Im vergangenen Jahr 2024 sind in Deutschland drei solarthermische Großanlagen in Betrieb gegangen:
Ammerbuch-Breitenholz (Baden-Württemberg) mit 2045 qm Bruttokollektorfläche Vakuum-Röhrenkollektoren,
Sondershausen (Thüringen) mit 6.086 qm Bruttokollektorfläche Hochtemperatur-Flachkollektoren,
Häusern (Baden-Württemberg) mit 1.733 qm Bruttokollektorfläche Vakuum-Röhrenkollektoren.
Insgesamt sind damit Stand März 2025 61 solare Wärmenetze mit zusammengerechnet 173.275 qm Bruttokollektorfläche in Betrieb. Das entspricht ca. 121 MW solarer Leistung, teilt das Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme (Solites) mit.
Aufträge vergeben bzw. im Bau
Baden-Württemberg: Tübingen-Au, Jungnau, Schönwald, Bad Rappenau, Renquishausen
Bayern: Regensburg (Parkplatzüberdachung)
Hessen: Bracht, Edingen
Mecklenburg-Vorpommern: Stralsund
Niedersachsen: Steyerberg
Sachsen: Delitzsch, Leipzig, Dresden
Sachsen-Anhalt: Wolmirstedt
Schleswig-Holstein: Lübeck, Föhr
Diese Solarthermie-Anlagen werden nach Inbetriebnahme voraussichtlich 2026 weitere 193.108 qm Bruttokollektorfläche großflächige Solarthermie bereitstellen, womit sich die gesamt installierte Bruttokollektorfläche im Vergleich zum Jahr 2024 mehr als verdoppelt.
Dies ist zum großen Teil den neuen Großanlagen Leipzig (65.000 qm), Bad Rappenau (28.871 qm), Stralsund (24.361 qm), Steyerberg (13.700 qm) und Tübingen (12.172 qm) zu verdanken.
Jedes Jahr müssten 500.000 qm Bruttokollektorfläche Solarthermie neu in Betrieb gehen
Obwohl die genannte Verdoppelung der Bruttokollektorfläche sehr positiv ist, muss für das Gelingen der Wärmewende eine deutliche Beschleunigung in Anlagenprojektierung und -genehmigung erfolgen, fordert Solites weiter. Die o.g. Anlagen hatten zum Teil mehrere Jahre administrativen Vorlauf, wovon ein Großteil auf die Bereitstellung von geeigneten Flächen und Baurechtschaffung/Genehmigung entfällt.
Laut der Studie „Perspektive der Fernwärme“ (Prognos AG im Juni 2024) müssen im deutschen Fernwärmemix 2045 4 TWH/a Wärme durch Solarthermie bereitgestellt werden. Dies entspricht nur gut 2 % des deutschen Wärmebedarfs für Wärmenetze, bedeutet jedoch umgerechnet bereits rund 10 Mio. qm Bruttokollektorfläche. Um dies zu erreichen, müssten im Durchschnitt ca. 500.000 qm Bruttokollektorfläche Solarthermie jährlich in Betrieb genommen werden.
Hoffnung auf Einführung der kommunalen Wärmeplanung auf Bundesebene
Ob die abgeschlossenen Wärmeplanungen mit Solarthermie als Wärmelieferant für Wärmenetze schnell in die gebaute Realität umgesetzt werden können, hängt vor allem von den politischen Rahmenbedingungen der kommenden Bundesregierung und der Ausgestaltung der notwendigen Investitionsfördermittel ab. Da ist insbesondere die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) zu nennen, die nach heutigem Stand nur noch bis September 2028 läuft, schreibt Solites.
Ebenfalls in der kommenden Legislaturperiode wird die Umsetzung der europäischen Richtlinie REDIII stattfinden. Um den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv zu beschleunigen, müssen sogenannte „Beschleunigungsgebiete“ im deutschen Planungsrecht eingefügt werden. Erste Entwürfe sehen große Änderungen auf Ebene der kommunalen Flächennutzungsplanung vor: Solarenergie-Infrastrukturen und Wärmespeicher könnten zukünftig ohne Vorliegen eines Bebauungsplans umgesetzt werden.
Mit Hilfe der neuen Gebietstypen „Solarenergiegebiet“ und „Beschleunigungsgebiet“ (neue BauGB §§249b und c) könnte Baurecht gleich im Flächennutzungsplan geschaffen werden. Dies würde die Realisierung von großer Solarthermie für Wärmenetze deutlich vereinfachen, falls die Kommunen das neue planungsrechtliche Werkzeug nutzen.
Weitere Trends
Im außereuropäischen Ausland ist die verstärkte Nutzung konzentrierender Solarthermie (Concentrated solar thermal, CST) zu beobachten. CST nutzt meist gekrümmte Hohlspiegel, die mittels Motoren dem Sonnenstand folgen. So können die Kollektoren in der Leistung geregelt werden, in dem sie aus der Sonne gedreht werden oder dieser folgen. Die Wärme ist je nach Kollektortechnologie zwischen 50 und 800 Grad Celsius regelbar. Dadurch eignet sie sich grundsätzlich als Wärmeerzeuger für Wärmenetze oder für industrielle Prozesswärme.