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Wärmeversorgungskonzept

Hessisches Dorf baut riesiges Wasserbecken für eigene Solarthermieanlage

Die Uni Kassel hatte für Bracht das Wärmeversorgungssystem, bestehend aus solarthermischer Freiflächenanlage, Saisonalspeicher, Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk, Holzkessel und Pufferspeicher erstellt.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit großem Interesse schaut die Fachwelt derzeit auf das Dorf Rauschenberg-Bracht im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. In Zusammenarbeit mit der Universität Kassel baut die Energiegenossenschaft Solarwärme Bracht ein Wärmeversorgungskonzept mit einem großen Solarthermiefeld.

Bracht will Deutschlands erstes klimaneutrales Dorf mit Solarwärme aus 100 % erneuerbarer Energie werden, berichtete am Dienstag das ARD-Mittagsmagazin.

Auffälligster Teil des Projektes ist das 70 x 70 m große Erdbecken am Dorfrand. 27 Mio. Liter Wasser passen hier hinein. Es soll später 184 Haushalte mit Wärmeenergie versorgen, berichtet Helgo Schütze, Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft. Eine Kernarbeitsgruppe aus bis zu 15 Leuten kümmert sich um die Realisierung. Darunter sind Banker, Landwirte, Betriebswirte und Techniker, sagt Schütze.

Enormer bürokratischer Aufwand

Dass so ein Großprojekt aber nicht mal eben gebaut werden kann, schildert ein anderes Mitglied aus der Arbeitsgruppe. So sei die Bürokratie „wirklich herausfordernd“ gewesen. „Wir mussten zum einen die ganzen Gewerke über eine europäische Ausschreibung hier abarbeiten und zum anderen sind die ganzen bürokratischen Hürden mit den Behörden nicht zu unterschätzen. Da gibt es welche, die sind sehr kooperativ und es gibt andere, die tun sich nicht so leicht an.“

Der Weg dorthin war lang und steinig, erklärte Schütze schon im Juli 2024 der Zeitung HNA. „Wir haben 13 Angebotsanfragen rausgeschickt und nur Absagen bekommen. Wir hatten manchmal das Gefühl, wir schreiben Raketentechnik aus“, formulierte er damals das Problem, Firmen zu finden, die sich der bürokratisch aufwendigen und technisch anspruchsvollen Stahlarbeiten annehmen wollten.

Letztlich hatte sich das in Kirchhain ansässige Unternehmen STL dazu bereit erklärt, die Stahlarbeiten durchzuführen – und das auch zu den Preisvorstellungen der Energiegenossenschaft. Es habe Angebote gegeben, die bis zu drei Mal so teuer waren, sagte Schütze. Und den Zuschlag für die Heiztechnik sowie den Bau des Nahwärmenetzes hatte die Firma Viessmann Climate Solutions aus Waldeck-Frankenberg erhalten.

Das Gesamtprojekt hat nun ein Volumen von rund 16,3 Mio. €. 10,5 Mio. € entfallen auf die Technik zur Wärmeenergieversorgung und Wärmeverteilung über ein Nahwärmenetz. Die Kosten finanziert die Genossenschaft über drei Säulen: Einmal eine freie Finanzierung, wo auch das Kapital der Genossen drin ist. Die zweite Säule ist die KfW-Förderung und die dritte Säule sind Mittel aus dem europäischen Fördertopf.

Wie funktioniert die Technik?

Etwa 70 % der benötigten Wärme für die 184 anzuschließenden Haushalte kommen aus Sonnenenergie. Dafür wird ein Solarthermiefeld mit einer Größe von 23.500 Quadratmetern mit Flachkollektoren gebaut, berichtet die HNA. Auf dieser Fläche werden 855 Kollektoren dafür sorgen, dass an sonnenreichen Tagen Wasser in dem Erdbeckenspeicher erhitzt wird und die Brachter Haushalte mit Warmwasser versorgt.

Im ARD-Mittagsmagazin war die Rede davon, dass die Wassertemperatur auf bis zu 90 °C steigt. Möglich macht das eine mehrphasige Abdeckung. Auf dem Wasser liegt die Dichtungsbahn Floating Liner. Es folgen verschiedene Glasdämmstoffe und nach außen XPS, erklärt Schütze. In der kalten Jahreszeit oder an weniger sonnigen Tagen könne der Erdbeckenspeicher – wenn nötig über Wochen und Monate – warmes Wasser garantieren.

Ergänzend werden zwei Wasser-Wärmepumpen der Firma Carrier mit einer Leistung von je ca. 630 kW aufgestellt. Diese übernehmen weitere ca. 10 % der Wärmeversorgung. Für die Spitzenlast und Redundanz sorgt ein Biomassekessel mit 700 kW thermischer Leistung.

Wie die Technik im Detail funktioniert, lesen Sie hier auf der Seite der Genossenschaft

Der Anteil an der Wärmebereitstellung über Biomasse im Projekt wird nur noch ca. 20 % betragen, berichtete die HNA weiter. Das 8.800 m lange Nahwärmenetz mit Übergabestationen soll schließlich gut 180 kommunale, gewerbliche und private Gebäudeanschlüsse in Bracht einbinden.

Bereits in der Heiz-Saison 2025/2026 sollen die angeschlossenen Haushalte durch den Solarwärmespeicher geheizt werden.  

Leserstimmen

"16,8 Mio für 180 Haushalte sind über 80000€ pro Haushalt. Nicht gerade ein Schnäppchen." (Jörg Ullmann)

"Rechnet eigentlich irgendeiner der beteiligten solche Aktionen vorher durch??? Invest auf alle Anschlüsse aufgeteilt ergibt 88.000 € je Anschluß. Da kann eine Wärmepumpe vergoldet sein und ist bereits am Tag der Inbetriebnahme günstiger. Von laufenden Kosten und CO2 braucht gar nicht erst begonnen werden zu reden. Selbst mitten in der Stadt kommt eine Bohrung für Erdwärme billiger! Ging es hier nur um Zuschuß abgreifen? Die höhe dessen (absolut oder Prozentual) vermisse ich im Artikel." (Alois Riedl)

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