Die Betreibergesellschaft der Naturwertstoffanlage in Nordvelen hat am Dienstag (15.12.2020) einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt. Am Montag hatte die Geschäftsführung die Gesellschafterversammlung über diesen Schritt informiert, teilt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) mit. Bei den Kommanditisten handelt es sich um Landwirte aus dem Kreis Borken.
"Ein schwerer Schlag"
In einer ersten Reaktion auf die Nachrichten aus Nordvelen sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier: „Dies ist ein schwerer Schlag, zumal in einer Zeit, die für unsere Betriebe auch in vielerlei anderer Hinsicht bedrückend ist. Den grundsätzlichen Ansatz der Anlage halten wir als WLV weiterhin für richtig, denn wir müssen als Landwirtschaft Lösungen entwickeln, um die Umweltauswirkungen unserer Tierhaltung zu verringern und dadurch deren Zukunftsfähigkeit verbessern.“ Die Insolvenz der NDM, die ein innovativer Teil zur Lösung dieser schwierigen Aufgaben sein sollte, sei daher ein Rückschlag.
Ludger Schulze Beiering, WLV-Kreisverbandsvorsitzender in Borken, hat das Projekt von Anfang an begleitet: „Ich hoffe jetzt auf eine Fortführung des grundsätzlichen Ansatzes für ein verbessertes Nährstoff- und Immissionsmanagement in der Region und würde es begrüßen, wenn ein Investor das bestehende Konzept weiterentwickeln und die Anlage unter geänderten Vorzeichen fortführen würde."
17 Mio. € investiert
Die NDM ist alleiniger Projektträger und Betreiber der Naturwertstoffanlage in Nordvelen. Die Betreibergesellschaft wurde 2013 gegründet und hat 90 Gesellschafter – ausnahmslos Landwirte aus dem Kreis Borken. Einer Mitteilung der NDM aus Dezember 2019 zufolge wurden am Standort bis dato 17 Mio. € investiert. Die Anlage ist darauf ausgelegt, 200.000 m³ Gülle pro Jahr zu marktfähigen Wertstoffen aufzubereiten, die den Nährstoffkreislauf der Region entlasten. Der Ansatz wurde bundesweit von verschiedenen Seiten als vielversprechend bewertet zur Lösung von Herausforderungen in der Landwirtschaft – vor allem hinsichtlich Wasserschutz, Klimaschutz und einer erhöhten Vermarktungsfähigkeit von Nährstoffen durch Hygienisierung. Auch im Zuge der Regionale 2016 wurde das Forschungsprojekt als modellhaft herausgestellt und mit dem A-Stempel, der höchsten Bewertung, ausgezeichnet.