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topplus Großspeicher im Kommen

Neues Geschäftsmodell: „Mit Batterien lässt sich künftig Geld verdienen“

Der deutsche Energiemarkt steht im Umbruch. Daraus ergeben sich neue Chancen, sagt das Batteriespeicher-Unternehmen Terra One im Interview mit top agrar.

Lesezeit: 5 Minuten

Terra One will mit Hilfe von KI-optimierten Batteriespeichern an Netzknotenpunkten die Energiewende in Deutschland vorantreiben. Dafür bezieht das Unternehmen den Strom zu Volllastzeiten aus dem Stromnetz und speist diesen bei hoher Nachfrage wieder in das Netz ein. Eine weitere Anwendung ist die Bereitstellung von Regelenergie, mit der Frequenzschwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden und sich ein positiver Effekt für die Netzstabilität ergibt. Wir sprachen mit dem Abteilungsleiter der Flächenakquise Marvin Neumann über Details und konkrete Anwendungsfälle für Landwirte und Energieparkbetreiber. 

Was ist das Besondere an Ihrem Batteriespeicher?

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Neumann: Wir planen Speicherprojekte ab 30 Megawattstunden bis hoch zu mehreren Hundert Megawattstunden. Unser Prozess beginnt mit der Flächenakquise und begleitet das Projekt über Planung, Bau und die gesamte Lebensdauer des Speichers.  Ein besonderer Fokus liegt auf der Vermarktung des Stroms. Unser Team aus Software-Ingenieuren hat dafür einen KI-basierten Algorithmus entwickelt. Als lizenzierter Akteur treten wir an der deutschen und europäischen Strombörse als Händler auf. Hinzu kommt, dass wir mit unseren Speicherprojekten Flächen wirtschaftlich nutzbar machen können, die sich landwirtschaftlich nicht optimal nutzen lassen.

 Welche Flächen sind aus Ihrer Sicht geeignet?

Neumann: Aufgrund des relativ geringen Platzbedarfs von ca. 1500 bis 2000 m2 für ein 30 MWh-Projekt eignen sich Flächen in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Umspannwerken sowie an den Netzverknüpfungspunkten von Wind- und Solarparks. Außerdem sind für uns Flächen, welche direkt an einer 110 kV- oder sogar 380 kV-Leitung liegen, für größere Projekte in der Hochspannung interessant.

Was hätte ein Parkbetreiber davon, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?

Neumann: Der Anschluss eines Batteriespeichers an vorhandene Netzanschlüsse von Wind- und PV-Projekten bietet den Eigentümern dieser Projekte eine interessante zusätzliche Einnahmequelle durch Einmalzahlung oder jährliches Nutzungsentgelt, wobei die Energieanlage jederzeit Priorität bei der Einspeisung behält.

Wie können Landwirte davon profitieren?

Neumann: Grundsätzlich kann jeder Flächeneigentümer von einer Zusammenarbeit profitieren. Wegen des geringen Flächenbedarfs und der flexiblen Anordnungsmöglichkeiten der Speicher lassen sich auch für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung ungünstig geschnittene Flurstücke gewinnbringend nutzen.

Wir können auch Landwirte, die selbst einen Energiepark betreiben, bei der Vermarktung des erzeugten Stroms unterstützen und über zusätzliche Einnahmen durch einen gemeinschaftliche Nutzung des Netzverknüpfungspunktes generieren.

Speichern Sie nur Strom aus Erneuerbare-Energie-Anlagen?

Neumann: In der Regel beziehen wir den Strom aus dem Netz. Dieser ist rechtlich als Graustrom definiert. Dabei nutzen wir die Schwankungen in der Produktionsleistung der erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen und die damit verbundenen Preisschwankungen am Strommarkt aus.

Die Vermarktung läuft im Großhandel direkt über die europäische Strombörse EPEX/EEX aus Leipzig, an welcher wir lizenzierter Marktteilnehmer sind. Bilanziell sind unsere Speicher getrennt von EE-Anlagen, um den Verlust der EEG-Umlage für die EE-Anlage zu verhindern.  Eine weitere Erlös-Komponente ist das Angebot von Regelenergie zur Frequenzhaltung im Stromnetz. Auch hierfür sind Batteriespeicher sehr gut geeignet, weil sie sich sehr schnell regeln lassen.

Wie legen Sie die Speichergröße fest?

Neumann: In der Mittelspannung realisieren wir Projekte in der Größenordnung 15 bis 20 MW. In der Hoch- und Höchstspannung sind es 80 bis 800 MW. Dabei werden unsere Systeme grundsätzlich immer in Zwei-Stunden- oder Vier-Stunden-Konfiguration ausgelegt. Das heißt, der Speicher hat eine Kapazität, mit welcher er 2 bzw. 4 Stunden lang unter Volllast ins Netz einspeisen könnte. Um die Größenordnung einmal einzuordnen: Eine Kleinstadt mit 5.000 Haushalten hat typischerweise eine Gesamtanschlussleistung von weniger als 100 MW für Privathaushalte. Selbst unsere kleineren Speicher in der Mittelspannung sind somit bereits eine sehr wertvolle Bereicherung der lokalen Energieinfrastruktur.

Inwieweit hilft die Künstliche Intelligenz beim Lademanagement?

Neumann: Unsere Software hilft uns dabei, Strom je nach Börsenstrompreis bzw. Bedarf am kurzfristigen Strommarkt (Day-ahead oder Intraday) zu kaufen oder zu verkaufen. Die Künstliche Intelligenz greift dabei nicht nur auf die Strompreise zurück, sondern bezieht auch Faktoren wie die Wettervorhersage ein, um die Wind- oder Solar-Stromproduktion am Folgetag abschätzen zu können. Die Software be- und entlädt die Batterien vollständig automatisiert und vermarktet den Strom direkt über die europäische Strombörse.

Immer wieder beklagen Speicherhersteller bzw. -anwender die unpassenden Rahmenbedingungen, weil Speicher z.B. als Letztverbraucher angesehen werden und bei der Vermarktung von Strom sowohl beim Ein- als auch Ausspeichern alle Umlagen und Abgaben anfallen. Wie bewerten Sie das Problem und wie ließe es sich lösen?

Neumann: Der benötigte massive Ausbau der Speicherkapazitäten rückt derzeit verstärkt in den Fokus der Regierung und Regulatoren. Dies liegt unter anderem an der enormen Verschwendung an Erneuerbarer-Energieerzeugung durch die Abregelung zu Spitzenzeiten. In 2023 wurden so insgesamt 11 Terawattstunden grüner Strom nicht erzeugt  – genug, um 6 Millionen Haushalte zu versorgen. Laut dem Fraunhofer Institut benötigt Deutschland bis 2040 etwa 180 Gigawattstunden Speicherkapazitäten, um seine energiepolitischen Ziele zu erreichen, wovon Stand heute weniger als 4 GWh installiert oder in Planung sind. Daher gibt es verschiedene Initiativen, um den Bau, Betrieb und die Finanzierung von Speichern zu erleichtern. Mit dem kürzlich verabschiedeten Solarpaket 1 wurden Speicher z.B. mit PV und Wind gleichgestellt, was die Priorisierung beim Netzanschluss angeht. Bezüglich der Baukosten und Netzentgelte werden derzeit verbesserte Ansätze diskutiert, und es gibt in den ersten Bundesländern (zum Beispiel Niedersachsen) baurechtliche Vereinfachungen. Diese Themen müssen jetzt schnell und sinnvoll umgesetzt werden, wenn wir in Deutschland den Ausbau in der notwendigen Geschwindigkeit schaffen wollen.

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