Die Schmidmeier NaturEnergie GmbH hat sich auf die Versorgung von Produktionsprozessen mit Heißwasser, Dampf und Wärme aus Biomasse spezialisiert. In diesem Jahr hat die Firma das Beratungsunternehmen Technologica übernommen und ergänzt damit ihr Portfolio um ein Dienstleistungsangebot vom Brennstoffversorgungskonzept bis hin zur Erfüllung gesetzlicher Auflagen. Wir sprachen mit Technologica-Gründer Dr. Rainer Schrägle über aktuelle Herausforderungen bei der Biomasseversorgung und der Ascheverwertung.
Das Thema Holzenergie ist politisch derzeit genauso schlecht angesehen wie die Produktion von Biogas. Wie wirkt sich das auf den Markt aus, gibt es überhaupt noch Interesse an Biomasseanlagen?
Schrägle: Trotz der mangelnden Rückendeckung durch die Politik ist das Thema bei den Betreibern nach wie vor relevant. Dort, wo Industrieunternehmen oder Kommunen CO₂ reduzieren und Brennstoffkosten einsparen können, bleibt Holz interessant. Biomasse ist auch gerade wegen der jetzt überall startenden kommunalen Wärmeplanung ein weiter gefragter Rohstoff. Und auch in der Industrie bietet sie die Möglichkeit, die nötige Prozesswärme zur Verfügung zu stellen. Was wir immer wieder feststellen bei vielen Strategien oder Aussagen: Die Politik vernachlässigt viele Potenziale.
Welche sind das?
Schrägle: Immer wieder wird die Biomasse Holz auf Waldholz reduziert. Aber es gibt komplette Stadtwerksanlagen, die ausschließlich mit Straßenbegleitgrün versorgt werden. Oder Holz aus den Streuobstwiesen meiner Heimat in Baden-Württemberg: Auch damit werden kleine kommunale Anlagen zur Versorgung von Wärmenetzen befeuert. Es handelt sich um nachhaltige Brennstoffe, die bei der Pflege regelmäßig anfallen und verwertet werden müssen. Auch im Altholzmarkt werden mit dem Wegfall der EEG-Förderung zusätzliche Potenziale frei.
Welche aktuellen Verwertungsmöglichkeiten gibt es für Holzasche aus Biomassekesseln?
Schrägle: Hier müssen wir unterscheiden zwischen Asche von naturbelassenem Holz und von Altholz. Bei Waldholzasche haben wir inzwischen das RAL-Gütezeichen Dünger und Düngemittelausgangsstoff. Die Nachfrage nach Asche, die nach dem Gütezeichen zertifiziert wurde, steigt aus der Land- und Forstwirtschaft und ist mittlerweile sogar höher als die Menge an anfallender Asche. Gerade im Forst ist sie beliebt, weil eine Ertragsdüngung nicht erlaubt ist und man Nährstoffe wie Kalium oder Phosphat nur über die Asche zurückführen kann. Kalium hilft beispielsweise, die Bäume vor Hitzestress zu schützen.
Was kann man mit Asche aus Altholzanlagen machen?
Schrägle: Sie lässt sich im Baubereich einsetzen. So gibt es ein Projekt, bei dem die Asche für Beton beim Bau von Autobahnbrücken eingesetzt wird. Früher hat man Asche aus Kohlekraftwerken verwendet, aber die wird es bald nicht mehr geben. Hier kommt daher Holzasche neu ins Spiel.
Welche aktuellen rechtlichen Vorschriften nehmen Einfluss auf die Verwertung, auf was müssen Heizwerkbetreiber achten?
Schrägle: Im Düngemittelbereich haben wir zwei Regelwerke: Die Europäische Düngemittel-Verordnung, die aber noch nicht so stark angewendet wird, und die Deutsche Düngemittelverordnung. Die Naturholzaschen mit den Mindestbestandteilen an basiswirksamen Bestandteilen von 15 % erfüllen deren Vorgaben sehr gut. Da ist die Hauptschwierigkeit dagegen ist, dass in den Heizwerken die Behandlung der Aschen nicht mit vorgesehen ist. Es verursacht aber einen großen Genehmigungsaufwand, wenn man die Asche vom Heizwerk zur Weiterverarbeitung transportieren muss, um zu zerkleinern und zu sieben. Darum weisen wir die Investoren immer wieder darauf hin, dass sie die Ascheverwertung schon in der Planung mitberücksichtigen. Dazu gehört ausreichend Lagerkapazitäten und eine einfache Absiebung.
Wie ist der Stand bei der Verwertung als Dünger bzw. zum Humusaufbau ähnlich der Pflanzenkohle?
Schrägle: Wir haben selbst mit Partnern und der Bundesgütegemeinschaft Holzasche schon vor rund zehn Jahren Versuche durchgeführt, um CO₂ in Asche zu binden. Damals war die CO₂-Bindung nicht das Ziel, sondern es ging darum, wasserlösliche Schadstoffe wie Blei in wasserunlösliche Carbonate zu überführen. Wir greifen den Themenkomplex jetzt wieder auf. Das Thema CO₂-Bindung wird wichtiger.
Welche Beratungsdienstleistung bietet die Technologica seit der Übernahme jetzt an?
Schrägle: Dazu gehören Brennstoffverfügbarkeitsgutachten, unterschiedliche Schulungsformate zum Betrieb und zur Ver- und Entsorgung von Biomasseheizkraftwerken sowie die Qualitätssicherung von Lieferanten, Industrieunternehmen und Kommunen. Zudem bieten wir potenziellen Biomasseheizwerkbetreibern einen begleiteten Zugang zum Holzmarkt. Denn viele haben beim Umstieg von Gas auf Holz vorher noch nie damit zu tun gehabt. Das betrifft die Lieferantenauswahl genauso wie die Vertragsgestaltung oder eine Abschätzung der regionalen Holzpotenziale. Zudem übersetzen wir politische Vorschriften in die Praxis, helfen beim nationalen CO₂-Zertifikatehandel und der Nachhaltigkeitszertifizierung gem. der RED III (European Renewable Energy Directive).
Bundesweiter Holzenergiekongress
Am 23. und 24. September findet in Nürnberg der 24. Fachkongress Holzenergie statt. Der Kongress startet mit zwei Sessions und einer Podiumsdiskussion rund um die Potenziale, Perspektiven und Rahmenbedingungen der Holzenergie. In der ersten Session „Moderne Holzenergie: Die Potenziale heben!“ tragen Referenten aus Politik, Wissenschaft und der Verbändewelt vor. Die zweite Session befasst sich anschließend mit Holzenergie im Kontext rechtlicher, gesellschaftlicher und forstwissenschaftlicher Rahmenbedingungen. Im Anschluss folgt die Podiumsdiskussion „Quo vadis Holzenergie?“ über Potenziale, Perspektiven, Chancen und Herausforderungen der Holzenergie. Weitere Infos: www.fachkongress-holzenergie.de