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topplus Widersprüchliche Förderung

Wildpflanzen für Biogas: Großprojekt in Gefahr

Wegen unzureichender Förderung stellen in Nordbayern viele Energiepflanzen-Lieferanten den Anbau von blühenden Wildpflanzen wieder ein. Damit geht großes Biodiversitätspotenzial verloren.

Lesezeit: 3 Minuten

Bis vor Kurzem war es das wohl größte Projekt zum Anbau von Wildpflanzen in Deutschland: Über 50 Landwirte im bayerischen Landkreis Rhön-Grabfeld hatten 120 ha mit dem Veitshöchheimer Hanfmix sowie der Mischung „Präriemix“ angebaut (siehe Veitshöchheimer Hanfmix: Wilde Blühpflanzen für Bienen, Boden und Biogas | top agrar online). Als nächstes sollte die Grenze von 200 ha erreicht werden. „Doch jetzt sind wir nur noch bei knapp 20 ha, viele Landwirte stellen wieder um“, bedauert Mathias Klöffel, Kreislandwirt und Mitgeschäftsführer der Agrokraft, die mehrere Biogasanlagen im Landkreis entwickelt hat.

Beginn vor acht Jahren

Hintergrund ist die unzureichende Förderung. „Vor acht Jahren haben wir begonnen. Damals hatte der Bayerische Naturschutzfonds das Projekt gefördert. Später wurde der Anbau von Blühpflanzen in das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) aufgenommen und mit 450 €/ha gefördert“, erklärt Klöffel.

Doch während die Förderung für Blühpflanzen 450 €/ha Anbaufläche beträgt, gab es andere Förderprogramme, die aktuell für viele Landwirte attraktiver waren, wie z.B. ein Programm zum Humusaufbau. „Damit erhalten sie für die gesamte Betriebsfläche 340 €/ha, was Maßnahmen wie den Kleegrasanbau wirtschaftlicher macht als den Blühpflanzenanbau“, sagt Klöffel. Denn auch beim Anbau von Blühpflanzen gibt es in der trockenen Region mehr Anbaurisiken. So kann es sein, dass die Saat nicht aufgeht. Wie aktuelle Berechnungen der Agrokraft zeigen, ist für den wirtschaftlichen Anbau des Hanfmixes mindestens ein Erlös von 700 bis 800 €/ha nötig. Das hat dazu geführt, dass viele Hanfmix-Anbauer im letzten Jahr umgeschwenkt sind.

Viele Argumente für die Mischung

Dabei gibt es aus landwirtschaftlicher, naturschutzfachlicher und gesellschaftlicher Sicht viele gute Argumente, warum der Hanfmixanbau von Vorteil ist: „Mit dem Veitshöchheimer Hanfmix steht Bayern bundesweit an der Spitze für Lösungsansätze zum Konfliktfeld Landwirtschaft/ Klimawandel/Ökologie z.B. Arten-, Wasser-, Bodenschutz. Die Mischung bietet ein Konzept, das auch in der konventionellen Landwirtschaft durch Anbau und Nutzung gleichzeitig z.B. die Bienen rettet“, argumentieren der Bayerische Bauernverband und die Agrokraft GmbH in einem Schreiben an Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

Weitere Pluspunkte, die größtenteils wissenschaftlich belegt sind:

  • In trockenen Jahren liefert die Blühmischung teilweise mehr Ertrag als Energiemais.

  • Vorteil gegenüber Brache: der beerntete Bestand bietet im Spätsommer frischen Aufwuchs mit einer Nachblüte bis in den Herbst.

  • Es gibt eine hohe Dichte von Vogelbrutrevieren in den Beständen, weil viel Insektenbiomasse vorhanden ist.

  • Insekten mit hoher Bestäuberleistung für landwirtschaftliche Produkte und Fraßfeinde von landwirtschaftlichen Schadorganismen werden gefördert.

  • Mit Biogas-Blühfeldern mit Veitshöchheimer Hanfmix können wertvolle Rückzugsgebiete und verbesserte Lebensräume, sowie CO2-Senken geschaffen werden.

  • Weitere Vorteile sind Bodensanierung: Das Nitrat wird im Boden zurückgehalten und abgebaut.

Die Forderungen

Aus diesem Grund wünscht sich die Agrokraft folgendes:

  • Der Hanfmix sollte in Konzepte zum Biotopverbund, Insektenschutz, Gewässerschutz etc. integriert werden. Er ist die landwirtschaftlich nutzbare Anbaulösung für das Projekt „Rettet die Bienen“.

  • Es sollten förderungsunschädlich zusätzliche Geldquellen zugelassen werden, beispielsweise bei: Naturschutz (Biodiversitätsleistung), Projekten wie Boden:ständig (Grundwasser- und Bodenschutz), Jagd (Förderung von Niederwild), Imkerei (Trachtband), „Bienenstrom“, Verkauf von CO2-Zertifikaten (Speicherpotenzial).

  • In vielen Projekten ist nur Regiosaatgut als Saatgutmischung zugelassen. Um mehr Effizienz für die Biodiversität erreichen zu können, ist das Schützen durch Nützen zu erlauben. Reine Regiosaaten können aufgrund des Klimawandels nicht mehr die Leistungen erbringen, die ursprünglich angedacht waren, zeigen Forschungsergebnisse der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Eine Überarbeitung von Blühflächendefinitionen, Brachen und Naturschutzleistungen wäre hier sinnvoll und notwendig im Rahmen der Klimaveränderung.

  • Der Veitshöchheimer Hanfmix ist eine landwirtschaftliche Kultur, die geerntet wird und nicht sich selbst überlassen wird. Ein Vorteil gegenüber vielen Brachen ist hier für die Artenvielfalt, dass sich kein "undurchdringlicher Filz" bildet in dem es z.B. keinem Bodenbrüter gefällt.

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