerdem finden Sie hier alle Informationen rund um die Umfrageteilnehmer:
Selbst- und Fremdwahrnehmung der Betriebe stimmen überein
Bei der Einschätzung des Lehrbetriebes überraschte, dass die Noten der 900 teilnehmenden Auszubildenden mit denen der 400 teilnehmenden Ausbilder fast genau übereinstimmten - folgende Noten auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) wurden vergeben:
Technische Ausstattung: Note 1,8 von beiden Seiten.
Internet- und Social Media-Präsenz: 3 von den Azubis und 3,1 von den Ausbildern.
Gerüstet für neue Geschäftsfelder: Auch hier sind die Azubis geringfügig positiver mit 2,3 - dagegen vergaben die Ausbilder eine 2,4.
Ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung: Note 2,4 von den Azubis, und 2,3 von den Ausbildern.
Azubis in der Landwirtschaft sind zufrieden - Note 1,8
Mit der Arbeit und dem Leben auf dem Hof sind die Auszubildenden sehr zufrieden. Insgesamt vergeben sie auf einer Skala von eins bis fünf die Note 1,8 – sogar noch etwas besser als in der top agrar Ausbildungsumfrage aus 2014. Vor zehn Jahren gab es die Note 2,1.
Dagegen spricht der Trend, den die Ausbilder wahrnehmen. Sie geben zu rund 40 % an, dass die Leistung im Laufe der Jahre eher schlechter wird. Vor allem kritisieren sie die Motivation der Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) und deren Selbstständigkeit. Nur 6 % sind davon überzeugt, dass die Qualität der Azubis besser geworden ist. Übrigens: Ein Drittel der Betriebe, die eine positive Tendenz wahrnehmen, finden ihre Azubis über Social Media. Ob hier tatsächlich ein Zusammenhang besteht, lässt sich nicht verifizieren.
Besonders gut bewerten Ausbilder die Pünktlichkeit (2,0), die praktischen Kenntnisse (2,3) und die Flexibilität (2,3). Schlechter stufen sie die theoretischen Kenntnisse und die Sorgfalt ein. Hier vergeben sie eine 2,7.
„Ich war nicht nur der ‚Stift‘. Meine Ausbilder haben mir mit der Zeit richtig was zugetraut und ich durfte Verantwortung übernehmen.“
Und so bewerten die Auszubildenden ihre Lehre: Für die theoretische Wissensvermittlung gibt es die Note 2,0, genau wie für das wertschätzende Arbeitsumfeld. Sie sind sehr zufrieden mit der Zugehörigkeit zur Hofgemeinschaft (1,7). Ihnen wird außerdem viel zugetraut (1,6).
Auch Lasse Klasing, ein teilnehmender Auszubildender aus Niedersachsen, hebt das besonders hervor: „Ich war nicht nur der ‚Stift‘“, sagt er. „Meine Ausbilder haben mir mit der Zeit richtig was zugetraut und ich durfte Verantwortung übernehmen.“
Wohnen: Am liebsten in der eigenen Wohnung
Auch in der Familie fühlte sich Klasing gut aufgenommen. Der herzliche Umgang habe ihn zusätzlich motiviert. Er lebte während seiner Ausbildungszeit im selben Haus mit der Familie, wie 25 % der Azubis in Deutschland. Die, die nicht mit vollem Familienanschluss untergebracht sind, wohnen zu 62 % in einer eigenen Wohnung bzw. bei ihren Eltern. Das ist auch die Wunsch-Unterbringung der Befragten, gefolgt von der Azubi-WG (18 %), in der 8 % aller Azubis leben. Weitere 30 % leben in einer separaten Mitarbeiterwohnung.
Mit der Unterbringung sind neun von zehn Azubis zufrieden. Einer aus zehn gibt an, sich häufig unwohl zu fühlen oder gar aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Unter diesen Umständen ist Heimweh vorprogrammiert. Hier liegt sogar ein verbreiteter Grund für den Abbruch der Ausbildung.
Ausblick: Zeit für konstruktive Gespräche?
Regelmäßige Feedbackgespräche können laut der Umfrageergebnisse eine entscheidende Rolle für den Ausbildungserfolg spielen. Betriebe, die sich Zeit dafür nehmen, erleben seltener Abbrüche und bewerten die Qualität ihrer Azubis besser. Auch eine Studie der Hochschule Osnabrück zeigt, dass konstruktive Gespräche die Motivation von Arbeitskräften steigern kann. Doch wie oft finden solche Gespräche im turbulenten Hofalltag statt? Und wie erleben Azubis und Ausbilder diesen Austausch? Das erfahren Sie im nächsten Teil der Serie.