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Neue Forstgesetze: Bürokratiemonster im Energieholzmarkt?

Zahlreiche Verbände und Experten fordern beim 24. Fachkongress Holzenergie weniger Regulierung und mehr Rückendeckung für die Holzenergie als wichtige Alternative zu fossilen Rohstoffen.

Lesezeit: 6 Minuten

Ohne einen nachhaltigen Ausbau der modernen Holzenergie kann der Klimaschutz nicht gelingen. „Damit die Holzenergie ihre Potentiale für Energie- und Wärmewende heben kann, braucht die Branche langfristige Planbarkeit, ein klares politisches Bekenntnis pro Holzenergie und eine Begrenzung der bürokratischen Auflagen und Anforderungen." Mit diesen Worten eröffnete der Vorsitzende des Fachverbandes Holzenergie, Artur Auernhammer, am Montag, 23. September, den 24. Fachkongresses Holzenergie in Würzburg.

Kritik am Umweltbundesamt

Auernhammer kritisierte das Umweltbundesamt (UBA) scharf, das in seinem online CO₂-Rechner vor einigen Wochen einen Emissionsfaktor für Holzenergie eingeführt hat: „Das UBA verhindert Klimaschutz, wenn es den Klimanutzen von Holz als nachhaltigem erneuerbaren Energieträger schlecht rechnet und mit fossilen Energieträgern gleichsetzt. Die Vorgehensweise ist unseriös und dient letztlich den Öl- und Gaskonzernen, die sich durch die Diskreditierung des erneuerbaren Wärmeträgers Nummer eins über eine schleppende Wärmewende und weiter stabile Öl- und Gasverkäufe freuen können.“

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Zum Glück habe das Bundeswirtschaftsministerium klargestellt, dass es keinen CO₂-Preis auf Holzenergie geben wird. Jetzt müsse das UBA nachziehen und seinen CO₂-Rechner korrigieren. Auernhammer verwies auch darauf, dass in allen relevanten Gesetzen auf EU- und Bundesebene klar geregelt sei, dass Holz als erneuerbare Energie gelte und das UBA hier im offenen Widerspruch stehe. 

Viel Bürokratie

Neben dem Klimanutzen von Holzenergie stellte Auernhammer die zunehmende Belastung der Branche durch Bürokratie und Auflagen heraus. Er verwies auf die kürzlich veröffentlichte Branchenumfrage des FVH, in der über die Hälfte der Befragten Bürokratie und Genehmigungsverfahre als Hemmnisse nannten. „Die Regelungs- und Auflagendichte für die Holzenergie ist bereits hoch und wächst stetig. Bei anstehenden Gesetzesvorhaben muss deshalb Maß und Mitte gehalten werden und eine praxistaugliche und unbürokratische Umsetzung im Vordergrund stehen.“

Eine wirtschaftlich erfolgreiche Energiewende brauche Unternehmen, Kommunen und Bürger, die Projekte umsetzen und nicht im Papierkram untergehen. „Es darf nicht sein, dass wir Klimaschutz und Ausbau der Holzenergie durch übermäßige Bürokratie abwürgen“, so Auernhammer. Als aktuelle Beispiele, bei denen er auf eine unbürokratische Umsetzung pochte, nannte Auernhammer die nationale Umsetzung der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU (RED III) und die Überarbeitung der Fernwärmeverordnung. 

Wald muss produktiv bleiben

Mit Blick auf die Diskussionen zur Überarbeitung des Waldgesetzes oder die Erarbeitung einer nationalen Biomassestrategie machte Auernhammer deutlich, dass die produktive Nutzung des Waldes und des Holzes überhaupt erst die Voraussetzung schaffe, damit Deutschland die Transformation zur Bioökonomie leisten könne. „Der Klimawandel ist bereits Realität und die nachhaltige, produktive Waldnutzung ist unser bester Verbündeter beim Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas sowie anderen fossilen Ressourcen. Wer in der aktuellen Lage von weniger Wald- und Holznutzung spricht, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, mahnt er. 

Als weitere Forderung nannte der BBE-Vorsitzende langfristige Planbarkeit und ein starkes politisches Bekenntnis zur Holzenergie: „Holzenergie ist der Schlüssel für die Wärmewende in Deutschland“, erklärte Auernhammer. „Zwei Drittel der erneuerbaren Wärme stammen aus Holz. Wir brauchen es dringend, wenn wir das Ziel Klimaneutralität erreichen wollen. Für die Branche ist deshalb ein klares politisches Bekenntnis wichtig, damit Investitionen und Innovationen in Schwung kommen.“

Methodisches Vorgehen?

„Wir brauchen für den Klimaschutz vitale Wälder. Mit den Plänen zur Stilllegung stellen wir genau das infrage“, kritisiert auch Prof. Andreas Bitter, Präsident des Verbandes „AGDW – Die Waldeigentümer“. Bei höheren Vorräten sinke Vitalität und damit auch die Permanenz der CO₂-Bindung. Bitter sieht den Widerspruch zwischen Klimaschutz und Naturschutz: „Mit möglichst viel Nadelholz mit seiner hoher Zuwachsleistung und einer entsprechenden Verwendung in langfristigen Produkten hätten wir den optimalen Weg für einen maximalen Klimaschutz. Stattdessen sollen wir Klimaschutz nicht gegen Naturschutz ausspielen – ein faktischer Irrweg.“

Bitter sieht in vielen Verordnungen und Gesetzesvorhaben auf EU- und Bundesebene ein taktisches Vorgehen von bestimmten Gruppen, um den Wirtschaftswald zum naturnahen Forst zu entwickeln. Dazu zählt er u.a. die Wiederherstellungsverordnung, die Entwaldungs-verordnung (EUDR) oder das Bundeswaldgesetz. Überall seien neue Reglementierungen enthalten, die in den Betrieb der Forstwirte eingreifen sollen. Dazu zählt u.a. ein Waldmonitoring mit teilweise wöchentlichen Betriebspflichten für den Waldbesitzer.„Die Bedeutung dieser riesigen Datenmenge auf EU-Ebene ist völlig unklar“, kritisiert er.

Oder nach dem Bundeswaldgesetz (§40a) soll die zuständige Behörde Holzeinschlagsmaßnahmen verbieten können, soweit ein öffentliches Interesse besteht. Zudem soll vorgeschrieben werden, dass nur noch heimische Baumarten zu verwenden seien. „Unsere Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels ist nicht primär die Naturnähe, sondern Vielfalt. Wir brauchen mehr Baumarten und auch Arten, die ein höheres Potenzial an Resilienz mit sich bringen“; betont er.

„Wir haben zu 99 % in Deutschland und Europa Wirtschaftswälder, die die Vielfalt der Ökosystemleistung auf Basis einer regelmäßigen und nachhaltigen Bewirtschaftung erbringen und nicht dadurch, dass wir einfach nur Prozesse der natürlichen Waldentwicklung beobachten. Wir brauchen ein Reset für die die europäische Forstpolitik“, fordert er

Bayern steht zum Holz

Der „Pakt Holzenergie Bayern“ bietet für Bayern bereits die politische Unterstützung, die auf Bundesebene noch fehlt. Hubert Aiwanger, bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, betonte in seiner Rede: „Nutzung von Biomasse ist praktizierter Klimaschutz. Brennholz verdrängt Erdöl und Frackinggas, ein Ster Brennholz ersetzt 120 Liter fossiles Heizöl.“

Es sei höchste Zeit, dass die Bundesregierung ihre ideologische Biomassefeindlichkeit endlich aufgebe und Planungssicherheit für die Holzenergie herstelle anstatt mit Debatten über CO₂-Abgabe für Brennholz und anderem ständig gezielt zu verunsichern, was am Ende zu einem Rekordeinbau von Öl- und Gasheizungen geführt habe. „Alle paar Wochen kommt eine neue Störmeldung, dazu Auflagen, Steuern und Abgaben mit dem Ziel, die Branche zu verunsichern“; kritisiert er.

Die Bayerische Staatsregierung hat zur Förderung der Holzenergie mit acht Partnern aus dem Bereich der Waldbesitzer, der Forstwirtschaft, der Städte und Gemeinden und der Energieholzbranche den Pakt Holzenergie Bayern geschlossen. Angesichts immenser Holzvorräte und wachsender Holzverfügbarkeit packten die Partner gemeinsam an. „Wir müssen die Holzenergie genau dort weiterentwickeln, wo der Nutzen am größten ist – zum Beispiel zur Versorgung von Wärmenetzen, in modernen Zentralheizungen oder für die Erzeugung von Prozesswärme. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Pakt Holzenergie Bayern Vorbild für weitere Initiativen auf Länder- und Bundesebene wird, damit wir der Holzenergie den notwendigen Rückenwind geben können.“ Es seien Zeichen nötig, damit die Holzbesitzer aktiv bleiben, ansonsten drohe eine „Holzverfaulzukunft“.

Der Kongress

Der vom Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie e.V. und der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) veranstaltete 24. Fachkongress Holzenergie steht in diesem Jahr unter dem Motto „Moderne Holzenergie: Die Potenziale heben!“. Der Kongress findet vom 23. bis 24. September 2024 im Congress Centrum in Würzburg statt. Sechzig Redner stellen den aktuellen Stand der Holzenergie dar und diskutieren gemeinsam mit Experten und Vertretern aus Politik, Praxis und Wissenschaft über Weiterentwicklungen und die Zukunft der Branche. Der Fachkongress Holzenergie bietet zudem einen breiten Raum für den Erfahrungsaustausch und das Netzwerken. Weitere Informationen zum Kongress erhalten Interessierte unter www.fachkongress-holzenergie.de

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