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topplus Vielseitige Solarparks

Kombinierte Flächennutzung: Landwirtschaft und Photovoltaik

Agri-PV, Biodiversitäts-Solarparks und weitere Möglichkeiten waren gestern Thema einer Gesprächsrunde der Stiftung Umweltenergierecht, bei der auch Kritik an Bioenergie geäußert wurde.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien ist auch eine Landnutzungswende. Denn für Wind-, Solar- und Bioenergie werden geeignete Flächen in erheblichem Umfang benötigt. Darum wird Fläche zurecht als die neue Währung der Energiewende bezeichnet. In einem dicht besiedelten Land wie Deutschland sind diese ein knappes Gut, um das verschiedene Nutzungsinteressen konkurrieren. Daher gibt es verschiedene Ansätze für die Mehrfachnutzung wie Agri-Photovoltaik oder Biotop-Solarparks.

Wo wir dabei heute stehen, wie die Praxis aussieht und welche Hürden und Hemmnisse die Politik auferlegt, zeigte ein Gespräch der Stiftung Umweltenergierecht gestern. Dabei diskutierten online fünf Experten zu dem Thema. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Aussagen und Statements zusammengefasst.

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Einheitliche Standards für Biotop-Solarparks

Dr. Elke Bruns, Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende: „Für den Ausbau der Photovoltaik sollten wir uns prioritär auf Dachflächen konzentrieren. Das Motto muss heißen: Gebäude first. Wir brauchen aber auch in erheblichen Umfang Freiflächenanlagen, um die Klimaziele zu erfüllen. Neben dem Klimaschutz sollten wir die Biodiversität im Blick haben. Eine gute Möglichkeit sind Solarparks kombiniert mit extensiver Landwirtschaft. In dem Zusammenhang begrüßen wir Agri-Photovoltaik oder Biotopsolarparks. Aber eine Artenvielfalt entsteht nicht per se unter den Modulen. Hier brauchen wir bundeseinheitliche Standards und Anforderungen für die Solarparks. Damit konventionelle Solarparks statistisch nicht als Siedlungs- und Verkehrsflächen zählen, sollten sie allerdings dann auch bestimmte Anforderungen, z.B. maximale Überdeckung und Lebensraumqualität, erfüllen.“

Rote-Liste-Arten unter Modulen

Jess Jessen, Geschäftsführer der Osterhof GmbH & Co. KG (Galmsbüll, Schleswig-Holstein): „Wir haben auf einigen hundert Hektar Solarparks umgesetzt. Dabei setzen wir auf mehr Platz bei der Aufständerung, um insektenfreundliche Blühmischungen anzubauen oder Heu ernten zu können. Wir haben kürzlich auch ein Projekt auf einem wiedervernässten Moor umgesetzt. Biodiversität und Solarstromerzeugung geht wunderbar auf einer Fläche, wir haben von einem Biologen bestätigen lassen. So gibt es auf unseren Flächen bis zu 40 Rote-Liste-Arten. Daher halten wir es für eine falsche Strategie des Bauernverbandes, der die Flächen allein für die landwirschaftliche Produktion reservieren will. Die Solarstromerzeugung mit Artenvielfalt ist zudem nicht teurer als bei herkömmlichen Parks, da wir Kosten sparen wie für das regelmäßige Mähen. Kritisch sehen wir, dass man für 2 ha Solarpark 4 ha Ausgleichfläche benötigt. Das kann auf der gleichen Fläche passieren. Wir brauchen im Energierecht eine eigene Kategorie für Biodiversitäts-Solarparks, z.B. im EEG bzw. bei den Ausschreibungen.“

Kritik an Biokraftstoffen

Dr. Fabio Longo, Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Energierecht bei der Kanzlei Karpenstein Longo Nübel (KLN) und Vizepräsident der Vereinigung Eurosolar: „Neben dem Naturschutz gibt es viele Gründe, warum Gebäude zur Energieerzeugung genutzt werden sollten. Gebäude verbrauchen Energie, die sie selbst erzeugen könnten. Die Schutzfunktion des Daches wird mit der Solarstromerzeugung nicht eingeschränkt. Als Sofortmaßnahme nach der Bundestagswahl sollte die Bundesregierung sollte keine PV-Pflicht einführen, aber stärkere Anreize zur Installation einer Solaranlage setzen.

Dazu gehört das Einfrieren der EEG-Vergütung von Mitte 2021 für mindestens ein Jahr. Dann könnten sich die Märkte wieder erholen. Eine PV-Pflicht durch den Bund muss länger vorbereitet werden. Und wir sollten auch Parkplatzüberdachungen einbeziehen zur Energieerzeugung. Bei der Flächenkonkurrenz sollte die Politik dagegen den ineffizienten Anbau von Energiepflanzen zur Biokraftstofferzeugung für Kraftfahrzeuge abschaffen, für Flugzeug- und Schiffskraftstoffe können Biokraftstoffe eine Zukunft haben. Stattdessen sollten die Fläche bienenfreundlich für den effizienteren Anbau für Biogas sowie mit Solarparks zur Energieerzeugung und der Strom für die Elektromobilität genutzt werden. Die Beimischung von Biokraftstoffen zu Diesel und Benzin ist völlig aus der Zeit gefallen.“

Agri-Photovoltaik hat viele Vorteile

Stephan Schindele, Leiter Agri-PV bei BayWa r.e.: „Bei der Agri-Photovoltaik können wir mit lichtdurchlässigen Modulen das Sonnenlicht doppelt nutzen: Zur Solarstromproduktion und zur Photosynthese der Pflanzen. Wir haben sehr gute Erfahrungen von Agri-PV im Beerenanbau gemacht. Wir sehen die landwirtschaftliche Produktion immer als primär an, die durch die Solarstromproduktion unterstützt wird. Es gibt viele Vorteile, nicht nur bei der Schutzfunktion. Im Obstbau müssen Schutzfolien etwa alle sieben Jahre erneuert werden, was Müll verursacht. Da Solarmodule eine Lebensdauer von ca. 30 Jahren haben, sparen wir also erhebliche Mengen ein. Dazu kommt, dass wir mithilfe der Module Regenwasser zur Bewässerung auffangen und speichern können. Werden Agri-PV-Anlagen bzw. Solarparks mit Speichern kombiniert, können wir pro Fläche deutlich mehr Strom erzeugen als mit Biogasanlagen. Daher müssen wir genau überlegen, wie wir die bestehenden 9000 Biogasanlagen sinnvoll zur Energieproduktion einsetzen können. Für mehr Agri-PV-Anlagen muss die Bundesregierung die Ausschreibungsmengen in den Innovationsausschreibungen deutlich erhöhen und dafür sorgen, dass Landwirte für diese Anlagen weiterhin die Flächenbeihilfe erhalten. Dafür plädieren wir für eine Anpassung der Direktzahlungsdurchführungs-Verordnung.“

Wind- und Solarparks als Hybrid

Manuela Nissen (Business Development Management von Wind-PV-Hybridanlagen bei BayWa r.e. Solar Projects): „Mit der Kombination von Windenergie und Photovoltaik auf einer Fläche können wir den Netzanschlusspunkt besser auslasten. Wenn es die rechtlichen Rahmenbedingungen zulassen, können wir ihn überbauen. Interessant ist das für die Nachrüstung von bestehenden Windparks durch Solarmodule oder auch für den Neubau von Hybridanlagen. Von der Politik wünsche ich mir, dass wir bessere Rahmenbedingungen für diese Anlagen bekommen.“

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