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Windradflügel abgebrochen: Wie geht es für Anwohner und Landwirte weiter?

Landwirte im Kreis Gütersloh sind besorgt: Wie geht es nach dem Störfall an der Windkraftanlage in Langenberg weiter?

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Bei einer Windenergieanlage (WEA) in Langenberg im Kreis Gütersloh kam es vor zwei Wochen zu einem Zwischenfall. „Es stürmte heftig und plötzlich knallte es“, berichtet eine Augenzeugin. Eines der drei über 80 m langen ­Rotorblätter war abgebrochen. Die Trümmer flogen aus über 160 m Höhe in die Tiefe. Scharfkantige Teile und Splitter verteilten sich auf den umliegenden Flächen. Polizei und Feuerwehr sperrten das Gebiet im Umkreis von 500 m um die Anlage herum ab. Der Kreis ordnete an, die Flächen unterhalb des Windrades nicht zu betreten. Der Hersteller nahm die Anlage sofort vom Netz.

Doch wie geht es jetzt für Anwohner und Landwirte weiter? Die nächste Bebauung ist knapp 550 m vom havarierten Windrad entfernt. Auf den landwirtschaftlichen Fläche rund um die Unfallstelle wachsen teils Zwischenfrüchte, teils steht dort noch Mais. Die Landwirte sind in Sorge: Wann dürfen sie auf die Felder? Wir haben mit den Experten vor Ort gesprochen.

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„Wir arbeiten mit Hochdruck“

Die Turbine der havarierten Anlage stammt von Nordex in Hamburg. Sie war seit Sommer 2023 in Betrieb. „Prinzipiell wird bei jeder Wartung fast jedes Element der Anlage angesehen“, berichtet ein Sprecher. Noch ist unklar, wie es zu dem Unfall kam. Die Untersuchungen stehen erst am Anfang.

„Wir nehmen das Thema sehr ernst und bedauern die Situation für alle Beteiligten sehr“, teilen sowohl der Nordex-Sprecher als auch der Vorstand der Betreiberin, die Rheda-Wiedenbrücker Energiegenossenschaft, Hubert Leiwes, mit. Man arbeite seit Tagen gemeinsam mit Hochdruck daran, die Bruchstücke zu beseitigen und das beschädigte Rotorblatt so schnell wie möglich durch ein neues auszutauschen. „Unser Ziel ist es, dass die Flächen so schnell wie möglich wieder einwandfrei bewirtschaftet werden können“, erklären die Verantwortlichen. Das Szenario sei „beherrschbar“.

Sind die Teile giftig?

Zum Glück wurde niemand verletzt. Auch befanden sich während der Havarie keine Tiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen, in der direkten Umgebung. Pferde, die auf den Flächen grasten, wurden woanders untergebracht. Trotzdem gibt es Bedenken, ob die Trümmer giftig und gesundheitsgefährdend sind. Hierzu teilt Nordex auf Anfrage mit, dass die größte Gefahr darin besteht, dass scharfkantige Teile zu Verletzungen führen können. „Die Materialien selbst sind nicht giftig, sind nicht wasserlöslich und stellen somit auch keine Gefahr für das Grundwasser dar“, betont der Sprecher. Theoretisch könnten die Trümmer im Hausmüll entsorgt werden. Das passiert in diesem Fall aber nicht. Die eingesammelten Bruchstücke werden nämlich für die Ursachenanalyse zusammengetragen. Danach sollen die Verbundwerkstoffe recycelt werden.

Viele tausend kleine Bruchstücke

Die Havarie der WEA in Langenberg hat bei den Anwohnern für Aufregung gesorgt. Trotzdem gilt es aus Sicht von Dr. Dipl.-Ing. agr. Gerhard Dumbeck, öffentlich bestellter Bodengutachter der Landwirtschaftskammer NRW, jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren. „Die drängendste Aufgabe ist jetzt das zügige Entfernen des noch an der Narbe verbliebenen Flügelrestes. Denn bei stärkerem Wind verbreiten sich von dort aus weitere Bruchstücke und kleine Splitter“, so der erfahrene Experte. Bisher liegen diese in einem trapezförmigen Korridor, der mit der schmalen Seite im direkten Umfeld der WEA beginnt. Dumbeck befürchtet weitere extrem starke Verunreinigungen, wenn Wind oder gar Sturm aus anderen Windrichtungen Splitter auf bisher nicht betroffene Felder, Wiesen oder Wälder bläst.

Bereits jetzt hat eine Spezialfirma damit begonnen, die am Boden liegenden Flügelreste vom großen Bruchstück bis zum gerade erkennbaren Splitter aufzusammeln. Diese Arbeit wird ihre Zeit in Anspruch nehmen. Das ist gerade bei den noch nicht geernteten Flächen ärgerlich, da Mais zum Beispiel erst dann gedroschen werden kann, wenn sich keine Flügelsplitter mehr auf der Fläche befinden. Ein Bereinigen nach dem Dreschen ist geradezu aussichtslos.

„Alles was an der Bodenoberfläche sichtbar ist, muss eingesammelt werden“ ist die klare Forderung des Bodenexperten, der schon vier Havarien als Gutachter begleitet hat. Damit die Mitarbeitenden der Spezialfirma überhaupt eine Chance haben, fordert Dumbeck dazu auf, bis auf Weiteres in dem betroffenen Bereich auf jegliche Bodenbearbeitung zu verzichten. „Ein Unterpflügen der Splitter kann keine Option sein, da sich die Splitter im Boden nicht zersetzen und dort für sehr lange Zeit verbleiben werden.“

Wie sich die weiteren Aufräumarbeiten gestalten, ist noch offen. Von Vorteil ist aber, dass die Vegetation jetzt langsam zur Ruhe kommt und die Splitter nicht so schnell von Pflanzenbeständen überwachsen werden. Deshalb ist Dumbeck zuversichtlich, dass sich die extrem starken Verunreinigungen durch die in der Landschaft verstreuten Splitter zur Zufriedenheit der Landwirte und Grundeigentümer entfernen lassen.

Im Gespräch bleiben

Von der Verunreinigung mit Bruchstücken und Splittern sind landwirtschaftliche Nutzflächen, Gärten und Privatgrundstücke von mehr als zehn Grundstückeigentümern oder Bewirtschaftern betroffen. „Aktuell stehen noch viele Fragen im Raum“, wie Martin Schmidt, Bezirksstelle für Agrarstruktur Ostwestfalen-Lippe, erläutert. Für die Landwirte sei es wichtig, wann sie wieder auf den Flächen arbeiten können. Die weitere Anbauplanung für die betroffenen Ackerflächen hänge im Moment noch in der Luft. Die Landwirte ärgere auch der zeitliche Mehraufwand, den diese erbringen müssen. Die Betroffenen müssen selbst aktiv werden, um ihre Interessen in dem Schadensfall zu vertreten. Bei einem Ortstermin mit allen Beteiligten sei die Gesprächsatmosphäre aber konstruktiv und sachlich gewesen.

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