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Beim Ausbau der Windenergie bremst die Bürokratie immer noch

Im ersten Halbjahr 2024 sind 250 neue Windenergieanlagen mit rund 1,3 GW Leistung ans Netz gegangen. Laut Bundesverband Windenergie steigt die Zahl der genehmigten Anlagen. Aber es gibt noch Hürden.

Lesezeit: 7 Minuten

Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschland 250 Wind­energie­anlagen (WEA) an Land mit einer kumulierten Leistung von 1,3 GW errichtet. Dies ist das Ergebnis der Auswertung der Deutschen WindGuard im Auftrag von Bundesverband Windenergie (BWE) und des Maschinenbauverbandes VDMA Power Systems.

Die Bundesregierung habe spürbare Erleichterungen für den Ausbau der Windenergie geschaffen, deren Maßnahmen nun offensichtlich zu wirken beginnen würden: so sind die Neugenehmigungen im ersten Halbjahr rasant um 32% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Die Zuschläge der letzten Ausschreibungsrunden befinden sich laut BWE auf einem hohen Niveau, und die Verfahrenslaufzeiten von Antragstellung bis Genehmigungserteilung sind erstmals seit Jahren gesunken.

Gleichzeitig müssen Umsetzungshürden weiterhin gesenkt werden – so liegt der aktuelle Bruttozubau noch unter dem Zubau von 1,6 GW im Vergleichszeitraum 2023. Klar sei, dass der gesamte Ausbau hinter den Anforderungen für das sichere Erreichen des Ziels von 115 GW bis 2030 zurückbleibe. Um endlich auf den notwendigen Zubau zu kommen, müssten aus Genehmigungen umgesetzte Projekte werden. Daher seien weiterhin politische Maßnahmen notwendig.

Die regionale Verteilung

Den Bundesländervergleich im ersten Halbjahr 2024 führt Nordrhein-Westfalen mit 298 MW Zubau an, knapp vor Niedersachsen mit 296 MW, zeigt die WindGuard-Statistik. Schleswig-Holstein, das Land mit dem höchsten Zubau in 2022 und 2023, erreicht mit 247 MW den dritten Rang.

Bezogen auf den Zubau je Landesfläche liegt Schleswig-Holstein jedoch weiterhin deutlich vor allen anderen Bundesländern. Zusammen mit Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die ebenfalls zu den ausbaustarken Bundesländern der ersten Jahreshälfte 2024 gehören, stellt die Spitzengruppe 85% des gesamten deutschen Brutto-Zubaus.

Ganz ohne den Zubau von neuen Anlagen verbleiben im ersten Halbjahr 2024 neben den Stadtstaaten auch das Saarland und Thüringen. Mit maximal 10 Windenergieanlagen tragen Hessen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg- Vorpommern, Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen im Halbjahresverlauf 2024 nur zu geringen Anteilen zum weiteren Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland bei.

Niedersachsen: Zubau halbiert

Im ersten Halbjahr 2024 entstanden in Niedersachsen 53 neue Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 296 Megawatt. Nach Abzug der stillgelegten Anlagen bleibt ein Netto-Zubau von nur 133 Megawatt. Aktuell sind in Niedersachsen 6.103 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 12.700 Megawatt installiert.

„Der Bundestrend zeigt einen Rückgang von 18 %, doch Niedersachsen verzeichnet 50 % weniger Zubau als im Vorjahr. Positiv stimmen uns die Genehmigungszahlen der Mai-Ausschreibung. Hier erhielten 26 niedersächsische Gebote mit fast 430 Megawatt Leistung einen Zuschlag von der Bundesnetzagentur. Diese Werte sollten unsere Orientierung sein“, bewertet Silke Weyberg, Geschäftsführerin des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen die Ergebnisse.

Weyberg nennt zwei Hauptursachen für die Zubauschwäche im ersten Halbjahr 2024: Die Sperrung der Autobahn A 27 ab April verhinderte den Abtransport der Rotorblätter von Cuxhaven zu den Baustellen. Zudem verhinderten starke Winde im April, dass Kräne die Bauteile sicher heben konnten. „Trotz aller Sondereffekte müssen wir unserer Verantwortung gerecht werden. Das Ausbauziel von 1.500 Megawatt erreichen wir in Niedersachsen dieses Jahr nicht. Gemeinsam mit der Politik müssen wir die Folgen des verzögerten Ausbaus benen-nen und zügig handeln,“ fordert Weyberg.

Bereits vergangene Woche kommentierte LEE-Vorstandsmitglied Horst Mangels die Ausschreibungsergebnisse der Bundesnetzagentur zu Windenergie an Land: „Es ist gut, dass den Landkreisen Ausbau-Flächenziele zugewiesen wurden. Aber viele niedersächsische Landkreise haben die Flächenziele noch nicht ausgewiesen und können deshalb keine Genehmigungen erteilen. Die Flächenausweisung könnte schneller gehen, wenn geeinte Flächen in den Gemeinden und Samtgemeinden schon vor dem Beschluss der Regionalen Raumordnung genehmigt würden. So könnte der Genehmigungsprozess zeitgleich mit dem Raumordnungsverfahren laufen.“

Schleswig-Holstein: Repowering stark

„Insgesamt befindet sich Schleswig-Holstein beim Windausbau weiter auf Kurs. Die Genehmigungszahlen des ersten Halbjahres 2024 sind auf dem Niveau des Vorjahres. Das stimmt uns zuversichtlich, dass auch dieses Jahr ein gutes Genehmigungsjahr wird“; sagt Marcus Hrach, Geschäftsführer des LEE Schleswig-Holstein. Damit schaffe das Land die Voraussetzung für den Zubau in den nächsten Jahren und zur Erreichung des landeseigenen energiepolitischen Ziels von 15 Gigawatt bis 2030“. Die Umsetzung des novellierten Bundes-Immissionsschutzgesetzes werde die Genehmigungsverfahren weiter beschleunigen.

Der Anlagenbestand ist im Vergleich zu Ende 2023 unverändert geblieben, während die installierte Leistung laut WindGuard gleichzeitig um rund 186 Megawatt (netto) gestiegen ist. Das zeigt laut Hrach die enorme Bedeutung des Repowerings. Hrach fordert: „Der Bund hat die Wichtigkeit des Repowerings erkannt und den Ländern bis 2030 weitreichende Möglichkeiten eingeräumt. Diese muss Schleswig-Holstein nutzen.“

Der Zubau im ersten Halbjahr 2024 bedeutet ein Plus von rund 186 Megawatt (netto). Dieser Zubau ist das Resultat eines vergleichsweise schwachen Genehmigungsjahres 2022, in dem laut Land Schleswig-Holstein 583 Megawatt genehmigt wurden. Wegen einer Bauzeit von 24 bis 36 Monaten basiert der heutige Zubau auf diesen Genehmigungen aus dem Jahr 2022.

Baden-Württemberg tritt auf der Stelle

Im ersten Halbjahr 2024 sind in Baden-Württemberg nur sechs Windenergieanlagen in Betrieb gegangen. Ein altes Windrad wurde zudem erneuert. Damit nimmt der Windenergieausbau an Fahrt auf, das Tempo ist aber noch viel zu langsam. Darauf weisen die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW) und der BWE Baden-Württemberg hin. Die Zahl der genehmigten Anlagen stagniert ebenfalls. In den ersten sechs Monaten des Jahres erhielten im Südwesten 24 Windräder eine Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Um die Klimaziele zu erreichen, benötigt das Bundesland dagegen über neue 100 Windräder pro Jahr.


Pro Jahr ist daher in den kommenden 17 Jahren eine zusätzliche Leistung von über 600 Megawatt nötig. Das entspricht mehr als 100 hochmodernen Windrädern. Zum Vergleich: Die Leistung der in den ersten sechs Monaten neu errichteten sechs Anlagen sowie der repowerten Anlage beläuft sich insgesamt auf 35 Megawatt.  


Die PEE BW fordert daher mehr Tempo. Die Landesregierung habe erste gute Schritte unternommen, so PEE-Geschäftsführer Jürgen Scheurer. Unter anderem habe die zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien eingerichtete Task Force und die Nachfolgeprozesse bis Mitte 2023 schon viele Hürden abgebaut. So wurden etwa die Genehmigungszeiten reduziert.

Nun seien die Regionalverbände und Kommunen am Zuge. Um den Windenergieausbau im Südwesten voranzutreiben, müssen künftig mindestens 1,8 % der Landesfläche als Vorrangflächen für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Das legt das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz des Landes fest. „Die 1,8 % der Fläche stellen ein Mindestwert dar. Mit Sicherheit brauchen wir deutlich mehr. Wichtig ist zudem, die windhöffigen Flächen auszuweisen“, erklärt Julia Wolf, Landesvorsitzende des Bundesverbands Windenergie in Baden-Württemberg.


Den Regionalverbänden kommt bei der Planung eine tragende Rolle zu. Sie definieren in Zusammenarbeit mit den Kommunen diese Vorranggebiete. Die Anhörungen laufen, bis Ende September 2025 müssen die Flächen feststehen. „Die Kommunen sollten nun ihren Teil dazu beizutragen und die Ausweisung von Flächen für Windkraftanlagen aktiv unterstützen, damit die Windenergie im Südwesten endlich vorankommt“, so Scheurer. Das heißt: Im großen Stil Windenergieanlagen errichten.

Bundesweit Bremsen für Zubau lösen

Auch der BWE und der VDMA Power Systems weisen erneut auf die notwendige Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte hin. Um die Komponenten der Windenergieanlagen möglichst reibungslos zu den Baustellen zu bringen, seien bundeseinheitliche Regeln nötig. Dazu gehöre Clusterung bei Fahrzeugen und Ladung, pragmatischer Umgang mit dem Start der Transporte, um Parkplätze zu entlasten oder bei der Schaffung von Behelfsabfahrten.

Außerdem gelte es, die Nutzung von Netzanschlusskapazitäten zu verbessern und somit die bereits existierende Netzstruktur effizienter zu nutzen. Die Maßnahmen müssten gleichzeitig durch Anreize zum Ausbau von Speichern sowie flexibel steuerbaren Verbrauchskapazitäten flankiert werden. Ein solches System würde einen dynamischeren Markt für flexiblere Systeme schaffen.

Auch müsse dringend beim Marktdesign nachgebessert werden, unter anderem für mehr Flexibilität durch Zubau von Speichern, Elektrolyseuren und gestärkte Sektorenkopplung. Die Prämisse muss sein: Was produziert wird, muss auch genutzt werden können. Ein flexibleres Netz sei dafür die Grundvoraussetzung.  

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