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topplus Propeller, Partikel, Pflanzen

Windenergieanlagen: Was ist mit dem Abrieb?

An Windenergieanlagen entsteht Abrieb. Dieser kann Mikroplastik und Feinstaub freisetzen. Wir klären, ob das negative Folgen für Böden und die Nahrungsmittelproduktion hat.

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Der Abrieb von Oberflächen­material beim Betrieb von Windenergieanlagen beschäftigt Landwirte, Konsumenten und die Wissenschaft. Könnten Kleinstteilchen die landwirtschaftlichen Erzeugnisse belasten? Wie gefährlich sind die Substanzen?

Weitaus mehr Abrieb von Autoreifen

Vor allem aus den Rotorblättern gelangt Material in die Umwelt. Der Abrieb besteht aus verschiedenen Bestandteilen. Das können Kunstharze, Glas- und Karbonfasern, Folien und Lacke sein. Es können Mikroplastik, Feinstaub und auch PFAS freigesetzt werden.

Das Fraun­hofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) hat errechnet, dass sich bei vollständigem Abrieb der Oberfläche pro Jahr für bundesweit rund 31.000 Anlagen eine maximale Belastung von 1.400 t Mikropartikeln jährlich ergibt. Der tatsächliche Wert ist wahrscheinlich viel geringer. „Der jährliche Abrieb von Reifen liegt mit 102.090 t und von Schuhsohlen mit 9.047 t drüber“, sagt ein Sprecher des Umweltbundesamtes (UBA), Dessau.

(Noch) keine nachweisbare Belastung

Bisher ist nicht ausreichend erforscht, wie hoch die genaue Menge und die räumliche Verteilung bzw. die Konzentration in Abhängigkeit der Entfernung von einer Windenergieanlage der durch Rotoren freigesetzten Partikel ist. Auch der Landesregierung NRW liegen keine Hinweise auf eine relevante Belastung von ­Böden, Trinkwasser oder Lebensmitteln durch Mikropartikel vor, die durch den Abrieb von Windenergieanlagen hervorgerufen werden.

Zumindest noch nicht. Dr. Melanie Braun von der Universität Bonn könnte das ändern. Die Bodenkundlerin entwickelt eine Methode, um herauszufinden, wie viel Kleinstplastik – sogenanntes Nanoplastik – sich im Boden befindet.

Nanoplastik im Essen?

„Nano“ bezeichnet winzige Teilchen zwischen 1 und 100 nm (ein zehntausendstel Milli­meter). „Pflanzen sind in der Lage, Nano­teilchen aus dem Boden über ihre Wurzeln aufzunehmen“, berichtet die Forscherin. Ob Partikel aufgenommen werden, hängt vor allem von deren Eigenschaften ab, wie beispielsweise deren Größe oder Ladung.

Pflanzen können grundsätzlich auch Nanoplastik aufnehmen. Das ist ein Problem, weil dieses so in die Nahrungskette gelangen kann. Es ist also denkbar, dass Nanoplastik durch den Abrieb von Windkraftanlagen in landwirtschaftliche Erzeugnisse gerät.

Eine Frage der Konzentration

„Der größte Anteil des Abriebs entsteht bei hohen Umlaufgeschwindigkeiten“, erläutert der UBA-Sprecher. Folglich werden die Partikel bei hohen Windgeschwindigkeiten weit verteilt und die lokale Konzentration des Abriebs nimmt ab.

„Die einzelne Pflanze wiederum nimmt nur etwa 1 % der Teilchenkonzentration in ihrer Umgebung auf, und davon wiederum gelangt je nach Pflanze nur ein geringer Teil in den essbaren Teil der Pflanze“, ordnet Braun ein. Dann bleibt die Frage: Ist das Partikel toxisch und wie hoch ist die Konzen­tration im essbaren Teil bzw. im Endprodukt?

Fazit: Aktuell keine Gefahr

Insgesamt ist der Abrieb von Windenergieanlagen aus bisheriger wissenschaftlicher Sicht nicht nur in unmittelbarer Nähe von Windenergieanlagen, sondern auch auf großräumiger Skala im Vergleich zu anderen Quellen eher vernachlässigbar und stellt keine vordergründige Gefahr für die Böden bzw. landwirtschaftliche Nutzung dar.

Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Kunststoffe in Böden gelangen. Für eine belastbare Einschätzung fehlen jedoch vor allem Daten zu Bodenbelastung und Beschaffenheit der abgeriebenen Partikel.

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