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Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

Was ist Mist wert?

Hähnchenmist und Hühnertrockenkot versilbern

Landwirte können den Wirtschaftsdünger auf vielfältige Weise verwerten und damit einen zusätzlichen Beitrag zum Betriebsergebnis erzielen. Wie hoch, haben sie weitgehend selbst in der Hand.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Janett Peschel, Big Dutchman

In der Geflügelhaltung steht die Produktion von Eiern und Fleisch für den Verbraucher im Vordergrund. Daneben fallen jedoch auch Reststoffe wie Hühnertrockenkot (HTK) und Hähnchenmist an. Diese Reststoffe – oder sollte man sie besser als Neben- oder Koppelprodukte bezeichnen? – rücken seit geraumer Zeit weiter in den Mittelpunkt des Interesses.

Grund: Aufgrund der enthaltenen Nährstoffe und organischen Substanz werden sie immer wertvoller (s. Tabelle 1). Vor allem für Geflügelhalter in Regionen mit hoher Viehdichte ist dies eine erfreuliche Entwicklung, denn aus dem lästigen Restprodukt kann ein attraktives Nebenprodukt werden.

Mittlere Nährstoffgehalte in Wirtschaftsdüngern (Frischmasse)

Vielfältige Verwendung

Landwirte können den anfallenden Wirtschaftsdünger auf vielfältige Weise verwerten und damit einen zusätzlichen Beitrag zum Betriebsergebnis erzielen. Wie hoch und nachhaltig dieser ist, haben sie weitgehend selbst in der Hand. Sie können beispielsweise einen Teil des Hähnchenmistes als wertvollen organischen Dünger auf den eigenen Ackerflächen ausbringen. Damit senken sie die Kosten für Mineraldünger und steigern ferner den Humusgehalt ihrer Böden.

Insbesondere in vieharmen Regionen ist Wirtschaftsdünger begehrt, so dass Lohnunternehmen, die sich auf den Handel und die Lieferung von Wirtschaftsdüngern spezialisiert haben, den Mist aus Regionen mit hoher Viehdichte abholen und in vieharme Regionen liefern. Für Hähnchenhalter bedeutete das häufig, dass sie entweder einen geringen Obolus zahlen mussten oder ihren Mist plus/minus null abgaben.

Ukrainekrieg

Mit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise stiegen die Preise für Mineraldünger plötzlich stark an (siehe Grafik 1). Zeitgleich waren Hühnertrockenkot und Hähnchenmist plötzlich sehr begehrt und die Landwirte konnten ihren Wirtschaftsdünger oft zu sehr guten Preisen verkaufen. Momentan haben sich die Preise wieder beruhigt. Längerfristig dürften sie sich auf einem etwas höheren Niveau als vor der Energiekrise einpendeln.

Bei der Frage „Was ist mein Mist wert?“ spielt die EU-Vereinbarung, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und Europa bis 2050 klimaneutral zu machen, eine entscheidende Rolle. Sie bedeutet nichts anderes, als dass die Nutzung fossiler Energieträger immer teurer wird und bis 2050 ganz auf ihren Einsatz verzichtet werden soll.

Nun müssen vor allem in der Hähnchenmast die Ställe beim Einstallen der Eintagsküken auf etwa 330C aufgeheizt werden, was viel Energie kostet. Dies geschieht heute noch oft mit Erdgas. Doch was können Hähnchenhalter tun, um ihre Energiekosten zu senken und gleichzeitig einen Beitrag zu einer klimaneutralen Produktion zu leisten? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, denn das Problem ist vielschichtig.

Effizient und nachhaltig: Kreislaufwirtschaft

Ein Stichwort ist die Kreislaufwirtschaft: Betreiben Landwirte neben der Hähnchenmast eine Biogasanlage, sind sie in der komfortablen Lage, neben der Biogas-Verstromung mit der entstehenden Abwärme ihre Ställe zu heizen. Das reduziert den Einsatz fossiler Energieträger (häufig Erdgas), und sie können den Hähnchenmist für die eigene, nachhaltige Biogasproduktion nutzen.

Da die Nährstoffe nahezu vollständig im Gärrest bleiben, eignet er sich gut als Dünger auf den Acker- und Grünlandflächen. Um eine aussagekräftige Düngebedarfsermittlung erstellen zu können, müssen die Gärreste aber auf jeden Fall auf ihre jeweiligen Nährstoffgehalte hin untersucht werden.

Nun haben nicht alle Hähnchenhalter eine Biogasanlage – müssen sie auch nicht, denn sie können ihren Mist an Biogasanlagenbetreiber verkaufen. Vor allem in den Veredlungsregionen ist dies seit langem ein gängiges Verfahren, und es gewinnt weiter an Bedeutung. Grund: Mais wird immer teurer und die Betreiber von Biogasanlagen wenden sich günstigeren Alternativen zu.

Außerdem wird der großflächige Anbau von Mais für den Einsatz in Biogasanlagen sehr kritisch gesehen – wo Mais wächst, können keine Nahrungsmittel angebaut werden, so der Tenor. 

Da schneiden die 150 bis 200 m3 Biogas pro Tonne Frischmasse der tierischen Alternative gar nicht schlecht ab.

Vielseitiges Biomethan

Und die Entwicklung geht weiter – Stichwort Biomethanproduktion. Neben der Biogas-Verstromung kann die Umrüstung von der bisherigen Vor-Ort-Verstromung auf die Biomethanproduktion eine interessante Alternative sein. Dies gilt vor allem für größere Anlagen und solche, für die nach 20 Jahren die EEG-Vergütung ausläuft.

Biomethan hat den großen Vorteil, dass es chemisch mit Erdgas identisch ist und in das bestehende Gasnetz eingespeist werden kann. Dies erlaubt die vielseitige Nutzung von Biomethan sowohl zur Strom- und Wärmeerzeugung als auch im Kraftstoffmarkt.

Was bedeutet das für den Hähnchenmist? Deutschlandweit produzieren rund 250 Anlagen Biomethan, und es werden täglich mehr. Auch diese lassen sich hervorragend mit dem Mist „füttern“, und Anlagenbetreiber sind durchaus bereit, den Reststoff zu bezahlen. Der Abschluss längerfristiger Verträge kann sinnvoll sein.

Fazit

Hühnermist entwickelt sich vor allem in Regionen mit hoher Viehdichte vom „lästigen“ Reststoff zum wertvollen Nebenprodukt. Er kann klassisch als Wirtschaftsdünger auf dem Feld ausgebracht werden oder der Erzeugung von Biogas dienen.

Um jedoch die eingangs genannten Klimaziele zu erreichen, wird künftig Biomethan für den Kraftstoffsektor an Bedeutung gewinnen – vor allem, wenn das Gas von „Reststoffen“ wie beispielsweise Hähnchenmist stammt.

Produzieren Landwirte (einzeln oder als Zusammenschluss) selbst Biomethan, ergibt sich über die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) ein weiterer Aspekt: Unternehmen, die in Deutschland CO2-emittierende Kraftstoffe – also Diesel und Benzin – verkaufen, müssen die Treibhausgas-Emissionen, die bei der Verbrennung dieser Kraftstoffe entstehen, kompensieren. Biomethanproduzenten wiederum können THG-Quotenmengen an Inverkehrbringer der THG-Quote im Kraftstoffsektor, wie beispielsweise Shell, verkaufen.

China

Bei allen positiven Aussichten für den heimischen Biomethanmarkt gibt es auch einen Haken: Werden große Mengen des fälschlicherweise als „klimafreundlich“ deklarierten Biokraftstoffes im Sinne der Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) aus China importiert und in Deutschland vermarktet, ist das nicht im ursprünglichen Sinne dieser Richtlinie:

Die chinesischen Biokraftstoffe stammen zumeist nicht aus Reststoffen, sondern werden aus Palmöl hergestellt – und dennoch können deutsche Mineralölkonzerne auf diese Weise ihre Pflicht zur Treibhausgasreduktion erfüllen. Damit ist die heimische Biomethan-Wertschöpfungskette nicht mehr konkurrenzfähig. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Erlöse für Hähnchenmist.

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