In Bollingstedt, Ortsteil Gammelund in Schleswig-Holstein wird derzeit das größte Batteriespeicherwerk Deutschlands zur Speicherung von erneuerbaren Energien von dem deutsch-norwegischen Unternehmen ECO STOR GmbH errichtet. Das Projekt ist der Auftakt zu einer Serie von mehreren Gigawatt an Batteriespeicherwerken, die ECO STOR in den kommenden Jahren in Deutschland realisieren wird.
48 Containerstationen
Auf einem ca. 1,2 ha großen Grundstück im Gewerbegebiet Gammelund werden zwei Blöcke vom Typ „ECO STOR ES-50C“ mit jeweils ca. 51,7 Megawatt Leistung und 119 Megawattstunden Speicherkapazität entstehen. Jeder Block besteht jeweils aus
einem 110 kV-Umspannwerk,
16 Containerstationen für die Wechselrichter und Transformatoren und
32 Containerstationen mit modernen Lithium-Ionen-Batterien.
Der Speicher soll zweimal täglich Produktionsüberschüsse an Wind- und PV-Strom über das Hochspannungsnetz der Schleswig-Holstein Netz AG aufladen und diesen erneuerbaren Strom in den morgendlichen und abendlichen Spitzen der Stromnachfrage in das öffentliche Stromnetz zurückspeisen. Damit können rechnerisch rund 170.000 Mehrpersonen-Haushalte für jeweils zwei Stunden morgens und abends mit erneuerbarem Strom versorgt werden.
Warum Großspeicher wichtig sind
Seit vielen Jahren gibt es zwar schon Batteriespeicher für Haushalte und Gewerbe, in den Stromnetzen gab es aber bisher nur Größenordnungen zwischen ca. 1 und 10 Megawatt. Auch die Betriebsmodelle wie z.B. die Primärregeleistung waren noch weit davon entfernt, als echter Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage im Stromnetz und Strommarkt gelten zu können.
Speicherprojekte wie Bollingstedt treten nun an, die noch offene Lücke der Versorgungssicherheit nach und nach zu schließen, den weiteren Zubau an erneuerbaren Energien zu ermöglichen und Strompreisschwankungen zu dämpfen. Finanziert werden sie mit privatem Kapital wie auch bisher die meisten Erneuerbaren-Energien-Projekte.
Der Speicher wird in Echtzeit an die Marktplätze gekoppelt, an denen der Strom aus Wind- und PV-Anlagen angeboten wird. Die Aufladung des Batteriespeichers geschieht in Zeiten günstiger Strompreise im Großhandel. Das ist insbesondere der Fall, wenn viel Sonne scheint oder Wind weht und die vielen PV- und Windkraftwerke bei voller Last produzieren. Umgekehrt entlädt sich der Speicher in Zeiten hoher Strompreise – also zu Zeiten mit wenig erneuerbarem Strom im Netz. Damit soll der erneuerbare Anteil am Strommix gesteigert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.
Änderung der Steuerregelung nötig
Damit die Standortgemeinden von Projekten profitieren können, muss die aktuelle Gesetzeslage angepasst werden. ECO STOR, EPW und der Bürgermeister Marc Prätorius fordern von der Politik Änderungen bei der Gewerbesteuer-Gesetzgebung: Eine aktuell bereits für Wind- und PV-Kraftwerke geltende Regelung, die eine Zuteilung von 90 % der anfallenden Gewerbesteuer zugunsten der Kommunen vor Ort vorgibt, ist auf Batteriespeicherwerke derzeit noch nicht anwendbar. In Zusammenarbeit mit Verbänden plädiert ECO STOR für die Anpassung des Gewerbesteuerrechts im Zuge des Jahressteuergesetzes 2024. Dies fördere den Strukturwandel ländlicher Regionen und sei dringend erforderlich, um in der Bevölkerung die notwendige Akzeptanz für große Infrastruktur-Maßnahmen zu schaffen und auch zu erhalten.