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topplus Studie zur Prozesswärme

Wasserstoffnetz reicht nicht aus: Ohne Verteilnetze keine Prozesswärme

Ein großer Teil der via Erdgas zur Verfügung gestellten Energiemenge wird in der Industrie für die Erzeugung von Prozesswärme gebraucht. Darum fordert der DVGW mehr Beachtung des Verteilnetzes.

Lesezeit: 3 Minuten

Deutsche Industrie- und Gewerbebetriebe haben in den vergangenen Jahren um die 200 Terawattstunden (TWh) Energie jährlich als Prozesswärme benötigt. Das entspricht fast einem Zehntel des Endenergiebedarfs (Referenzjahr: 2020) von 2.318 TWh und einem Fünftel des Gasbedarfs in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) durchgeführt wurde.

Als Prozesswärme wird jener Anteil der Wärme bezeichnet, die für bestimmte technische Verfahren und Prozesse zur Herstellung, Weiterverarbeitung oder Veredelung von Produkten genutzt wird. Dabei werden Temperaturen zwischen 100 und 1.500 Grad Celsius erzeugt.

Wasserstoffkernnetz reicht nicht

Das Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg (DBI) hat für die Studie die entsprechenden Branchen und Gasabnehmer analysiert und über 5.600 Industriestandorte erfasst. Über eine Entfernungsanalyse der Industrie- und Gewerbestandorte wurde ermittelt, welche aktuell an das Gasfernleitungs- bzw. -verteilnetz angeschlossen sind und ob sich diese Standorte durch das geplante und in der vergangenen Woche von der Bundesnetzagentur (BNetzA) genehmigte Wasserstoff-Kernnetz versorgen lassen.

Viele Unternehmen mit energieintensiven Bedarfen für Produktionsprozesse befinden sich in der Fläche. Die Verteilnetze versorgen 80 % der Industrie- und Gewerbestandorte in Deutschland und decken deren Gasbedarf für die Erzeugung von Prozesswärme. Große Industriestandorte werden größtenteils über das Erdgas-Fernleitungsnetz versorgt, das zukünftige Wasserstoff-Kernnetz orientiert sich an großen Hubs der chemischen Industrie.

27 % dieser Standorte sind weniger als ein Kilometer davon entfernt. Über drei Viertel (78 %) des Gasbedarfs für Prozesswärme wird allerdings in einer Entfernung von über einem Kilometer zum Wasserstoff-Kernnetz entstehen. Etliche Industrieunternehmen und viele kleinere Standorte des sonstigen verarbeitenden Gewerbes beziehen Gas aus dem Verteilnetz. Zur Versorgung dieser Standorte wird daher ein wasserstofffähiges Verteilnetz benötigt.

Arbeitsplätze in Gefahr

„Der Fokus beim Ausbau der Wasserstoffinfrastrukturen muss stärker auf die Verteilnetze gelegt werden. Ihnen kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie sind es, die die grüne Energie der Zukunft auf molekularer Basis dorthin bringen, wo sie benötigt wird: zu Industrie- und Gewerbestandorten, zu Kraftwerken, Wärmenetzen und in die Haushalte“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW.

„Prozessbedingt lassen sich nicht alle Betriebe, die heute Erdgas aus dem Verteilnetz für ihre Prozesswärme beziehen, auf elektrische Systeme oder Verfahren umstellen. Bei einem Wegfall der Gasversorgung und ohne die Möglichkeit, Wasserstoff über die Verteilnetze zu beziehen, wären diese gezwungen, ihre Produktion einzustellen. Dies hätte mit Blick auf die Wirtschaftskraft von Industriestandorten erhebliche Auswirkungen“, warnt DVGW-Chef Linke.

Betroffen wären davon bundesweit rund 770.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Landkreisen und Kommunen ohne zukünftige Wasserstoffversorgung, so die Berechnungen von DMT Energy Engineers, eine an der Studie beteiligte Tochter des TÜV Nord, mit Blick auf eine mögliche Versorgungslücke. Dies entspräche etwa 10 % der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe.

 

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