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EU verschärft Klimaziele: Was bedeutet das für Deutschland?

Der EU-Umweltrat hat das EU-Klimaschutzgesetz sowie das darin enthaltene neue Klimaschutzziel von 55 % weniger CO2-Emissionen bis 2030 beschlossen.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Europäische Union wird zum ersten Mal das rechtsverbindliche Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 gesetzlich festschreiben. Unter Leitung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze einigten sich die EU-Umweltminister gestern beim Umweltrat in Brüssel auf eine gemeinsame Position zum Europäischen Klimagesetz, die neben der Festlegung der Treibhausgasneutralität auch ein höheres Klimaziel für 2030 festlegt: Bis dahin sollen die Treibhausgasemissionen der EU um mindestens 55 % gegenüber 1990 sinken. Erreicht sind bislang 25 % Minderung, angestrebt wurde zuvor mindestens 40 % bis 2030.

Schulze lobt Abkommen

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„Diese Einigung ist ein wichtiges internationales Signal: Wir Europäer beweisen damit, dass wir das Pariser Klimaschutzabkommen ernst nehmen. Alle EU-Länder werden mehr tun als bisher“, sagte Schulze Auch Deutschland werde beim Klimaschutz mehr beitragen müssen als die bislang beschlossenen 55 % Treibhausgas-Minderung. In allen Bereichen würden jetzt zusätzliche energische Klimaschutzschritte folgen müssen: bei der Energiewende, im Verkehr und bei Gebäuden ebenso wie bei allen Industrieprozessen.

Der Rat der EU-Mitgliedstaaten wird das EU-Klimagesetz im Trilog mit EU-Parlament und EU-Kommission zügig weiterverhandeln. Finalisiert werden diese Gespräche dann wie vorgesehen unter portugiesischer Ratspräsidentschaft.

BEE kritisiert mangelhaftes nationales Ziel

Ganz so optimistisch sieht der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) die Vereinbarung nicht. „Nach Klimaschutzgesichtspunkten wäre eine Erhöhung des Ziels auf mindestens 60 % nötig gewesen. Immerhin wird die vereinbarte Hochstufung des Klimaziels nun rechtlich abgesichert und noch vor Jahresende als neue Verpflichtung unter dem Pariser Klimaabkommen an die Vereinten Nationen gesendet“, kommeniert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter das Abkommen.

Nicht nachvollziehbar sei hingegen, dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Anpassung der nationalen Klimaschutzziele angesichts der höheren EU-Vorgaben nicht für notwendig halte. „Ohne diese wird Deutschland die Einhaltung der neuen EU-Vorgabe noch weniger ernst nehmen. Selbst die Einhaltung des derzeitigen deutschen Klimaziels ist noch längst nicht sicher. Wie soll dann eine ambitioniertere Zielhöhe erklommen werden ohne ein höheres nationales Ziel?“, fragt Peter. Dazu gehöre auch, deutlich höhere Ausbaupfade für erneuerbare Energien für alle Sektoren festzulegen.

Mehr erneuerbare Energien nötig

Um ihren Ausbau endlich wieder auf Spur zu bringen und deutlich anzuheben, seien antreibende Ziele wichtig – sektorenspezifisch verankert im EEG für den Stromsektor, im Treibhausgasminderungsgesetz für den Verkehrssektor und einem deutlich ambitionierteren Ordnungsrahmen sowie CO₂-Preis im Wärmesektor. Außerdem müsste der Ausstieg aus den fossilen Energien – von Gas- und Ölheizung bis Verbrennerauto – mit Ausstiegsdaten versehen werden. In Betracht dessen sei die Vertagung der Erhöhung dieser Ziele im EEG 2021 auf das nächste Jahr umso bedauerlicher. „Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise, die nun auch zunehmend auf EU-Ebene anerkannt wird, ist das auf die lange Bank schieben der neuen Ausbaupfade völlig unangebracht“, kritisiert die Präsidentin.

Neue Kurzstudie zu den Auswirkungen

Welche Auswirkungen die verschärften Ziele auf die Energiewende in Deutschland haben, hat das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) untersucht. In einer Kurzstudie haben die Wissenschaftler eine Studie von Februar 2020 aktualisiert. Die darin betrachteten Transformationspfade für Deutschland wurden mit Blick auf eine Reduktion der deutschen CO2-Emissionen von 65% im Jahr 2030 und eine vollständige Klimaneutralität des Energiesystems im Jahr 2050 aktualisiert. Als zusätzlichen Aspekt fügten sie eine Untersuchung der Sensitivität für Importpreise grünen Wasserstoffs und synthetischer Brennstoffe hinzu.

Die Kurzstudie betrachtet hauptsächlich das Referenzszenario, um auf die durch die Zielverschärfung hervorgerufenen Veränderungen näher eingehen zu können. Die Studie nennt aber auch Korridore für den Ausbau einer Vielzahl von Technologien, die sich aus verschiedenen Szenarien ableiten lassen. Bei Photovoltaik und Wind ist bis zum Jahr 2030 ein jährlicher Zubau von 10 bis 14 GW bzw. 9 GW, notwendig, um genügend CO2-frei erzeugten Strom für Deutschland zur Verfügung zu stellen.

Fazit: Ziele sind zu erreichen

„Das Update unserer Energiewendestudie zeigt, dass das Erreichen der Klimaschutzziele, auch mit einer stärkeren Reduzierung der Treibhausgasemissionen als bisher angenommen, aus technischer und systemischer Sicht machbar ist, wenn auch mit größeren Anstrengungen“, sagt Dr. Christoph Kost, Leiter der Gruppe Energiesysteme und Energiewirtschaft und Autor der Kurzstudie. „Eine Zielverschärfung der energiebedingten CO₂-Emissionen führt zu einer höheren direkten oder indirekten Nutzung von erneuerbar erzeugtem Strom in den Verbrauchssektoren. Dies wiederum erfordert einen deutlich stärkeren Ausbau von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind und Sonne.“ Weiterhin zeige die Kurzstudie, dass der Ausbau fluktuierender erneuerbarer Energien einen starken Ausbau von Systemflexibilität bedingt.

Will man die Reduktion der CO₂-Emissionen um 65% bis 2030 erreichen, müssen beispielsweise im Mobilitätssektor batterieelektrische Fahrzeuge 30 bis 35% des Personenverkehrs ausmachen. In einem dann 2050 klimaneutralen Energiesystem werden nach der Studie neben dem PKW-Verkehr auch im Lastgüterverkehr nahezu keine konventionellen Verbrennungsmotoren mehr betrieben. „Wärmepumpen – eingesetzt in Haushalten oder zur Versorgung von Fernwärmenetzen – müssen ab sofort zu einer Schlüsseltechnologie für die Wärmeversorgung werden“, fasst Institutsleiter Prof. Dr. Hans-Martin Henning die Ergebnisse für den Gebäudesektor zusammen.

Detailliertere Ausführungen zu den zentralen Aussagen der neu gerechneten Transformationspfade der Energiewende in Deutschland sind auf der Website des Fraunhofer ISE zu finden.

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