Seit 2017 weichen die Leistungen von Solarmodulen auffällig oft von den Herstellerangaben ab. Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sind die Angaben im Schnitt 1,3 % zu hoch. Das haben systematische Nachmessungen von mehr als 70.000 Solarmodulen ergeben.
Alle rechnen mit den Herstellerangaben
Wenn es um Solarenergie geht, ist die Leistung der einzelnen Photovoltaikmodule eine wichtige Kenngröße. Sie verrät unter anderem, welche Fläche man benötigt, um bei gegebener Sonneneinstrahlung die gewünschte Strommenge zu erhalten, so das Institut weiter.
Bis 2016 hätten die Abweichungen zwischen Herstellerangabe und tatsächlicher Leistung der Solarmodule auch noch im üblichen Bereich gelegen. Im Schnitt unterschieden sich die Messwerte um rund 0,6 % von den Angaben, häufig war die gemessene PV-Leistung sogar höher als angegeben.
Doch ab 2017 zeigt sich eine Trendumkehr: Die ab dann überprüften Photovoltaikmodule haben größtenteils eine geringere Leistung als offiziell angegeben, wie die Forscher ermittelten. „Für das Jahr 2023 gipfelte das in einer negativen Abweichung zwischen Herstellerangabe und unserer Überprüfung von etwa 1,3 %. Eine positive Abweichung wurde so gut wie nicht mehr beobachtet, berichtet ISE-Forscher Daniel Phillip. „Im Jahr 2024 beobachten wir eine leichte Trendwende, aber immer noch im Mittel starke negative Abweichungen von 1,2 %.“
Minderleistung summiert sich
1,2 % klingt nach nicht viel, ist aber deutlich mehr als über normale Messabweichungen erklärbar, wie die Forscher erklären. Hinzu kommt, dass sich diese Minderleistung summiert. „Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 % einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024“, erklärt Philipp.
Anders ausgedrückt: Die im Jahr 2024 wegen der fehlerhaften Angaben weniger installierte und erzeugte Strommenge entspricht der Nennleistung eines der größten Solarparks in Deutschland. Ob die Hersteller die Leistungen ihrer Solarmodule absichtlich schön rechnen oder ob es sich um ein Versehen handelt, ist bislang offen. „Die Erkenntnisse machen aber deutlich, wie wichtig eine verlässliche, kontinuierliche und unabhängige Infrastruktur zur Qualitätsüberprüfung von PV-Modulen ist“, sagt Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE.