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Wo Agri-PV Vorteile gegenüber Solarparks bringt

Das Unternehmen Feldwerke konzipiert bis zu 50 MW große Agri-Photovoltaikanlagen mit Trackern. Die Landwirtschaft steht dabei im Mittelpunkt.

Lesezeit: 5 Minuten

Seit Oktober 2023 ist das Startup „Feldwerke Solar“ aus München am Start mit dem Ziel, Landwirtschaft und Energie zu kombinieren und der Landwirtschaft eine neue Perspektive zu bieten. Warum das Unternehmen auf Tracker setzt und privilegierte Projekte für zu klein hält, erklärt Mitgeschäftsführer Nicolai Reiners.

Ihr Unternehmen hat sich auf Agri-PV spezialisiert. Noch wird der Markt von Projektierern von klassischen Solarparks dominiert. Welche Perspektiven sehen Sie in der kombinierten Nutzung?

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Reiners: Die Agri-PV ist eine gute Möglichkeit, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen, ohne die Landwirtschaft zu vernachlässigen. Mit dem Solarpaket 1 hat das Thema neuen Auftrieb bekommen, u.a. wegen der höheren Vergütung und dem eigenen Ausschreibungssegment.

Viele Forschungsprojekte gerade in Süddeutschland setzen auf die Schutzfunktion der Module bei Sonderkulturen als Ersatz für Hagelschutznetze oder als Schattenspender für Obst. Wie bewerten Sie diesen Ansatz?

Reiners: Wenn es wirklich Synergien zu Sonderkulturen gibt, ist das interessant. Schwierig sind dagegen hoch aufgeständerte Anlagen, um darunter klassische Ackerfrüchte anzubauen. Wegen der hohen Stahlkosten und der teureren, lichtdurchlässigen Module sind diese Anlagen meist nicht wirtschaftlich.

Wie sieht Ihr Konzept aus?

Reiners: Wir konzentrieren uns auf Anlagen auf Ackerflächen. Wir setzen dabei auf einachsig nachgeführte Tracker. Unsere bisherigen Projekte liegen in der Größenordnung von 10 bis 50 MW Leistung. Zudem bieten wir eine Agri-PV Lösung für Grünland und Beweidung, bei der sogar etwas mehr kWp pro Hektar installiert werden können und somit auch Flächen von unter 10 ha umsetzbar sind.

Damit liegen Sie aber deutlich über den privilegierten Anlagen, die meist nur 1 MW haben.

Reiners: Das stimmt. Aber diese kleinen Projekte sind schwierig umzusetzen, da die spezifischen Kosten pro kW schnell 20 % höher sind als bei einer Anlage mit 10 MW. Dazu kommen die Kosten für den Netzanschluss, die einer größeren Anlage im Verhältnis deutlich niedriger sind.

Bekommt eine kleinere Anlage aber nicht eine höhere Vergütung?

Reiners: Nicht unbedingt. Wir müssen uns zwar bei Anlagen größer 1 MW an einer Ausschreibung beteiligen. Aber es gibt seit dem Solarpaket 1 ein eigenes Segment für besondere Solaranlagen wie die Agri-PV. Der Höchstgebotspreis liegt wie bei den Anlagen unter 1 MW bei 9,5 ct/kWh. Zudem steigt das Ausschreibungsvolumen im nächsten Jahr von 300 MW in diesem Jahr auf 800 MW an, sodass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, einen Zuschlag zu erhalten.

Wie funktioniert die einachsige Nachführung und was bringt sie?

Reiners: Die Anlagen sind in Ost-West-Richtung ausgerichtet und folgen dem Stand der Sonne in der Himmelsrichtung und der Neigung. Die Module können wir bis zu 78 Grad in jede Richtung schwenken. Wenn der Landwirt die Fläche bewirtschaften will, kann er sie manuell von der Bewirtschaftungsseite wegdrehen, damit sie nicht durch Steinschlag oder ähnlichem beschädigt werden. Die Achshöhe beträgt 2,80 m. Dank der Nachführung können wir 600 bis 850 kW/ha installieren und sind damit gar nicht mehr so weit weg von der klassischen Freiflächen-PV. Aber dafür kann der Landwirt auf 85 % der Fläche ganz normal weiterwirtschaften. Ein weiterer Vorteil ist die homogene Licht- und Wasserverteilung. Wie der Vergleich von Testanlagen zeigt, kann der Stromertrag einer Agri-PV-Anlage mit Trackern bis zu 20% über einer klassischen Freiflächenanlage liegen. Energiewirtschaftlich hat die Nachführung den Vorteil, dass der Strom über einen längeren Tageszeitraum produziert wird und nicht hauptsächlich in der Mittagszeit.

Erkennen das die Netzbetreiber beim Netzanschluss an?

Reiners: Ja, wir können argumentieren, dass ein Park mit 12 MW höchstens 10 MW Leistung auf einmal einspeist, also nicht die maximale Anschlussleistung benötigt.

Tracker bedeuten bewegliche Teile. Macht das die Anlagen nicht störanfälliger?

Reiners: Das Argument hören wir häufiger, aber das ist nicht der Fall. Wir verzichten auf Hydraulik oder Gasdruckfedern, sondern setzen schlichte Elektromotoren ein, die sich bei Störungen schnell tauschen lassen. Ein Elektromotor von der Größe einer 1l Flasche steuert Modulreihen bis 120 m Länge. Die Modulreihen werden zeitlich versetzt bewegt, damit nicht alle Elektromotoren auf einmal arbeiten und hohe Stromspitzen verursachen.

Was kann der Landwirt auf der Fläche anbauen?

Reiners: Bis auf hochwachsende Kulturen wie Mais, Sonnenblumen oder Raps hat er völlige Freiheit. Die Reihen liegen 9 bis 14 m auseinander. 1-2m um die Ständer kann er Blühstreifen anlegen.

Was hat der Landwirt davon, wenn er mit Ihnen zusammenarbeitet?

Reiners: Wir bieten ihm eine Pacht für den Anlagenstandort. Zwar hat er gewisse Bewirtschaftungsnachteile. Aber dafür kann der Schatten, den die Module spenden, den Pflanzen in heißen Jahren helfen und für mehr Ertrag sorgen. Standardmäßig beteiligen wir den Landwirt auch am Umsatz, den die Anlage bringt. Eine Agri-PV-Anlage generell ist bei vielen Kommunen besser angesehen als ein klassischer Solarpark, was sich auch in kürzeren Genehmigungszeiten niederschlägt. Der Landwirt erhält damit auch seine Pacht früher. Zuletzt bringen wir als Startup die Motivation mit, Projekte schnell umzusetzen und Probleme neu anzugehen.

Reicht ein einfacher Pachtvertrag wie beim Solarpark?

Reiners: Nein, wir müssen neben der Pacht weitere Punkte regeln. Dazu gehören landwirtschaftliche Details wie die Wuchshöhe oder die Anzahl der Stunden im Jahr, in denen der Landwirt den Verstellmechanismus selbst betätigen kann. Auch enthalten ist die Pflege der Blühstreifen. Basis der Verträge ist übrigens die Norm DIN Spec 91434, die u.a. definiert, dass wir für PV-Anlage, Trafostandort, Blühstreifen usw. maximal 15 % der Fläche in Anspruch nehmen dürfen.

Bei klassischen Solarparks nimmt die Stromvermarktung über die Direktbelieferung in Form von PPA-Verträgen zu. Wie sieht das bei Agri-PV-Anlagen aus? Werden auch sie in absehbarer Zeit unabhängig vom EEG?

Reiners: Das ist teilweise schon heute der Fall. Das EEG ist für die Markteinführung wichtig. Aber auch bei Agri-PV-Anlagen steigt die Zahl der PPA-Verträge. Auch hier bietet das gleichmäßigere Stromertragsprofil einer Trackeranlage gewisse Vorteile bei der Vermarktung.

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